Wenn es darum geht, wie wir der Atmosphäre CO2 entziehen können, denken viele in großen Dimensionen, zum Beispiel an Massenaufforstung oder Lösungen im industriellen Maßstab. Wenn auch nicht der Name, so ist zumindest das Konzept von Holy Grail etwas bescheidener: Das 2019 von den kalifornischen Unternehmern David Pervan und Nuno Pereira gegründete Unternehmen arbeitet an der Entwicklung kompakter Geräte zur CO2-Bindung, die so klein sind, dass sie problemlos in jeden Hinterhof passen.
Die Geräte von Holy Grail werden mit Strom betrieben und nicht durch schwerfällige industrielle Prozesse. Die Geräte bestehen nach Angaben der Gründer aus nur sechs Komponenten und verwenden leicht herzustellende Materialien, was zu einem relativ kleinen ökologischen Fußabdruck führt. Außerdem sind die Geräte vollständig recycelbar.
Eine Besonderheit ist, dass die kleinen und erschwinglichen Geräte modular aufgebaut sind, d. h. sie können skaliert und konfiguriert werden, um sich den Bedürfnissen der Verbraucher*innen anzupassen. Das Startup hofft, dass die kleinen Luftreiniger die CO2-Abscheidung zugänglicher machen und die Kosten und den bürokratischen Aufwand, die mit industriellen Methoden verbunden sind, erheblich reduzieren.
Das hört sich alles ziemlich nützlich an, aber noch befinden sich die modularen Supersauger im Prototypenstadium und das Startup hat Patente für seine innovativen chemischen Prozesse angemeldet, die das CO2 aus der Luft binden sollen.
Die Debatte über die CO2-Abscheidung
In vielen nationalen und internationalen Klimaschutzplänen spielen Technologien zur CO2-Speicherung bzw. -Abscheidung eine wichtige Rolle. Doch gleichzeitig sollten neue Technologien nicht die effektive Reduzierung von Emissionen und die Umstellung auf erneuerbare Energien ersetzen. Auch Oxfam kritisiert in einem Bericht die Tendenz von Regierungen und Unternehmen, sich zu sehr auf zukünftige Entwicklungen in der CO2-Speicherung und -Abscheidung zu verlassen, um ihre Ziele von Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Doch die CO2-Bindung kann nicht als Allheilmittel behandelt werden.
Besonders besorgniserregend ist die Flächennutzung, denn wenn die derzeitigen Emissionen aus fossilen Brennstoffen ausgeglichen werden sollen, werden riesige Flächen benötigt. Oxfam schätzt, dass der Landbedarf für die geplanten Projekte zur CO2-Bindung der fünffachen Größe Indiens entspräche – oder umgerechnet dem gesamten Ackerland der Welt.
Dennoch könnten neue Technologien zur CO2-Abscheidung eines Tages eines von vielen wirksamen Instrumenten sein – denn die Verringerung der CO2-Emissionen in der Atmosphäre ist ein mehrgleisiger Ansatz, bei dem im Zentrum stehen muss, Emissionen erst gar nicht entstehen zu lassen.
Bei Holy Grail bleiben allerdings noch entscheidende Fragen offen, unter anderem die, wie der gesammelte Kohlenstoff entsorgt werden soll. Das Unternehmen plant derzeit, die Geräte abzuholen, wenn sie voll sind – wie es dann weitergeht, ist noch unklar. Im Gegensatz zu anderen Methoden konzentrieren sich die „Carbon Scrubbers“ auf die reine Abscheidung von CO2 und nicht auf dessen Umwandlung in etwas anderes, zum Beispiel in Brennstoffe.
Trotz des frühen Stadiums scheint die Idee gut anzukommen: Das Startup hat bereits 2,2 Millionen Euro an Startkapital eingeworben. Auch wenn es nicht so aussieht, als ob die Geräte von Holy Grail in der Lage wären, CO2 in der erforderlichen Größenordnung abzuscheiden, könnte die CO2-Reiniger des Startups dennoch eine Ergänzung in der ständig wachsenden Clean-Tech-Branche sein.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut und erschien im Original zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.