Jetzt online: Die Rangliste der Pressefreiheit 2016

Wie steht es um den Grad der Freiheit unabhängiger Journalisten, Blogger und Medien? Wo und warum ist die Pressefreiheit besonders gefährdet und welche Stellung nimmt Deutschland in diesem Jahr ein?

Autor*in Simon Dupree, 21.04.16

Die Organisation Reporter ohne Grenzen veröffentlichte vor kurzem die Rangliste der Pressefreiheit 2016“ und bewertet so die Lage der Presse- und Informationsfreiheit in 180 Ländern. Das Fazit ist bedenklich: In den meisten Nationen stagnieren journalistische Freiräume. Hauptmerkmale für die Unterdrückung von unabhängiger Berichterstattung seien „medienfeindliche, oft religiös eingefärbte Ideologien sowie repressive Sicherheitsgesetze“ heißt es in dem Bericht. 

Religiöse Extremisten, Terrorismusbekämpfer, Diktatoren und Autokraten

Leider stehen in dem diesjährigen Bericht abermals negative Entwicklungen im Vordergrund – und das weltweit. So wirken sich in Ländern wie der Türkei, Ägypten oder Russland autokratische Tendenzen gegen die Pressefreiheit aus. In anderen Staaten wie z.B. Libyen, Burundi, Jemen, Irak oder Syrien sind es bewaffnete Konflikte, die Journalisten und unabhängige Medien unter Druck setzen. Vor allem in diesen Regionen fürchten Journalisten oftmals um ihr Leben und werden zu Flüchtlingen. In Nationen Südamerikas wie Mexiko, Kolumbien und Venezuela gefährden wiederum Drogenkartelle und paramilitärische Gruppen die Existenz von Journalisten. Am stärksten verschlimmerte sich die Lage innerhalb des afrikanischen Kontinents. In Ländern wie Burundi, dem Kongo und Uganda sind es v.a. Behörden, die mit Zensur, Drohung, Verhaftung und Gewalt gegen Medien und deren Reporter vorgehen. Die größten Absteiger der diesjährigen Rangliste sind Tadschikistan und Brunei: Während Journalisten in Tadschikistan unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung unter Präsident Rahmon mundtot gemacht werden, nimmt die Pressezensur in Brunei aufgrund der Einführung der Sharia und des Blasphemieverbots zu.

Das Schlusslicht der Rangliste der 180 stellen nach wie vor die von Diktaturen beherrschten und freiheitlich stark eingeschränkten Nationen Turkmenistan (178), Nordkorea (179) und Eritrea (180) dar; dicht gefolgt von Syrien auf Platz 177. In all diesen Ländern, jedoch speziell in Syrien, sehen sich Journalisten oft ungeschützt vor gezielten und brutalen Übergriffen. 

Wie sieht die Lage in Europa aus?

Auch in einigen Ländern Europas wirken sich aktuell Regierungssysteme negativ auf eine kritische Berichterstattung aus. Hier wären speziell Polen und Ungarn aufgrund rechtspopulistischer, nationalistischer Strömungen zu nennen.

Obwohl europäische Länder nach wie vor die Rangliste anführen (Finnland unverändert auf Platz 1, Niederlande auf Platz 2, gefolgt von Norwegen und Dänemark), setze sich die „Erosion der europäischen Vorreiterrolle bei der Pressefreiheit fort“, so Reporter ohne Grenzen. Hauptaugenmerk legt die Organisation hierbei auf Gesetzesentschlüsse gegen Terror und Spionage, sowie Gesetze zur massenhaften digitalen Überwachung. Eine weitere Gefahr für die europäische Pressefreiheit sei die zunehmende Macht von Großkonzernen, die immer mehr Medien kontrollieren und ihre wirtschaftlichen Interessen immer gezielter verfolgen.

Deutschland schafft es in diesem Jahr nur auf Rang 16. Grund hierfür sei die Zunahme von Anfeindungen, bis hin zu Morddrohungen und Attacken gegen Journalisten. So gab es 2015 mindestens 39 gewaltsame Übergriffe, insbesondere bei Pegida-Demonstrationen und bei Kundgebungen rechtsradikaler Gruppen sowie auf Gegendemonstrationen.

Weitere Informationen und exakte Ausführungen zur Rangliste der Pressefreiheit 2016 findet ihr hier.

Krieg und Frieden – ein Informationsportal

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