Handy-Emissionen reduzieren: So sparst du mobile Daten und schonst damit die Umwelt

Wer seinen digitalen CO2-Fußabdruck senken möchte, der sollte auch einen Blick in die Hosentasche werfen! Denn die Nutzung von mobile Daten und die falsche Auswahl an Smartphone-Apps können echte Energiefresser sein. RESET zeigt Möglichkeiten, wie man am Handy CO2 einsparen kann.

Autor*in Benjamin Lucks, 11.06.25

Übersetzung Kezia Rice:

Findest du es genauso spannend wie wir, den eigenen digitalen CO2-Fußabdruck zu reduzieren? E-Mails, die zu lange auf Servern liegen, dezentrale Messenger und Handy-Apps – überall gibt es Möglichkeiten, um sich nachhaltiger durch die digitale Welt zu bewegen. Der größte Teil an CO2-Äquivalenten kann der Produktion von technischen Geräten zugeordnet werden. Daher ist es ratsam, Geräte möglichst lange zu nutzen, auf Refurbished-Hardware zurückzugreifen und darauf zu achten, dass gekaufte Computer auch tatsächlich nachhaltig sind.

Gleich nach einer möglichst nachhaltigen Beschaffung von Technik lohnt es sich, die Nutzung unserer Smartphones und Laptops ins Visier zu nehmen. Denn die Verarbeitung unserer Daten in Rechenzentrum und die Nutzung des Übertragungsnetzes verbrauchen mehr Energie, als man zunächst denkt.

Warum verbrauchen mobile Daten Energie?

Kürzlich haben wir mit Miriam Ruhenstroth vom Institut für Technik und Journalismus über den Anteil an Trackern und Werbung in Android-Apps und den damit verbundenen Energieaufwand gesprochen. Dabei ging es einerseits darum, wie sehr der Stromverbrauch bei der Nutzung von mobilen Apps steigen kann, wenn diese zu stark mit Werbung und Tracking-Diensten arbeiten. Miriam verriet mir dabei aber auch, warum der Stromverbrauch von Apps überhaupt gestiegen ist.

Ihre Studie basiert auf einer Untersuchung des Umweltbundesamtes, die den Stromverbrauch im Übertragungsnetz erstmals zuverlässig messbar machte. Durch diese Arbeit konnten Miriam und ihr Team nachvollziehen, wie viel Strom eine App verbraucht. Dieser Stromverbrauch entsteht durch Mobilfunkmasten, Verteilerkästen für das Internet und natürlich durch die Rechenzentren, wenn auf unserem Smartphone verschiedene Server für Grundfunktionen, das Tracking von Nutzungsdaten sowie für Werbung kontaktiert werden. Dabei ist der Energieverbrauch in Rechenzentren derart hoch, dass der IP-Experte Ralph Hintemann ihnen zukünftig einen Großteil der benötigten Energie in Bezug auf die Digitalisierung zuschreibt.

Die Nutzung von Mobilfunk-Apps setzt zwar im Einzelnen nicht viele Emissionen frei. Mit Downloadzahlen in Milliardenhöhe sind die Umweltauswirkungen aber beachtlich.

Somit wäre es eigentlich ratsam, wenn Apps und Rechenzentren möglichst nachhaltig gestaltet wären. In den letzten Jahren ließ sich laut Studien aber ein gegenteiliger Trend beobachten. Denn anders als zu den Anfängen des Internets sind die Kosten für Datenübertragungen aufgrund von Flatrates stark gesunken. Damit haben Nutzer:innen und Entwickler:innen wenig Anreiz, Daten zu sparen. Das erkenne man laut Miriam Ruhenstroth schon allein daran, dass ältere Apps oft datensparsamer programmiert wurden.

Setzen Unternehmen und Entwickler:innen dennoch auf eine nachhaltige Programmierung von Software, dann eher als Strategie einer Corporate Digital Responsibility oder aufgrund einer generellen nachhaltigen Ausrichtung. Und das, obwohl eine nachhaltige Programmierung auch für Unternehmen Vorteile bietet. Green-Coding und andere nachhaltige Praktiken in der Programmierung werden wir im Rahmen unseres DBU-Projekts zur nachhaltigen Digitalisierung noch aufgreifen. An dieser Stelle möchten wir uns aber darauf konzentrieren, was Nutzer:innen zum Datensparen tun können.

Mobile Daten reduzieren, Offline-Modus nutzen

Nutzer:innen sollten auf jeden Fall WLAN-Verbindungen gegenüber Mobilfunkverbindungen bevorzugen. Denn die Infrastruktur von Mobilfunknetzen benötigt um ein Vielfaches mehr Strom als Internetverbindungen via DSL, Kabel und Glasfaser. Um eine möglichst reibungslose Nutzungserfahrung ihrer Geräte zu gewährleisten, bauen Handyhersteller aber Automatismen ein, durch die ihre Geräte automatisch auf Mobilfunk wechseln, wenn das WLAN-Netzwerk nicht schnell genug ist.

© Android / Screenshot: RESET

Daher ist es zuallererst ratsam, den automatischen Wechsel auf Mobilfunkverbindungen auszuschalten. In den Einstellungen der mobilen Betriebssysteme iOS und Android gibt es hierfür entsprechende Funktionen. Während die Handhabung bei iPhones immer dieselbe ist, gibt es bei Android unterschiedliche Menüführungen. Auf den Screenshots in diesem Artikel haben wir die Funktionen aber einmal unter iOS und Stock-Android markiert.

Neben den Systemfunktionen lässt sich auch die Datennutzung von Apps selbst einschränken. Streaming-Apps wie Netflix, Spotify oder YouTube, die hochauflösende Videoinhalte übertragen, senden besonders viele Daten übers Übertragungsnetz. Deren mobile Datennutzung können Nutzer:innen in den Einstellungen ihres Handybetriebssystems beschränken und die Streaming-Qualität grundsätzlich herunterstellen. Bricht die WLAN-Verbindung ab, wechseln die Apps dann nicht mehr automatisch auf eine Mobilfunkverbindung.

Wer unterwegs dennoch Musik, Filme und Videos schauen möchte, kann die gewünschten Inhalte zu Hause im WLAN herunterladen.

© iOS / Screenshot: RESET

Dasselbe gilt auch für weitere datenintensive Dienste. Etwa Kartendienste wie Google Maps oder Apple Karten sowie für Mobile Games, die Rechenleistung an Server auslagern. Kartendienste können Routen in der Regel offline verfügbar machen und müssen so weniger Daten aus dem Mobilfunknetz beziehen, wenn man unterwegs ist. Mobile Games bieten ebenfalls Funktionen, mit denen sie sich komplett offline spielen lassen – abgesehen von Werbeeinblendungen und Trackern.

WLAN-Netzwerke sind in der Regel energiesparsamer

Um auch deren Übertragungsmöglichkeiten einzuschränken, kann man in den App-Einstellungen bestimmte Apps vollständig für die mobile Datennutzung sperren lassen. Auch diesen Prozess kannst du auf den Screenshots in diesem Artikel nachverfolgen. Die Möglichkeit, unterwegs komplett auf mobile Daten zu verzichten, gibt es natürlich bei jedem Smartphone ebenfalls.

Mobilfunk ist auch längst nicht mehr die einzige Möglichkeit, unterwegs auf das Internet zuzugreifen. Der Dienst Europakarte.org führt in einem Verzeichnis über 2.000 kostenfreie WLAN-Netzwerke in Deutschland. Während öffentliche WLAN-Netzwerke bei der CO2-Bilanz gut abschneiden, sind sie aber nicht der sicherste Weg ins Internet. Ein wenig sicherer surft man unterwegs mit den Hotspots etablierter Mobilfunkanbieter wie Vodafone oder der Deutschen Telekom. Je nach Mobilfunkvertrag können diese Hotspots umsonst genutzt werden.

Tracker und Werbung unterbinden

Zu guter Letzt möchten wir noch einmal auf die Möglichkeit hinweisen, sein Smartphone von Werbung und Trackern zu befreien. Das geht natürlich einmal über Adblocker, die etwa in mobilen Browsern Werbeeinblendungen unterdrücken. Außerdem erklärt der Dienst Topio, wie man Datentrackern, die in sehr vielen Apps vorhanden sind, über eine spezielle Anpassung des DNS-Servers den Hahn zudrehen kann.

nachhaltige Digitalisierung

Wie sieht eine grüne digitale Zukunft aus?

Elektroschrott, CO2-Emissionen durch KI, Wasserverbrauch von Rechenzentren – aktuell scheint  die ungezügelte Digitalisierung nicht mit einem gesunden Planeten vereinbar. Doch es gibt viele Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung – wir haben sie recherchiert:

Topio, die wir am Standort in der Berliner Arminiusmarkthalle besucht haben, bieten zudem Google- und trackerfreie Smartphones mit alternativen Android-Betriebssystemen an. Diese Handys haben zudem eine längere Update-Gewährleistung als die Betriebssysteme von Herstellern und laufen so auch auf älteren Geräten. Eine Liste kompatibler Geräte des Betriebssystems LineageOS findest du über den Link.

Natürlich ist es aber keineswegs nötig, sich zur Reduzierung der verbrauchten Mobilfunkdaten gleich ein Google-freies Handy zu kaufen. Wie bei anderen Aspekten des digitalen CO2-Fußabdrucks ist es bereits ein großer Schritt, ein Bewusstsein für Daten und ihre Umweltauswirkung zu bekommen. Die Videoqualität beim Videostreaming zu begrenzen, große Inhalte im WLAN herunterzuladen oder die Kartendaten seiner Heimatstadt auf dem Gerät zu speichern, sind bereits gute Möglichkeiten, seinen digitalen CO2-Fußabdruck zu senken!

dbu-logo

Dieser Artikel ist Teil des Dossiers „Digital und grün – Lösungen für eine nachhaltige Digitalisierung“, in dessen Rahmen wir Lösungen für eine ökologische und faire Digitalisierung vorstellen. Wir danken der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) für die Projektförderung!

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© RESET / Benjamin Lucks
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