Hardware for Future hilft einkommensschwachen Familien mit recycelten IT-Geräten

Ein Leipziger Projekt sammelt alte IT-Geräte, um diese an Schüler*innen aus einkommensschwachen Familien zu spenden – in Zeiten von Homeschooling in der Corona-Krise ist das eine wichtige Hilfe.

Autor*in Leonie Asendorpf, 16.06.20

Ob Laptops, Handys oder andere Elektrogeräte – viele von uns haben diese eine Schublade zu Hause, in der sich solche ausrangierten Geräte sammeln. Was bei einer einzelnen Person vielleicht noch nach wenig aussieht, wird zu einem großen Problem, wenn alle so eine Schublade haben. Jährlich fallen pro Person durchschnittlich 22 Kilogramm Elektroschrott an, so die Zahlen des Umweltbundesamtes. Der Großteil davon stammt aus Privathaushalten. Nur 45 Prozent der Altgeräte werden ordnungsgemäß zurückgegeben und recycelt. Das ist nicht nur nicht nachhaltig, sondern verschwendet wertvolle Ressourcen und Rohstoffe. Eine Tonne Elektroschrott aus Computern und Laptops enthält beispielsweise etwa 70 Kilogramm Kupfer, 140 Gramm Silber und 30 Gramm Gold.

Das Leipziger Projekt „Hardware for Future“ hat sich zum Ziel gesetzt, aussortierten IT-Geräten eine zweite Chance zu geben und damit nicht nur diese wertvollen Ressourcen zu sparen, sondern auch das Klima zu schonen. Zusätzlich unterstützt das Projekt mit den aufbereiteten Laptops einkommensschwache Familien und Kinder.

Computer, Laptops, Mäuse, Tastaturen oder andere Elektrogeräte – alles, was nicht mehr gebraucht wird, aber noch funktioniert, kann von Unternehmen oder auch Privatpersonen an das Projekt gespendet werden. Der Leipziger Verein dezentrale e.V. nimmt die Geräte an, löscht sensible Daten von den angenommenen Geräten und bereitet sie auf. „Ursprünglich war die Idee dahinter vor allem ein ressourcenschonendes und klimafreundliches Projekt zu gründen“, so Giovanna Weigand vom Referat Digitale Stadt Leipzig, die das Projekt Hardware for Future koordiniert. In vielen Unternehmen und Firmen würden IT-Geräte wie beispielsweise Laptops nach zwei bis drei Jahren ausgetauscht und die alten Geräte lägen dann herum oder würden verschrottet. Man könnte diese Geräte aber auch sinnvoller nutzen, so Weigand.

Notwendige Teilhabe am digitalen Wandel garantieren

Durch die Corona-Krise und die damit einhergehende Homeschooling-Situation habe sich der Bedarf an dem geplanten Projekt vergrößert: „Damit Menschen überhaupt am digitalen Wandel teilhaben können, braucht es eine grundlegende Ausstattung von Geräten wie einem Laptop und natürlich einen Internet-Zugang“, so Weigand. „Eigentlich sollte jedem Haushalt und jeder Familie diese Ausrüstung zu Verfügung stehen.“ Gerade jetzt, wo ein Großteil des Schulunterrichts digital stattfindet, werden die soziale Ungleichheit zwischen Schüler*innen und die unterschiedlichen finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten von Seiten der jeweiligen Familien umso deutlicher.

Der Verein dezentrale steht bereits in Kontakt mit mehreren Leipziger Schulen, die Bedarf für ihre Schüler*innen angemeldet haben. Darüber hinaus können sich aber auch Einzelpersonen beim Projekt melden. Das Projekt ist erst vor kurzem gestartet, es sind aber bereits etwa 60 Anfragen eingegangen. Bislang hat der Verein dezentrale etwa 20 bis 25 gespendete Geräte angenommen. Diese stammen vom städtischen IT-Dienstleister Lecos, der für die Technik der Leipziger Verwaltungsbehörden zuständig und Projektpartner ist. Die gespendeten Geräte seien erst zwischen drei und vier Jahre alt und deshalb noch in einem sehr guten Zustand, so Weigand. Wenn Schüler*innen sich eines der Geräte abholen, bekommen sie eine Einführung in die Benutzung der Geräte. Die ersten Laptops sollen diese Woche verteilt werden.

Damit noch mehr Geräte zusammenkommen und Schüler*innen kostenlos die dringend benötigte technische Ausstattung für den digitalen Unterricht von zu Hause erhalten, ruft das Projekt Hardware for Future aktuell zu weiteren Altgerät-Spenden auf. Dabei ist natürlich wichtig, dass gespendete Geräte noch funktionieren.

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