Kaffee gehört in großen Teilen der Welt zur Kultur. Ob am Morgen, in der Mittagspause oder am Nachmittag, eine Kaffeepause ist für die meisten von uns ein fester Bestandteil des Tages. Im Durchschnitt trinken wir in Deutschland pro Kopf 150 Liter Kaffee jährlich. Übrig bleiben etwa 20 Millionen Tonnen Kaffeesatz. Teile davon werden zwar als Dünger oder für Gesichtspeelings verwendet, der Großteil landet jedoch im Müll. Muss das sein? Nein, denn Kaffeesatz enthält großes Potenzial für die Weiter- oder Wiederverwendung!
Pilze aus Kaffee
Im italienischen Florenz ist man auf eine besonders kreative Idee gekommen:Funghi Espresso verwendet Kaffeesatz als Substrat für den Anbau verschiedener Speisepilze. Durch die hohe Konzentration von Mineralien und Nährstoffen in den Kaffeeresten und durch den Anbau in vertikal von der Decke hängenden Netzen können die Pilze ressourcen- und platzsparend wachsen. Das fertige Produkt wird dann als Delikatesse an Restaurants verkauft. Die Idee funktioniert auch zu Hause: Die Firma hat Home Kits entwickelt, aus denen Speisepilze für den Hausgebrauch aus den eigenen Kaffeeresten wachsen. Inspiriert ist das Projekt von der Idee der Blue Economy, die die Ökosysteme der Erde schützen und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen will. Die Reste eines Produktzyklus werden nicht als Müll gesehen, sondern weiterverwendet.
Ökologische Alternative zu Palmöl
Zwei Unternehmer aus Glasgow sind auf eine weitere kreative Idee gekommen, den Kaffeesatz gewinnbringend und zugleich nachhaltig weiterzuverwenden. Sie sammeln Kaffeereste aus Cafés und Büros, transportieren sie zu einer Recycling-Anlage und verarbeiten sie dort zu einem vielseitigen Öl. Das Besondere dabei: Das gewonnene Produkt enthält die gleichen Komponenten wie Palmöl. Öl aus Kaffeesatz ist eine echte, nachhaltige Alternative und kann in den gleichen Bereichen der Lebensmittel- und Pharmaindustrie eingesetzt werden. RESET sprach mit Fergus Moore, einem der Gründer des Projekts über den aktuellen Stand und seine Pläne für die Zukunft.
Schuhe aus Kaffee und recyceltem Plastik
Auch die Bekleidungsindustrie ist bereits auf Kaffeesatz als Material aufmerksam geworden. Das Startup Rens aus Finnland stellt aus einer Mischung aus Kaffeesatz und recyceltem Plastik ein strapazierfähiges Garn her. Die Mischung der beiden Materialien verleiht dem Schuh sowohl wasser-, als auch geruchsresistente Eigenschaften. Noch befinden sich die Sneaker in der Entwicklungsphase, sie sollen Anfang nächsten Jahres auf den Markt kommen.
Innen und außen nichts als Kaffee
Auch in Berlin ist eine Idee für die Weiterverarbeitung von Kaffeesatz entstanden: Das Unternehmen Kaffeeform hat eine Methode entwickelt, den Rohstoff zu Tassen zu verarbeiten. Dabei steht Umweltfreundlichkeit im Zentrum des gesamten Produktionsprozesses. Fahrradkuriere sammeln den Kaffeesatz in Berliner Cafés und Röstereien ein und bringen ihn zu einer sozialen Werkstatt. Dort wird das Material aufbereitet und schließlich in kleinen Betrieben in Deutschland zu Tassen zusammengesetzt. Das fertige Produkt ist als To-Go-Becher sowie in verschiedenen Größen als Kaffeetasse zu erhalten.
Kaffee als Holzersatz
In den USA hat die Firma Pine Mountain schon vor Jahren ein besonderes Produkt etablieren können: Einen „Holzscheit“ aus Kaffeesatz. Der Block ist als Brennstoff für den Kamin oder Ofen entwickelt worden und verströmt außerdem einen aromatischen Geruch während des Verbrennens.
Kaffeesatz ist also alles andere als Abfall, sondern ein vielseitiger Rohstoff. Das Restprodukt kann auf allerlei Arten im Sinne der Kreislaufwirtschaft weiterverarbeitet werden und lässt sich sogar gewinnbringend vertreiben. Und sicher sind die Möglichkeiten in Sachen Kaffeesatz-Recycling noch nicht vollends ausgeschöpft…