Jazamiti: 15 Milliarden neue Bäume für Kenia dank Handy-App

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Mithilfe der Jazamiti-App können Menschen in Kenya neue Bäume auswählen und pflanzen. Dabei orientieren sie sich an ökologischen Zonen, um das Land mit 15 Milliarden neuen Bäumen zu füllen.

Autor*in Joseph Maina:

Übersetzung Benjamin Lucks, 07.08.24

Digitale Technologien werden in Kenia häufig dazu genutzt, um Menschen an landesweiten Projekten für Nachhaltigkeit teilnehmen zu lassen. Im Jahr 2022 startete Kenia daher einen ehrgeizigen Plan zur Wiederherstellung des Waldbestandes. In einem Zehnjahresprogramm sollen dabei bis zum Jahr 2032 etwa 15 Milliarden Bäume gepflanzt werden – basierend auf der Beteiligung der Bürger:innen des Landes. Das Land Kenia soll hierdurch einen Waldanteil von über 30 Prozent erreichen.

Unter dem Namen Jazamiti – Suaheli für „Bäume pflanzen“ – sollen die Bürger:innen dazu mobilisiert werden, im ganzen Land Bäume zu pflanzen. Das ehrgeizige Programm ist Teil umfassenderer Bemühungen zur Bekämpfung des Klimawandels. Das ostafrikanische Land leidet schon jetzt unter den Folgen der Erderwärmung. Fünf aufeinanderfolgende unterdurchschnittliche Regenzeiten führten zur längsten und schwersten Dürre der jüngeren Geschichte des Landes.

Forest land cleared for farming in Nyandarua County, Kenya
Joseph Maina / RESET
Geeignetes Farmland in Nyandarua County, Kenia

Beteiligung der Bürger:innen ist Kern des Projekts

Um dieses Problem zu lösen, hat die Regierung über das kenianische Ministerium für Umwelt, Klimawandel und Forstwirtschaft (ICT) die Jazamiti-App entwickelt und auf den Markt gebracht. Das mobile Tool dokumentiert, verfolgt und überwacht die Pflanzung und das Wachstum der Bäume, die im Land gepflanzt werden.

Die App fördert dabei das Engagement der Bürger:innen, indem sie die Interaktion über soziale Feeds, das Teilen von Updates und die Teilnahme an Baumpflanzaktionen ermöglicht. Sie fördert nachhaltige Baumpflanzungspraktiken, um den Umweltschutz zu verbessern. Gleichzeitig dient sie als Informations-Hub über unzählige Baumarten.

Die App ermöglicht es den Menschen in verschiedenen Teilen des Landes geeignete Baumarten für die Anpflanzung in ihren spezifischen ökologischen Zonen auszuwählen. Innerhalb der App können die Nutzer:innen Informationen über die Wachstumsanforderungen, den Nutzen und die ökologische Bedeutung der verschiedenen Bäume erhalten.

Joel Kimani, ein Bewohner des Bezirks Nakuru im kenianischen Rift Valley, hat die App gleich nach ihrer Einführung heruntergeladen. Er nutzte sie dazu, um Bäume auszuwählen, die er auf seiner drei Hektar großen Farm pflanzen wollte. Die App habe es ihm ermöglicht, Bäume auszusortieren, die er vor vielen Jahren gepflanzt hatte. Denn diese waren für seine Region ungeeignet.

„Im Laufe der Jahre kaufte ich auf meinen Reisen in andere Teile des Landes Bäume in Baumschulen und pflanzte sie auf meiner Farm an“, erklärte Kimani gegenüber RESET. „Einige der Bäume gediehen gut, aber einige wuchsen nicht richtig an. Mithilfe der Jazamiti-App habe ich neue Bäume gepflanzt, die für dieses Gebiet geeignet sind. Daher habe ich einige der Bäume ersetzt, die nicht erfolgreich wachsen konnten.“

A screenshot of Jazamiti app
Joseph Maina / RESET
Ein Screenshot der Jazamiti-App

Jazamiti ermutigt Menschen dazu, sich die Hände schmutzig zu machen

Menschen, die Bäume pflanzen, werden nach der Anzahl der gepflanzten Bäume in Kategorien eingeteilt. Die niedrigste Stufe für Anfänger:innen reicht von 1-500 Bäumen, während die silberne Kategorie zwischen 50.000-500.000 Bäume umfasst. Die App gibt den Nutzer:innen Anreize, so viele Bäume wie möglich zu pflanzen. Hierfür bietet sie spielerische Elemente, um die Beteiligung zu fördern.

Nutzende können sich zudem entweder als Einzelpersonen oder als Organisationen registrieren. Bis Juli 2024 zeigte die App, dass im Rahmen des Programms bereits mehr als 241 Millionen Bäume gepflanzt wurden.

Darüber hinaus verfügt die Jazamiti-App über eine Funktion, mit der die Nutzer:innen Baumschulen in ihrer Nähe ausfindig machen können, um kompatible Bäume abzuholen. Personen, die Baumschulen betreiben, können ihr Unternehmen in der App registrieren, damit es leichter gefunden wird. Die App bietet zudem auch Anleitungen zum korrekten Einpflanzen des ausgewählten Baums.

Eigeninitiativ können Nutzende auch Baumpflanzungsaktionen erstellen. Mit dieser Funktion können sie dabei Datum, Uhrzeit und Ort für eine Baumpflanzaktion festlegen und andere zur Teilnahme einladen. Wie bei einer herkömmlichen Social-Media-Plattform können die Nutzenden die Höhepunkte ihrer Baumpflanzaktionen auf Jazamiti mit Fotos und Updates auf ihren Profilen oder über den sozialen Feed der App teilen.

Jazamiti verfügt auch über eine Offline-Funktion, mit der die Nutzer:innen ohne Mobilfunkverbindung auf verschiedene Dienste zugreifen können. Das ist besonders in ländlichen Gegenden nützlich, wo das Mobilfunknetz eher eingeschränkt ist.

Hin zu einer grüneren und nachhaltigeren Zukunft

„Bäume spielen eine entscheidende Rolle bei der Abschwächung des Klimawandels, der Verbesserung der Luftqualität, der Verhinderung von Bodenerosion und der Förderung der Artenvielfalt“, erklärt das Kenya Forestry Research Institute (KEFRI). „Indem die App das Pflanzen von Bäumen zugänglich und ansprechend macht, trägt sie zur Förderung nachhaltiger Umweltpraktiken bei.“

Wenn Joel Kimani über sein Land spaziert, überkommt ihn ein Schwall von Begeisterung und Optimismus bei der Betrachtung der robusten Setzlinge, die er mit Hilfe der Jazamiti-App auf seiner Farm gepflanzt hat. „Dank der App habe ich drei verschiedene Baumarten gepflanzt, die für diese Gegend geeignet sind: Albizia amara, Dombeya torrida und Fraxinus pennsylvanica, auch bekannt als mexikanische Esche. Diese Setzlinge haben neue Hoffnungen in das Potenzial meiner Farm geweckt, das Beste zu produzieren. Ich bin auch froh, mit diesem Programm einen kleinen Beitrag zur Verhinderung weiterer Klimakatastrophen in unserem Land leisten zu können.“

Die deutsche Smartphone-App Klim verfolgt übrigens ein ähnliches Konzept für eine nachhaltige Landwirtschaft. Hier können Nutzer:innen ihre landwirtschaftlichen Betriebe mithilfe kostenfreier Informationen nachhaltiger machen – und erhalten für erfolgreiche Projekte sogar Prämien aus Impact-Fonds.

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