Internet für alle: Neue gesellschaftliche Chancen oder doch nur neue Märkte?

Lediglich ein Drittel der Weltbevölkerung hat gegenwärtig Internetzugang. Die von Facebook ins Leben gerufene Initiative Internet.org soll auch Menschen in schwach entwickelten Regionen per Internet miteinander verbinden. Doch worum geht es den beteiligten Unternehmen tatsächlich?

Autor*in Frank Wichert, 26.08.13

Lediglich ein Drittel der Weltbevölkerung hat gegenwärtig Internetzugang. Die von Facebook ins Leben gerufene Initiative Internet.org soll auch Menschen in schwach entwickelten Regionen per Internet miteinander verbinden. Doch worum geht es den beteiligten Unternehmen tatsächlich?

Facebook hat kürzlich mit Samsung, Ericsson, MediaTek, Nokia, Qualcomm und Opera eine Partnerschaft gestartet. Das Projekt Internet.org soll 5 Milliarden Menschen mit bezahlbarem Internetzugang versorgen. Dazu setzen die Unternehmen gemeinsam insbesondere auf Daten-Kompressions-Verfahren und billige Smartphones.

Wenn sich das führende soziale Netzwerk mit einigen marktdominierenden Technologieunternehmen zusammenschließt, dann liegt natürlich der Gedanke nahe, dass dies nicht völlig selbstlos geschieht. Tatsache ist, dass die Märkte für die beteiligten Firmen in den USA und Europa weitgehend gesättigt sind. Wachstum erfordert somit eine Expansion in bisher wenig erschlossene Teile der Welt. Damit dort vor allem mobile Technologien und Dienste genutzt werden, muss der Zugang zum Internet billiger werden. Also gründet man eine Initiative, um genau dies zu erreichen. Die News-Plattform für Technologietrends VentureBeat kommentiert dies folgendermaßen: „This is like oil companies making a social good case for why more people should own cars.“

Auch heißt es auf der Website von Internet.org, es handle sich um eine „globale Partnerschaft von führenden Technologieunternehmen, gemeinnützigen Organisationen, lokalen Gemeinden und Experten“. Bislang sind in der Rubrik „Partner“ aber lediglich die Unternehmen aufgeführt. Von gemeinnützigen Mitwirkenden, Gemeinden oder Experten fehlt bislang jede Spur. In der Pressemitteilung gesteht man ein, dass diese Partner erst im Laufe der Zeit hinzutreten sollen. Das offiziell angestrebte Zeil hätte sicher glaubwürdiger kommuniziert werden können, wenn von Anfang an Akteure aus diesen Feldern mit involviert gewesen wären. Es bleibt also abzuwarten, wer sich diesem Projekt noch anschließt und welchen Nutzen es abgesehen von der Wachstumsmöglichkeiten der Firmenpartner hat.

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