Die Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten während der Apartheid werfen nach wie vor ihre Schatten auf die soziale Gerechtigkeit in Afrika. Insbesondere Frauen haben ein besonders schlechtes Standing: Genitalverstümmelung, Zwangsverheiratung und schlecht- oder nicht bezahlte Arbeitsleistungen gehören noch heute zur Realität vieler afrikanischer Frauen. Dabei haben über die Hälfte aller afrikanischen Staaten das Maputo-Protokoll von 2003 ratifiziert, weitere 15 unterzeichneten es immerhin.
Das Protokoll ist eine Ergänzung zur „Afrikanischen Charta der Menschenrechte und der Rechte der Völker“ und erklärt unter Rücksichtnahme auf spezielle afrikanische Eigenheiten gleiche humanitäre, wirtschaftliche und rechtstaatliche Rechte für Frauen. Wie eine gerade diesen Monat veröffentlichte Studie der gemeinnützigen Hilfsorganisation Oxfam belegt, hinken die Papierversprechen der Realität weit hinterher. Mit seinem Partnerprojekt „Women On Farms“ (WFP) arbeitet der gemeinnützige Verein daher bereits seit Jahren daran, afrikanische Farmarbeiterinnen über ihre Rechte aufzuklären, da diese sich oft in ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen befinden.
Women on Farms: gegen das traditionelle Patriarchat, für die weibliche Emanzipation afrikanischer Bäuerinnen
Im Zentrum der Kampagne stehen Frauen auf konventionellen Agrarbetrieben. Historisch gesehen arbeiten afrikanische Familien häufig über mehrere Generationen für einen Betrieb, wobei die Arbeitsverhältnisse nie offiziell geklärt wurden – oft entsprach die Beziehung zwischen Arbeiter und Agrarwirt eher einer Leibeigenschaft als eines modernen Arbeitsverhältnisses. Auch heute arbeiten viele Landarbeiter schwarz in den Betrieben, wobei Kinder und Schwestern oder Ehefrauen quasi als Gratis-Beigabe mit verpflichtet werden. Sexuelle Übergriffe sind alles andere als Ausnahmen.
Gleichzeitig werden Frauen innerhalb der Familienstrukturen seit jeher strukturell benachteiligt: obwohl sie in aller Regel für alle Ernährungsaspekte der Familie (Bestellen der Felder, säen, ernten, Verkauf von Überschüssen auf dem Markt etc..) zuständig sind, bestimmt der Mann die Größe des Feldes, streicht die Gewinne ein und trifft sämtliche Entscheidungen über das Familienleben. Der Großteil der Frauen aus der afrikanischen Landbevölkerung hat überhaupt kein Bewusstsein dafür, dass diese patriarchalen Strukturen nicht den ihnen gesetzlich zustehendem Standards entsprechen.
Die Aufklärungskampagne „Women on Farms Project“ hat daher das Ziel, Frauen – und dabei insbesondere Bäuerinnen – durch Informationen und Fortbildungen über ihre Rechte in Kenntnis zu setzen und bestärkt sie darin, diese aktiv einzufordern. Das WFP hat außerdem eine Farmarbeiterinnengewerkschaft namens „Sikhula Sonke“ aufgebaut, die seit 2008 selbständig agiert. Auf nationaler Ebene arbeiten WFP und Oxfam daran, Frauenrechte in staatlichen Institutionen weiter zu verankern, sie sichtbar und geltend zu machen und engagiert sich beispielsweise in Debatten um gesetzlich garantierte Mindestlöhne.
Spenden für die Arbeit von Women on Farms können auf der Seite von Oxfam Deutschland entrichtet werden. Mehr Informationen über das Projekt gibt es auf der Webseite von WFP.