Obwohl die Technologie nach den Maßstäben des 21. Jahrhunderts ziemlich archaisch erscheinen mag, werden immer noch 90 Prozent der internationalen Fracht auf dem Seeweg befördert. Infolgedessen produziert die Cargoindustrie jährlich etwa 940 Millionen Tonnen Kohlenstoff – etwa 2,5 Prozent der weltweiten Gesamtmenge. Forschende vermuten, dass dieser Anteil bis 2050 auf 10 Prozent ansteigen wird.
Die Verringerung und Dekarbonisierung des Frachtverkehrs auf unseren Meeren ist daher ein wichtiges Ziel, um eine kohlenstofffreie Welt zu schaffen. Um dies zu erreichen, werden derzeit verschiedene Methoden entwickelt. Ein neues Konzept ist die CO2-Abscheidung und -Speicherung (OCCS) an Bord.
Wie der Name schon sagt, wird bei OCCS die Technologie der Kohlenstoffabscheidung auf fahrende Schiffe übertragen. Laut dem in Los Angeles ansässigen Entwickler Carbon Ridge ist das Konzept nicht nur erschwinglich, sondern auch nicht-invasiv und potenziell lukrativ.
In dem System werden Schiffscontainer mit Anlagen zur CO2-Abscheidung neben dem Abgastrichter eines Schiffes installiert. Die Abgase des Motors werden vom Carbon Ridge-System aufgefangen, wo das Kohlendioxid und andere Gase durch ein Kompressions- und Verflüssigungssystem getrennt werden. Die „entkohlten“ Abgase können dann ganz normal über den Schornstein abgeleitet werden, während der Kohlenstoff in den Containern in fester Form gespeichert wird.
Im Hafen angekommen, kann dieser Kohlenstoff entladen und entweder dauerhaft gelagert oder zur Herstellung neuer Produkte verwendet werden. Carbon Ridge monetarisiert auch die Gutschriften, die für jede Tonne abgeschiedenen CO2 auf kommerziellen Märkten vergeben werden. Der gesamte CO2-Fußabdruck eines Schiffes soll durch den Einsatz des Systems um bis zu 95 Prozent reduziert werden.
Nach eigenen Angaben ist das System von Carbon Ridge leicht und mit nur geringfügigen Änderungen auf den meisten Frachtschiffmodellen installierbar – und das zu erschwinglichen Kosten. Außerdem soll das Modell etwa 75 Prozent kleiner sein als andere OCCS-Systeme und sei speziell für den Betrieb unter maritimen Bedingungen entwickelt worden.
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Natürlich bringt die Kohlenstoffabscheidung einige Probleme mit sich, insbesondere die Frage, was mit dem Kohlenstoff passiert, wenn er einmal abgeschieden ist. Eine Möglichkeit ist es, den Kohlenstoff zur Herstellung neuer Produkte – wie Kraftstoffe oder Baumaterialien – zu verwenden. Eine andere ist die Speicherung tief unter der Erde in verschiedenen geologischen Formationen. Ehemalige Gas- und Öllagerstätten sind eine beliebte Wahl, da sie bereits seit Millionen von Jahren Gas oder Öl enthalten. Weitere Möglichkeiten sind Salzlagerstätten, Kohleflöze, Basaltformationen und Schieferbecken.
Dekarbonisierung der Fracht
Die Kohlenstoffabscheidung ist jedoch nur eine Möglichkeit zur Dekarbonisierung der Fracht und Schifffahrt. Ein anderer Ansatz erinnert an das Zeitalter der Segelschifffahrt vergangener Jahrhunderte. Mehrere Startups und Unternehmen arbeiten an der Entwicklung von Windkraftgeneratoren für große Frachtschiffe, zum Beispiel rotierende Säulen und Drachen, die am Bug eines Schiffes angebracht werden. Diese Turbinen können dann einen Teil des Schiffsantriebs übernehmen und so die Abhängigkeit vom Öl verringern.
Ein anderer Ansatz ist die Entwicklung KI-gestützter Plattformen, die Schifffahrtsrouten effizienter planen. Große Entfernungen, hohe Geschwindigkeiten und unruhige Meere können den Treibstoffverbrauch und die CO2-Emissionen in die Höhe treiben. Wenn die Routenplanung von Schiffen dagegen effizienter ist, kann ihre Geschwindigkeit und ihr Treibstoffverbrauch verringert werden, was zu großen Einsparungen führen kann.
Letztendlich haben die Methoden zur Dekarbonisierung der Fracht bessere Chancen sich durchzusetzen, die auch für die Reedereien wirtschaftlich sinnvoll sind. Wie ein kürzlich veröffentlichter Bericht zeigt, sind fossile Brennstoffe nicht so billig, wie oft angenommen wird, während erneuerbare Energiequellen von Jahr zu Jahr billiger werden. Alles, was die Treibstoffkosten zuverlässig senken kann, ohne die Fahrpläne oder die Kapazität zu beeinträchtigen, könnte für Schifffahrtsunternehmen attraktiv werden. Reichen wird das allerdings nicht, um die enormen Emissionen der Schifffahrt maßgeblich zu reduzieren. Hier sind entsprechende politische Rahmenbedingungen gefragt.