Innen und außen nichts als Kaffee – ein Berliner Startup fertigt Tassen aus Kaffeesatz

Das Berliner Startup Kaffeeform fertigt Tassen aus altem Kaffeesatz

Nach dem Kaffee ist vor dem Kaffee – das ist die Devise des Berliner Startup „Kaffeeform“. Hier werden in einem neuartigen Verfahren aus altem Kaffeesatz haltbare Tassen. Gründer Julian Kechner setzt dabei auf nachhaltige Unternehmensführung.

Autor*in Laura Wagener, 20.12.16

Was wäre die Welt ohne Kaffee? Ein trauriger Ort, findet Produktdesigner Julian Lechner und spricht dem schwarzen Wachmacher besonders während seines Studiums in Italien kräftig zu. Eines Tages stolpert der junge Kreative dann über ein entscheidendes Detail: Was passiert eigentlich mit dem ganzen Kaffeesatz, den allein er und seine Kollegen mit ihrem Kaffeekonsum verursachen? Wieviel altes Kaffeepulver muss täglich erst weltweit in den Müll wandern? Im Rahmen seiner Abschlussarbeit entwickeltt der Entrepreneur in spe daraufhin eine Idee, wie alter Kaffeesatz ein zweites Leben bekommen kann: Als Kaffeetasse.

Kaffeetassen made in Germany

Seit seiner Idee sind knapp zwei Jahre vergangen und aus der Idee wurde Realität. Versuchte Lechner anfangs noch, dem Kaffeesatz mithilfe von karamellisiertem Zucker Festigkeit zu verleihen, hat er heute eine neue Formel aus Kaffeepulver, Harzen und pflanzlichen Polymeren entwickelt, die die Tassen nicht nur stabil, sondern sogar Spülmaschinenfest machen. Er gründete das Startup „Kaffeeform“ und vertreibt bis dato Espresso- und Cappuccinotassen samt Untertasse aus seinem innovativen Material. Zehn Jahre sollen die Kaffee-Kaffeetassen nach Lechners Aussage halten. Das Basisprodukt – den alten Kaffeesatz – erhält Kaffeeform von Berliner Kaffeebetrieben. Auch die weitere Verarbeitung des Produkts findet, dem Nachhaltigkeitsanspruch des Unternehmens folgend, in Deutschland statt: Während Kaffeepulver und Bio-Polymere in Baden-Württemberg zueinander finden, erfolgt die Prägung des Geschirrs in Köln. Das fertige Geschirr wandert dann zurück nach Berlin und wird in Kooperation mit der Kreuzberger Behindertenwerkstatt „Mosaik“ verpackt und verschickt. Zukünftig soll die Zustellung umweltfreundlich über Fahrradkuriere erfolgen.

© Kafform UG Kaffeeform vertreibt bis dato eine Espresso- und eine Cappuccinotasse

Ein weiteres Feature der Tassen: In den ersten Tagen duften sie leicht nach Kaffee. Nach kurzer Zeit verliert sich das jedoch und auch geschmacklich soll der Kaffee im Material das Getränk in der Tasse nicht beeinflussen. Eine Tasse mit Untertasse kostet zwischen 15 und 20 Euro und ist über den Online-Shop von Kaffeeform sowie in verschiedenen Vertriebsstätten erhältlich.

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