Hyperloop: Diese Schweizer Student:innen könnten den Verkehr der Zukunft revolutionieren

Hyperloop weckt bei vielen die Hoffnung auf eine grüne Revolution im Verkehr. Könnten diese den Schweizer Student:innen mit Swissloop gelingen?

Autor*in Lana O'Sullivan:

Übersetzung Sarah-Indra Jungblut, 21.08.24

E-Mobilität, klimaneutrales Kerosin, Mobility-as-a-Service, bei RESET haben wir schon über viele innovative Lösungen für eine klimagerechte Mobilität berichtet. Der Verkehr ist schließlich einer der größten Verursacher von CO2-Emissionen – und damit auch eine wesentliche Stellschraube für eine grünere Zukunft. Aber es gibt ein Verkehrsmittel, das die Art und Weise, wie wir von A nach B kommen, revolutionieren könnte. Die Rede ist hier von der Idee eines Hyperloop. Vor allem eine Gruppe Schweizer Student:innen hat bei diesem Ansatz aktuell die Nase vorn.

Hyperloop ist ein Konzept für ein Hochgeschwindigkeits-Transportsystem, bei dem die Reisenden in einer Art Vakuum durch Röhren transportiert werden. Das Vakuum reduziert den Luftwiderstand, was eine Fahrt mit bis zu 1.200 Kilometern in der Stunde ermöglichen soll. Damit wird Hyperloop-Systemen das Potenzial nachgesagt, Personen und Güter nicht nur deutlich schneller zu transportieren, sondern auch energieeffizienter und leiser zu sein als herkömmliche Transportmittel.

Das mag weit hergeholt und futuristisch klingen, aber Hyperloop ist keine neue Idee. Die Idee, Menschen und Gegenstände mithilfe von Luftdruck durch Rohre zu transportieren, ist seit mindestens 1799 im Umlauf. Heute bezieht sich Hyperloop in der Regel auf ein bekanntes Weißbuch, das 2013 von Elon Musk veröffentlicht wurde. Musk behauptet darin, Hyperloop-Kapseln seien schneller als Züge, sicherer als Autos und viel umweltfreundlicher als Flugzeuge. Aber Musk behauptet eine Menge. Kann das Hyperloop-System wirklich funktionieren?

Swissloop: Ein Hyperloop-Modell zum Anschauen

Swissloop ist ein Vorreiter bei der Entwicklung des Highspeed-Reisens im Vakuum. Das Team, das aus Universitätsstudent:innen der ETH Zürich und multidisziplinären Expert:innen aus den Bereichen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik besteht, entwirft und baut hochmoderne Hyperloop-Prototypen. Diese werden beim jährlichen Hyperloop-Pod-Wettbewerb eingereicht und getestet, der von Musks SpaceX organisiert wird.

Die Einreichungen von Swissloop übertreffen andere Einreichungen immer wieder. Sie landen oft auf den vorderen Plätzen und erhalten Auszeichnungen für ihre innovativen Designs und technische Reife.

Ihr Fokus auf leichte Materialien, aerodynamische Designs und fortschrittliche Antriebssysteme verbessert die Leistung ihres Pods. Ihre Prototypen werden durch strenge Tests und kontinuierliche Verbesserungszyklen ständig weiterentwickelt.

Könnten Hyperloop-Systeme die Welt verändern?

Obwohl es derzeit unmöglich ist, eine Zahl zu nennen, deuten Schätzungen darauf hin, dass Hyperloop zwischen 10 und 25 Mal energieeffizienter sein könnte als Flugzeuge. Der Energieverbrauch pro Passagierkilometer für Hyperloop wird voraussichtlich niedriger sein als der von Elektroautos und sogar von Hochgeschwindigkeitszügen.

Darüber hinaus werden bei der Konstruktion von Hyperloop-Systemen häufig erneuerbare Energiequellen wie Solarmodule entlang der Röhren eingesetzt. Dies verbessert die Energieeffizienz und reduziert den CO2-Fußabdruck des Transportsystems. Eine Studie der Universität Hamburg aus dem Jahr 2016 berechnete die Auswirkungen eines 300 km langen Hyperloop-Systems auf den Straßenverkehr. Sie ergab, dass ein Hyperloop im oft wolkenverhangenen Deutschland (derzeit) zwar nicht ausschließlich mit Solarenergie betrieben werden kann, aber dennoch bis zu 140.000 Tonnen CO2-Emissionen pro Jahr einsparen könnte.

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Das Swissloop-Team sieht den Hyperloop als nachhaltige und effiziente Transportlösung für die Zukunft, die Herausforderungen wie Verkehrsstaus und Umweltauswirkungen angeht.

Wie nah wir jedoch daran sind, durch Vakuumröhren zur Arbeit befördert zu werden, bleibt abzuwarten

Der Bau von Hyperloop-Systemen erfordert erhebliche Investitionen in die Infrastruktur, einschließlich Tunnel, Bahnhöfe und unterstützende Systeme. Die hohen Kosten und die Notwendigkeit neuer regulatorischer Rahmenbedingungen sind weitere große Hürden. Die öffentliche Akzeptanz ist eine weitere Herausforderung, die Transparenz und Aufklärung erfordert, um Vertrauen in die Technologie aufzubauen. Denn wahrscheinlich werden viele Menschen zögern, mit 1.200 Kilometern in der Stunde durch eine Röhre geschossen zu werden.

In einer Analyse von Hyperloop-Systemen durch Frontier im Jahr 2022 wurde das Hyperloop-Konzept kritisiert. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass in der Literatur Belege dafür vorliegen, dass aufgrund der praktischen Realitäten der Technik an verschiedenen Standorten in Verbindung mit Einschränkungen des Passagierkomforts wahrscheinlichere Geschwindigkeiten von etwa 500 Kilometern in der Stunde erreicht werden. Außerdem sei die Transportkapazität pro Abfahrt eher gering, da in jedem Pod nur 28 sitzende Passagiere Platz finden würden. Damit sind viele der positiven Behauptungen zum Hyperloop umstritten oder werden zumindest als übertrieben angesehen.

Die Studie empfiehlt, dass es für jede Regierung leichtsinnig wäre, sich zum Bau einer kommerziellen Hyperloop-Strecke oder eines Hyperloop-Systems zu verpflichten, ohne die Prototypsysteme viel gründlicher zu testen.

Doch ungeachtet der für Musk typisch übertriebenen Behauptungen gehen Organisationen wie Swissloop wichtige Schritte, um Hyperloop-Prototypen zu testen, zu verfeinern – und erneut zu testen.

Abgesehen von Wettbewerben sind auch Tests in der realen Welt im Gange. Die längste Hyperloop-Teststrecke Europas wurde 2024 in den Niederlanden eröffnet. Dies weckt die Hoffnung, dass laut dem Guardian „in einigen Jahrzehnten“ ein europaweites Netzwerk entstehen könnte.

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