Ein abgelegenes Waldgebiet an der Grenze zwischen Ecuador und Peru ist die Heimat der Achuar, einer indigenen Gruppe, die dort seit Jahrhunderten lebt. Mit der Ankunft der Missionare in den 1960er Jahren änderte sich jedoch auch ihr Lebensstil. Die Achuar nutzen seitdem vor allem Motorboote als Transportmittel, da das ausgedehnte Gebiet, in dem sie leben, von vielen Flüssen durchzogen ist. Der dafür benötigte Kraftstoff ist allerdings problematisch: Er ist nicht nur teuer, sondern die mit Benzin betriebenen Bootsmotoren erzeugen außerdem Lärm, der die Tiere vertreibt, die von den Achuar gejagt werden.
Ganz zu schweigen von der Tatsache, dass der Amazonas selbst Ort vieler umstrittener Ölförderprojekte ist. Dies bringt oft die Zerstörung der natürlichen Biodiversität sowie eine Verschmutzung von Boden und Wasser mit sich – und führt dazu, dass indigene Völker das Land verlieren, auf dem Generationen ihrer Ahnen lebten. Der Bau von Straßen wäre allerdings ebenfalls keine tragfähige Lösung, da hierfür der üppige Regenwald abgeholzt werden müsste.
Technologie trifft indigenes Wissen
Die beiden Organisationen ALDEA (Latin American Association for Alternative Development) und NAE (Achuar Nationality of Ecuador) haben sich zusammengeschlossen, um ein neues Transportsystem für die Gemeinschaft der Achuar zu entwickeln. In dem Projekt Kara Solar wird moderne Technologie mit dem Wissen der indigenen Bevölkerung kombiniert.
Das Ergebnis ist ein solar-betriebenes Boot, das „Tapiatpia“. Der Name stammt aus einer Legende der Achuar, nach der ein gigantischen Zitteraal auf seinem Rücken andere Tiere befördert hat. – Ein passender Name für ein Elektroboot, das Menschen durch den Amazonas transportiert.
Die beiden elektrischen Motoren von Tapiatpia werden mit der Kraft der Sonne angetrieben, über die beiden Solarpaneele, die das Dach des Boots bedecken. Die erzeugte Energie wird in Bleisäure-Batterien im rückwärtigen Bereich des Boots gespeichert. Auf der einen Seite moderne Technik, auf der anderen Tradition: Der Schiffsrumpf entspricht dem Design traditioneller Kanus, da dieser Entwurf in Simulationen andere bei Weitem übertroffen hatte.
Die Vision von Kara Solar ist es, ein ganzheitliches Transportsystem zu schaffen, durch das die Achuar nicht nur per Solarboot zur Schule oder zum Arzt gelangen können; es soll auch die Beförderung von Lebensmitteln ermöglichen und Arbeitsplätze schaffen.
Eine saubere Zukunft für die Achuar
Kara Solar hat einen Prototypen des Solarboots entwickelt und sammelt zur Zeit Geld, um ein weiteres Boot zu bauen, die lokale Bevölkerung zu schulen und sogar ein Mikro-Stromnetz zu installieren, das den Achuar saubere Energie liefern kann.
Willst du das Projekt unterstützen? Dann schau dir die Crowdfunding-Seite von Kara Solar an.
Und in diesem Video bekommst du noch weitere Infos:
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original wurde auf unserer englischsprachigen Seite veröffentlicht.