Beim Thema E-Schrott in Indien dominieren Bilder von riesigen Müllhalden, aus denen Müllsammler alles verwertbare herausfischen, und von „Hinterhofküchen“, in denen Menschen Fernseher, Computer und andere elektronische Geräte zerlegen und „auskochen“ – und den giftgen Dämpfen und Flüssigkeiten ohne Mundschutz oder Handschuhe ausgesetzt sind. Noch immer werden in Indien 90 Prozent des Elektroschrotts von den ,Informellen‘ ausgeschlachtet, ohne Lizenz, ohne Sicherheitsvorkehrungen. Die Folgen für Menschen und Umwelt sind fatal. Mehr dazu in unserem Artikel zu Elektroschrott.
E steht für Elektroschrott, Parisaraa heißt Umwelt. Und der Name ist Programm.
Dass es auch anderes geht zeigt Peethambaram Parthasarathy. Der findige Ingenieur und Pionier des Elektroschrotts hat den ersten Recyclingbetrieb für Elektroschrott in Indien aufgebaut. Kupfer, Silber, Gold, Platin oder Plastik, alle Stoffe werden in den modernen Werkhallen von E-Parisaraa in Bangalore getrennt und zu 99% wiederverwertet. Die Maschinen dazu hat sich Parthasarathy selbst ausgedacht und später bauen lassen.
„Mein Wunsch ist es, dass wir möglichst alle Stoffe des Elektroschrotts verwerten, natürlich mit wissenschaftlichen Methoden. Nur so kann man die Luft-, Wasser – und Bodenverschmutzung wirklich verringern,“ so Parthasarathy.
Doch der Ingenieur sorgt sich nicht nur um die Umwelt, sondern auch um das Wohl seiner Mitarbeiter. Sie arbeiten mit modernen Geräten und Schutzkleidung – in Indien die absolute Ausnahme. Beschäftigt werden bei E-Parisaraa vor allem Frauen und Witwen, die sonst keine Aussicht auf einen Job haben. Mittags gibt es ein warmes Essen, in den regelmäßigen Pausen Gebäck, nach der Arbeit können die Mitarbeiter im Betrieb duschen. Außerdem erhalten die Mitarbeiter eine professionelle Ausbildung, kostenlose medizinische Versorgung, Krankengeld und Schulgeld für die Kinder. Für Indien sind das nahezu paradiesische Bedingungen.
Angefangen hat Parthasarathy mit Aufbauhilfen der GIZ aus Deutschland, doch sind die erhaltenen Gelder längst zurückgezahlt. Die Firma hat inzwischen so viele Aufträge, dass sie keine Unterstützung mehr braucht und schwarze Zahlen durch den Verkauf der gewonnen Stoffe schreibt. Am Tag verarbeitet E-Parisaraa sechs bis acht Tonnen Elektroschrott. Die Sammelstellen reichen bis Delhi und Bombay.
Und „Düsentrieb“ denkt noch weiter: er lagert zum Beispiel Lithium-Batterien und Legierungen, in denen Indium steckt, ein in der Hoffnung, dass es bald ein Verfahren gibt, mit dem sich auch diese – extrem seltenen – Stoffe aus dem E-Schrott holen lassen. Ein Pionier, der Hoffnung macht!
Der Weltspiegel hat berichtet: Daniel Düsentrieb von Delhi