Kämpfe und Flucht in Pakistan: Wie NGOs helfen

Seit Monaten ist das Swat-Tal im Norden Pakistans umkämpftes Gebiet von Regierungstruppen und Taliban-Kämpfern. Rund eine Million Menschen sollen auf der Flucht sein.

Autor*in Helge Peters, 18.05.09

Die Welthungerhilfe versorgt in zwei Distrikten (Madan und Swabi) im Norden Pakistans über 5.000 Menschen in Flüchtlingscamps mit Handpumpen für sauberes Trinkwasser, baut Latrinen und Waschräume zur Verbesserung der hygienischen Bedingungen und stellt Decken und Kochutensilien zur Verfügung

. Nach Schätzungen sind rund eine Million Menschen auf der Flucht und suchen Schutz in Flüchtlingscamps und leerstehenden Gebäuden. Ein großer Teil kommt bei Gastfamilien unter, deren Größe so auf 20 bis 30 Personen steigen kann. Die Versorgung der Menschen, die alles zurücklassen müssen, wird zunehmend schwierig. Es gibt kein sauberes Trinkwasser, keine ausreichenden sanitären Anlagen – der Nährboden für den Ausbruch von Krankheiten ist gelegt.

Mit einer kurzfristig bereitgestellten Summe von 70.000 Euro wird die Welthungerhilfe erste Hilfsmaßnahmen mit ihrer pakistanischen Partnerorganisation Sabawon, die im Flüchtlings­gebiet schon tätig ist, einleiten: In zwei gerade errichteten Camps können zunächst 500 Familien – das sind etwa 5.000 Personen – versorgt werden. „Die schwierige Lage im Swat-Tal dürfte noch andauern, und die Situation der Menschen in den Flüchtlingslagern ist schon jetzt katastrophal. Die beengte Situation, die mangelnde Hygiene und die große Hitze machen ihnen zunehmend zu schaffen“, berichtet Marco Obermüller, Programmleiter der Welthungerhilfe in Pakistan.

Plan: Kinder brauchen besondere Hilfe

Das Kinderhilfswerk Plan International hat 100.000 US-Dollar Nothilfe für die Flüchtlinge im pakistanischen Swat-Tal zur Verfügung gestellt. Mit dem Geld sollen Schutzzentren für traumatisierte Kinder eingerichtet werden. Parallel will Plan Pakistan Hygiene- und Gesundheitsschulungen durchführen. Kinder sind von der Massenflucht aus dem nordpakistanischen Swat-Tal besonders betroffen. Viele Mädchen und Jungen sind durch die anhaltenden Kämpfe traumatisiert und brauchen dringend Hilfe. Psychosoziale Betreuung ist eine wesentliche Voraussetzung, um Kinder in den Flüchtlingscamps wieder in Alltagsstrukturen einzubinden und ihnen Halt zu geben. 

“Zahlreiche Mädchen und Jungen haben noch keinen sicheren Platz. Sie sind von den Kriegsgeschehnissen traumatisiert und brauchen jetzt besondere Unterstützung. Die gibt es bisher in den Camps nicht“, sagt Haider Yaqub, Länderdirektor von Plan Pakistan. 

Zunächst ist die Einrichtung von kinderfreundlichen Schutzzentren geplant. Hier können die Kinder spielen, zeichnen und werden von ausgebildeten Helfern betreut. Parallel sollen Hygiene- und Gesundheitsschulungen durchgeführt werden, um zu verhindern, dass durch verunreinigtes Wasser entstehende Krankheiten ausbrechen.

CARE: „Flüchtlingswelle ist ein Eklat“

In den Augen der Hilfsorganisation CARE Deutschland-Luxemburg ist die Flüchtlingswelle in Pakistan ein Eklat. CARE hilft den Menschen vor Ort mit Zelten, Küchenutensilien, Plastikmatten und Moskitonetzen. „Die Flüchtlingswelle in Pakistan ist ein Eklat“, so Dr. Wolfgang Jamann, Hauptgeschäftsführer von CARE Deutschland-Luxemburg. „Die Menschen fliehen unter unwürdigen Bedingungen, meist mit nichts anderem als ihren Kleidern am Körper.“ Jamann nennt vor allem Frauen und Kinder als die Leidtragenden der Flüchtlingskatastrophe in Pakistan. Mehr als 500.000 Menschen sind aufgrund der Kämpfe zwischen Taliban und Regierungstruppen auf der Flucht. Die Zahl erhöht sich laufend. Jamann weiter: „CARE wird in den nächsten Tagen Zelte, Plastikmatten, Moskitonetze, Küchenutensilien, Hygieneartikel und Umhänge an 1000 vertriebene Familien in den Regionen Mardan and Swabi verteilen.“ Dafür ruft CARE zu Spenden auf. Die Verteilungen finden mit Hilfe lokaler Organisationen statt. Danach plant CARE, 60.000 Menschen mit Unterkünften, medizinischer Versorgung, Wasser, aber auch psychologischer Betreuung zu helfen.

Jamann berichtet weiterhin, dass es zu wenig weibliches medizinisches Personal in den Flüchtlingslagern gebe. Aus kulturellen Gründen verweigern Frauen in der Region aber, von Männern behandelt zu werden.

Hand in Hand mit der Gesundheitsversorgung muss die psychosoziale Betreuung vor allem auch für Frauen und Kinder gehen: „Die Kampfhandlungen hinterlassen tiefe Wunden in der Seele. Die Menschen sind traumatisiert. Kinder schrecken zusammen, sobald es laut wird. Sie fürchten sich, wenn Hubschrauber oder Flugzeuge die Lager überfliegen“, so Jamann.

 Von den 485.000 Menschen, die allein in den vergangenen Tagen geflohen sind, konnten bisher nur 15 Prozent in Camps untergebracht werden. „Es fehlt an Notunterkünften und an grundlegenden Hilfsgütern – wie etwa an Hygieneutensilien für Frauen“, erklärt Jamann. Die Lager reichen jedoch nicht aus, um alle Menschen zu beherbergen. Hunderttausende Flüchtlinge haben bei Gastfamilien vorerst Unterschlupf gefunden. Einige Flüchtlinge wurden in Zelten untergebracht, viele warten aber noch auf ihre Notunterkünfte.

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