In Kenia eröffnet das weltweit erste Technologiezentrum für Naturschutz

Das Naturschutzgebiet Ol Pejeta ist die Heimat von rund 100 Spitzmaulnashörnern und den letzten beiden Breitmaulnashörnern.

Im Kampf gegen Wilderei werden verstärkt Technologielösungen eingesetzt. Für die Entwicklung der nächsten Generation digitaler Lösungen hat das kenianische Naturschutzgebiet Ol Pejeta eigens ein Lab gegründet.

Autor*in Mark Newton:

Übersetzung Mark Newton, 10.07.19

Im Naturschutzgebiet Ol Pejeta in Kenia wurde das weltweit erste Technologiezentrum eröffnet, das sich speziell der Lösung von Umweltschutzfragen widmet. Das Labor, das gemeinsam mit Fauna & Floral International (FFI), Liquid Telecom und Arm eröffnet wurde, soll innovative Lösungen unter Einsatz vernetzter Technologien entwickeln, um gefährdete Arten vor Wilderei zu schützen und die Bewirtschaftung von Naturschutzgebieten weltweit zu verbessern.

Da das Lab Zugang zu einem eigenen Naturschutzgebiet hat, kann es auch als Testumgebung für andere Forschende genutzt werden, die ähnliche Technologien entwickeln. Dadurch werden die Kosten gesenkt und der Zugang für Wissenschaftler*innen auf internationaler Ebene verbessert.

Aktuell werden in dem Lab von Ol Pejeta modernste Anwendungen im Bereich der Fernerkundung erprobt, die über das Internet der Dinge funktionieren. Mit der Unterstützung von Sigfox – einer Breitbandnetzwerktechnologie von Liquid Telecom – hat das Technologiezentrum neue Trackinggeräte entwickelt, die ältere Funkhalsbänder ersetzen. Die neuen, kleineren Geräte haben nicht nur eine verbesserte Konnektivität und Akkulaufzeit, sondern sind auch weniger störend für Tiere. Darüber hinaus hat das Lab ein Hochgeschwindigkeitsnetzwerk für die Verbindung von persönlichen Geräten und Sensoren im Reservat entwickelt, das eine bessere Sicht auf die Bewegung von Tieren ermöglicht.

Derzeit wird die Technologie zum Tracking von Rinderherden im Reservat eingesetzt. Ol Pejeta beabsichtigt jedoch letztendlich, die Technologie zur Überwachung und zum Schutz seiner Nashörner anzupassen. Das Naturschutzgebiet beherbergt rund 100 Spitzmaulnashörner – die größte derartige Population in Ostafrika – sowie die beiden letzten noch lebenden südlichen Breitmaulnashörner. In Zukunft wollen die Forscher das Internet of Things und die Big Data Science weiter nutzen, um eine Echtzeit-Überwachung der Tiere über eine weitläufige Landschaft hinweg zu ermöglichen.

Joanna Elliott, Senior Director of Conservation Partnerships bei Fauna & Flora International, erklärte zum Projekt:

„Dies ist eine kritische und spannende Zeit für den globalen Naturschutz. Wir haben gerade erst damit begonnen, an der Oberfläche dessen zu kratzen, was möglich ist, wenn es darum geht, Technologien für den Naturschutz einzusetzen. Als weltweit erstes Technologiezentrum für den Naturschutz wird das Ol Pejeta Conservation Technology Lab eine zentrale Rolle bei der Entwicklung technologiegestützter Lösungen spielen, die mit den wachsenden Bedrohungen für die globale Biodiversität Schritt halten können.“

Technologie wird zunehmend als wirksames Instrument im Kampf gegen Wilderei und zur Verbesserung des Wildtiermanagements angesehen. Technologische Lösungen können dabei auf ganz unterschiedliche Weise zum Schutz der Biodiversität eingesetzt werden.

Künstliche Intelligenz

Durch Künstliche Intelligenz und maschinelle Lernalgorithmen können Informationen schnell analysiert werden, was die Effizienz von Überwachungsprogrammen erheblich verbessert, die bisher darauf beruhten, dass Menschen mühsam Informationen durchsuchten. Dies führt nicht nur zu schnelleren Ergebnissen, sondern auch zu Kostensenkungen und ermöglicht die Verlagerung von Arbeitskräften in andere Bereiche.

RESET hat bereits über mehrere Naturschutzmaßnahmen berichtet, bei denen künstliche Intelligenz eingesetzt wird, um einzelne Tiere anhand von Fotos zu identifizieren. Projekte wie GiraffeSpotter arbeiten mit der Öffentlichkeit zusammen, um Fotos von Giraffen zu analysieren und mithilfe einer lauschenden KI können Wildelefanten – und ihre Wilderer – getrackt werden. Ähnliche Technologien wurden außerdem eingesetzt, um effiziente Ranger-Patrouillenrouten zu erstellen und zu planen.

Satellitenhalsbänder

Ältere Ortungshalsbänder basierten meist auf Funkfrequenzen, die es erforderlich machten, dass die Forschenden mit einer Antenne vor Ort waren, ihnen aber nur allgemeine, ungenaue Informationen über den Aufenthaltsort eines bestimmten Tieres geliefert wurde. Obwohl diese ältere Technologie ein wichtiges Element im Naturschutz darstellt, erforderte sie einen hohen Aufwand, um wirksam zu sein und konnte nur zeigen, wo sich das Tier in dem jeweiligen Moment befand – aber nicht unbedingt, wo es sich vorher aufhielt.

Modernere Halsbänder, die mit Satelliten im Orbit verbunden sind, können eine viel bessere Sichtbarkeit gewährleisten und die Bewegungen eines Tieres über einen längeren Zeitraum verfolgen. Solche Geräte werden z.B. in Tansania eingesetzt, um die Wanderung von Elefanten im ganzen Land zu beobachten. Dies hat nicht nur die Arbeit der Ranger erleichtert und beschleunigt, sondern es ermöglicht ihnen auch, in Echtzeit auf Bedrohungen zu reagieren – wie z.B. eine Elefantenherde, die in gefährliche Gebiete oder in eine menschliche Siedlung vordringt.

Drohnen

Auch die Weiterentwicklungen bei unbemannten Fluggeräten wie Drohnen haben einen großen Einfluss auf den Naturschutz. Drohnen können ein Auge am Himmel sein, mit dem man nicht nur Tiere erkennen, sondern auch Daten über ihre Lebensräume und Veränderungen in der Umwelt sammeln kann.

Darüber hinaus können Drohnen auch für unmittelbarere praktische Maßnahmen eingesetzt werden, wie z.B. die Bereitstellung von Materialien in unwegsamen und unbefestigten Gebieten, was eine langfristige Forschungsarbeit unterstützt. Dies kann Zeit, Aufwand und Kosten für den Einsatz von Hubschraubern sparen.

Mehr Infos zum Technologieeinsatz im Bereich Natur- und Artenschutz findest du hier.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

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