Kijani-App unterstützt Kleinbäuer:innen in Subsahara-Afrika bei der Wiederbegrünung

Jijani app
© Justdiggit

Welche Pflanzen gedeihen gut in Subsahara-Afrika? Über eine App erhalten Landwirt:innen lokales Wissen.

Autor*in Joseph Maina:

Übersetzung Sarah-Indra Jungblut, 28.10.24

Über den Erfolg von Begrünungs-Maßnahmen entscheidet die Wahl der geeigneten Pflanzen. Sie müssen dem Klima, den Böden und den allgemeinen ökologischen Bedürfnissen einer Region entsprechen. Vielen Kleinbäuer:innen und Viehzüchter:innen fehlt oft dieses Wissen. Das hat auch mit Veränderungen durch den Klimawandel zu tun. Aus diesem Grund wurde Kijani entwickelt. Die App unterstützt Landwirt:innen in Subsahara-Afrika (SSA) dabei, die richtigen Pflanzen und Bäume für ihre Regionen zu finden und sie bis zur vollen Reife zu pflegen. Über Kijani erhalten die Nutzer:innen digitale Kurse zur Verbesserung der Erträge, zur Gesundheit des Bodens und zur Widerstandsfähigkeit ihrer Lebensgrundlagen.

Jijani app Justdiggit ist eine Organisation, die sich auf die Begrünung geschädigter Landschaften in Afrika konzentriert, um zur Bekämpfung des Klimawandels beizutragen.

Eine digitale Lösung für ein historisches Problem

Die Initiative wurde im August 2024 in Tansania von Justdiggit, einer in den Niederlanden ansässigen gemeinnützigen Organisation, ins Leben gerufen. Sie setzt Programme zur nachhaltigen Wiederherstellung von Landschaften mit positiven Auswirkungen auf das Klima um. Der Startschuss fiel zeitgleich mit dem Nane Nane (Tag des Bauern) des Landes. 350 Millionen Kleinbäuer:innen in Subsahara-Afrika sollen von der kostenlosen App profitieren.

Kijani ist ein Swahili-Wort, das mit „grün“ übersetzt werden kann. Die Kijani-App ist darauf ausgelegt, die laufende Begrünungsmission von Justdiggit zu beschleunigen. Dazu nutzt sie die schnell wachsende Verbreitung von Smartphones in Subsahara-Afrika. Die GSMA prognostiziert bis 2030 eine Smartphone-Verbreitung von 83 Prozent in der Region.

„Wir konnten unseren Impact in den letzten Jahren enorm vergrößern“, so Merel Rikveld, Leiterin der Kommunikation in Europa, im September gegenüber RESET. “Wir haben bereits 18 Millionen Bäume zurückgebracht, fast eine halbe Million Hektar Land wiederhergestellt und 176.000 Haushalte in Kenia und Tansania sind Teil unserer Regreening-Mission. Aber wir wollen noch schneller vorankommen. Deshalb haben wir eine digitale Lösung entwickelt, mit der wir mehr Menschen erreichen können, ohne überall physisch präsent sein zu müssen.“

Kijani steht auch anderen Organisationen, die mit Landwirt:innen zusammenarbeiten, kostenlos zur Verfügung.

Engagement ist ein wesentlicher Bestandteil der Philosophie von Kijani

Nachhaltigkeit muss kein langweiliges oder übermäßig technisches Thema sein. Die Entwickler:innen haben Kijani zu einem unterhaltsamen und benutzerfreundlichen Tool gemacht. „Bevor wir Kijani entwickelten, haben wir viel recherchiert. Wir haben uns nicht nur von Landwirtschafts- oder Umwelt-Apps inspirieren lassen, sondern auch von Apps, die Spaß machen, fesselnd und beliebt sind – wie Duolingo und Strava. In Kijani verwenden wir Auszeichnungen und Quizze, um die App unterhaltsam zu gestalten. Und wir entwickeln noch mehr Gamification- und Community-Funktionen, um es für die Benutzer noch interaktiver und unterhaltsamer zu machen!“ Die App verwendet auch Animationen und Videos, um das Lernen so ansprechend wie möglich zu gestalten.

Landwirt:innen können sich direkt über die App an den Support wenden und Fragen stellen. So kann Justdiggit maßgeschneiderte Unterstützung bieten und gleichzeitig wertvolle Erkenntnisse sammeln, die zur kontinuierlichen Verbesserung und Weiterentwicklung der Plattform beitragen. Die App kann auch ein zusätzliches Instrument für erfahrene Landwirt:innen (Trainern) sein, um andere zu inspirieren und zu informieren.

A demo for farmers Eine Vorstellung der App für Landwirt:innen.

Mit GPS bietet die App Landwirt:innen personalisierte Beratung und macht so die Schulung in der Begrünung bequemer und kostengünstiger.

„GPS ist etwas, das wir kontinuierlich weiterentwickeln“, erklärte Rikveld. “Im Moment haben wir eine Eignungskarte für einige unserer Begrünungstechniken. Landwirte, die ihren Standort mitteilen, erhalten Benachrichtigungen über die Kurse, die für ihr spezifisches Land am relevantesten sind, wodurch der Lernprozess für sie personalisierter und effektiver wird.“

Mit der Einführung in anderen afrikanischen Ländern werden bald weitere Sprachen hinzukommen. Wie bei anderen digitalen Technologie gab es auch bei der Einführung von Kijani Herausforderungen. Dazu gehörten Entwicklungsverzögerungen, unerwartete Fehler und eine langwierige Genehmigungszeit im Play Store. Auch beim Testen waren digitales Analphabetentum und instabile Internetverbindungen eine Hürde. Aber, wie Rikveld erklärte, wurden solche Herausforderungen erwartet und die Entwickler:innen haben sie angegangen. Dadurch wurden ihre Auswirkungen für eine reibungslosere Markteinführung minimiert.

Die Zukunft ist grün

Mit Blick auf die Zukunft ist Justdiggit optimistisch. „Kijani ist als Werkzeug für alle gedacht – von Landwirten, unserer Kernzielgruppe, bis hin zu Organisationen, die sich für die Renaturierung einsetzen. Wir glauben, dass Kijani die Lösung der Wahl für großflächige Landschaftsrestaurierung werden wird. Wir verbessern die App kontinuierlich und konzentrieren uns dabei auf die Verbesserung der Gamification und der GPS-bezogenen Funktionen. Durch die Partnerschaft mit Planet Labs können wir Satellitendaten nutzen, um die Effekte unserer Nutzer:innen in Echtzeit zu monitoren und auf der Grundlage der Ergebnisse Anpassungen vorzunehmen“, so Rikveld.

Die Welt nimmt die Regreening-Initiative zur Kenntnis. Justdiggit bekommt die Gelegenheit, seine Innovation auf der kommenden COP zu präsentieren. „Im Rahmen unserer Bemühungen, Kijani zu fördern und weiterzuentwickeln, wurden wir eingeladen, auf der UNCCD COP16 Innovation Stage zu präsentieren. Dies ist eine fantastische Gelegenheit, unsere Fortschritte zu präsentieren und unsere Vision für die Zukunft der Begrünung zu teilen.“

Logo des Projekts "89 Percent"
© 89 Percent
89 Prozent der Weltbevölkerung wollen mehr Klimaschutz – Zeit, dass sie auch gehört werden!

Mehr als acht von zehn Menschen weltweit wünschen sich von ihrer Regierung mehr Maßnahmen gegen die Klimakrise. Doch den wenigsten ist bewusst, dass sie damit in der Mehrheit sind. Das will die globale Medienkooperation „89 Percent“ ändern.

Offsetra: Mit dem Open-Source-Tool die CO2-Emissionen von Kryptowährungen berechnen und ausgleichen

Mit Carbon.fyi und Offsetra können Ethereum-Nutzer:innen ihre CO2-Emissionen berechnen und anschließend einen Beitrag zu deren Ausgleich leisten.

Der Messenger Delta Chat auf dem Bildschirm
Benjamin Lucks/ RESET
Delta Chat: Unser Nachhaltigkeits-Favorit unter den Messengern – dezentral, effizient und ohne Lock-In-Effekt

Der Messenger Delta Chat ist besonders energiesparend – und hat noch weitere Besonderheiten, die ihn zu einer echten Alternative zu WhatsApp und Co. machen.

homes smart thermostat (1)
©
Datenschutz und schlaue Datennutzung: ecobee zeigt, wie das zusammen passt – und geht eine der größten Emissionsquellen an

Wie können sensible Daten gut geschützt bleiben und gleichzeitig sinnvoll genutzt werden? Ecobee macht mit seinen intelligenten Thermostaten vor, wie das geht – und will so die enormen Emissionen des Gebäudesektors reduzieren.

Messenger: Open Source und Ende-zu-Ende-verschlüsselt – Das sind die sicheren Alternativen zu WhatsApp

Messenger sind für viele Menschen zum wichtigsten Kommunikationskanal überhaupt geworden. Aber nicht alle Anbieter gehen sorgsam mit deinen Daten um. Wir stellen sichere Alternativen vor – und wir haben sie auf Nachhaltigkeit gecheckt.

©
Um 30 Prozent effizienter: Neuer Code reduziert Energieverbrauch von Linux

Das Betriebssystem Linux ist Grundlage für viele Server. Eine neue Codezeile soll nun für mehr Effizienz sorgen – und könnte den weltweiten Energieverbrauch von Rechenzentren um fünf Prozent senken.

Komplex und schwer zu erfassen: Unser digitaler CO2-Fußabdruck – Interview mit Jens Gröger (Öko-Institut)

Unser digitales Leben ist für hohe CO2-Emissionen verantwortlich. Sie entstehen vor allem bei der Herstellung unserer Geräte und beim Betrieb von Rechenzentren. Doch auch einige weniger bekannte Emissionsquellen tragen zu unserem digitalen CO2-Fußabdruck bei. Darüber berichtet Jens Gröger (Öko-Institut) im Interview.

Dezentrale YouTube-Alternative PeerTube: Nachhaltiger dank Peer-to-Peer?

PeerTube ist eine dezentrale YouTube-Alternative. Dank Peer-to-Peer-Verbindungen kann sie auch an Servern vorbei agieren. Ist PeerTube dadurch auch nachhaltiger?