Happy World Statistics Day! – Heute ist Welt-Statistiktag

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Heute rufen die Vereinten Nationen zum ersten Welt-Statistiktag auf. Unter dem Motto "Service, Professionalism, Integrity" wird zum ersten mal der World Statistics Day begangen und so auf den Beitrag von offiziellen Statistiken für Entwicklung, Fortschritt und auch Demokratie hingewiesen.

Autor*in RESET , 20.10.10

Heute rufen die Vereinten Nationen zum ersten Welt-Statistiktag auf. Unter dem Motto „Service, Professionalism, Integrity“ wird zum ersten mal der World Statistics Day begangen und so auf den Beitrag von offiziellen Statistiken für Entwicklung, Fortschritt und auch Demokratie hingewiesen.

Ob Risikoeinschätzungen, die Energieversorgung (PDF), ob UN-Weltbevölkerungsbericht oder die aktuellen Budgetkürzungen in vielen Bereichen — Statistik und die Rolle von offenen Daten kann nicht unterschätzt werden, wenn wir uns die mediale Berichterstattung ansehen. Kaum eine Tageszeitung oder Nachrichtenseite kommt mehr ohne Infographiken aus. Gleichzeitig mobilisieren Themen wie der Datenjournalismus oder die Open Data Bewegung Menschen an den Schnittstellen von Design, Wissenschaft, Journalismus und Informationstechnologie.

Hans Rosling, Professor für internationale Gesundheitsfragen und Entwicklung, präsentierte vor wenigen Jahren einen der beliebtesten TED Talks überhaupt – indem er frei zugängliche Bevölkerungsstatistiken und globale Entwicklungsindikatoren gegenüberstellte, als handele es sich um aktuelle Sportergebnisse. Unter seiner Führung bereitet das Gapminder-Projekt zuvor nur umständlich zugängliche Entwicklungsdaten so auf, dass Entwicklungen datengestützt klar nachvollzogen werden können, deren Zusammenhänge ohne die statistischen Grundlagen gar nicht erst deutlich würden. Gapminder ist ein nutzerfreundliches Interface zu verschiedenen öffentlich zugänglichen amtlichen Statistiken, die ansonsten nur einzeln über verschiedene Datenbanken, oder seit Neuerem auch über das UN Datenportal zugänglich wären. Der Mehrwehrt liegt an der Konfigurierbarkeit der erzeugten Graphiken, die tatsächlich dazu genutzt werden können Entwicklungsgeschichten zu erzählen.

WorldMapper ist ein ähnliches Projekt, dass uns die Welt zeigen will, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Die Initiative erstellt verschiedene Perspektiven auf die Weltkarte vor; nach verschiedenen Kriterien werden die Länder und Kontinente neu gewichtet und proportional dargestellt. Auch hierfür werden die Rohdaten mit denen die Karten erstellt werden, zum Download bereitgestellt.

Ein Journalist, der mit seinen unkonventionellen Mitteln der Berichterstattung mittels und über öffentliche Daten erfolgreich ist, ist David McCandless. Auch er ein TEDster, der mit seinen Information is Beautiful-Kreationen zum Verständnis von Größenordnungen und abstrakten Statistiken beiträgt, die uns fast täglich in den Nachrichten begegnen — und selten als Zahl etwas sagen. Ebenfalls sehr erfolgreich mit der Berichterstattung durch Informationsgraphiken ist das GOOD Magazine, dessen unkonventionelle Erzählformen eine ganze Community begeistern, weil durch die Zusammenarbeit mit verschiedenen KünstlerInnen und Designern die Aha-Effekte der Datendarstellung fast immer eine neue Note, der Geschichte eine neue Pointe verleihen. Das GOOD Magazine erarbeitet und verändert seine Infographiken, lässt diese Kommentieren und falls verbesserungswürdig auch an neue Datenlagen anpassen. Dies verschafft den LeserInnen insbesondere zu ökologischen Themen einen neuen Zugang, weil komplexe Zusammenhänge unkonventionelle und oft auch lebensnah dargestellt werden.

Die Idee hinter diesen neuen Ansätzen datengestützter Berichterstattung ist einfach und wird auch vom Motto des heutigen WSD angekündigt: Die Einsicht in offizielle Statistiken und deren Offenheit ermöglichen nicht nur ein besseres Bürgerverständnis und ein großes Maß an Transparenz. Demokratische Kontrolle, bspw. der legitimen Verwendung von öffentlichen Geldern, sowie die Zurechnungsfähigkeit von staatlichen Entscheidungen ist einer der positiven Effekte dieses neuen Interesses an offiziellen Daten. Auch können politische Entscheidungen nachvollziehbarer für BürgerInnen werden, wenn z.B. der britische Guardian den von massiven Budgetkürzungen betroffenen InselbewohnerInnen die Möglichkeit gibt, in einer interaktiven Infographik selbst zu entscheiden, wo der Rotstift angesetzt werden soll.

Neben der Möglichkeit die Komplexitäten unserer modernen Welt durch neue Formen der Geschichtserzählung und -darstellung zu verdeutlichen, sind die unmittelbaren Formen der Informationsbereitstellung von offiziellen Stellen eine Art vertrauensbildender Maßnahme zu einer neu informierten Öffentlichkeit.

Der Realitätscheck, den die „harten Fakten“ erlauben, kann meiner Meinung nach als starkes Argument zum Handeln, zum Engagement und zur Übernahme der eigenen Verantwortung anregen. Denn insbesondere in Bereichen wie dem Umweltschutz oder der Entwicklungszusammenarbeit sind die Komplexitäten groß, die Handlungsoptionen vielfältig und daher die Möglichkeiten durch statistische Analysen und datengestützte Erzählformen handlungsnah aufzuklären, besonders groß. Die erlaubt Einzelnen den Rückschluss auf die Konsequenzen, den oft versteckten „Impact“ ihres Handelns.

MARKIERT MIT
Digitaler Aktivismus

Handys, Blogs und Social Networks: wie Aktivisten heute digitale Technologien nutzen, um für sozialen Fortschritt zu streiten, zeigen konkrete Beispiele aus der ganzen Welt - von ägyptischen Bloggern über Videoaktivisten in Syrien bis zum kenianischen Handyprojekt Ushahidi.