„Grün liegt klar im Trend“ – social-startups.de im Interview

Social Startup-Gründer Christian Deiters

Das Magazin „social-startups.de“ informiert über junge Startups und unterstützt deren Gründer. Wir sprachen mit Gründer Christian Deiters darüber, wie die Realität hinter dem Startup-Hype aussieht.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 21.12.17

Überall sprießen Startups wie Pilze aus dem Boden. Junge, umtriebige Gründer drängen mit neuen Ideen auf den Markt und wollen sogar soziale und ökologische Probleme mit neuen Geschäftsmodellen angehen. Aber entspricht das denn auch der Realität? Sind das wirklich alles junge Menschen? Und wie durchsetzungsstark sind diese neuen Anätze? Über diese Themen sprachen wir mit Christian Deiters von social-startups.de.

Seit 2012 berichtet die Plattform social-startups.de über gesellschaftlich relevante Geschäftsideen im deutschsprachigen Raum. Das Ziel: mehr Bewusstsein für Social Startups und Social Entrepreneurship zu schaffen und gleichzeitig den Akteuren wichtige Infos bereitstellen. Journalistische Beiträge und Branchenwissen bieten einen Mehrwert für alle, die sich in das Thema einarbeiten wollen. Die Fülle an vorgestellten Initiativen dient darüber hinaus als Inspiration für neue Projekte. Eine Jobbörse, ein Eventkalender und eine interaktive Karte mit einem Überblick über Finanzierungsmöglichkeiten für Social Startups sind ebenfalls Bestandteil der Plattform.

Wie hat sich die Startup-Szene in den letzten Jahren verändert? Gibt es mehr Startups, die ein soziales oder ökologisches Ziel verfolgen?

Auf jeden Fall. Als wir 2012 mit unserer Plattform social-startups.de an den Start gingen, war das Thema nachhaltige Gründungen noch weit weniger vertreten als jetzt. Wir können also klar sagen: Hier gibt es eine Steigerung. „Grün“ liegt klar im Trend.

Wer steckt denn vor allem hinter den Neugründungen? Sind das tatsächlich alles junge Menschen, die ihr erstes eigenes Unternehmen gründen?

Dass alle Gründer junge Menschen sind, würde ich jetzt so nicht unterschreiben. Tatsache ist aber, dass wir in Deutschland rund 50 Prozent der Unternehmensgründungen den 18- bis 30-Jährigen zu verdanken haben. Die Gründerquote ist allerdings seit Jahren im Sinkflug, was vor allem auch an der derzeit guten Beschäftigungsquote liegt. Das sorgt natürlich auch für weniger Notgründer.

Wenn man sich mit Startups beschäftigt, findet man viele Hubs und Konferenzen, bei denen diese ihre Ideen für Förderungen pitchen können. Aber ist das ein verzerrtes Bild – gibt es wirklich genügend Fördermöglichkeiten speziell für soziale und grüne Startups, so dass gute Ideen einen wirklichen Anschub kriegen?

Genug ist hier natürlich relativ. Meiner Meinung nach kann es fast gar nicht genug geben. Tatsache ist aber, dass über die letzten Jahre das Angebot an Fördermöglichkeiten deutlich zugenommen hat. Als besonders positives Beispiel muss man sich hier die Social Imapct Labs vor Augen halten. Auch die Finanzierungsmöglichkeiten haben zugenommen, sei es durch moderne Finanzierungsvehikel wie Crowdfunding oder durch den Ausbau des Social Impact Investing.

Wie steht es um die Überlebenschancen für soziale und grüne Startups? Sind Verbraucher schon bereit, für ökologische und soziale Aspekte unter Umständen mehr Geld auf den Tisch zu legen oder können sich neue, nachhaltige Services und grüne Produkte nur durchsetzen, wenn der Verbraucher einen finanziellen Vorteil hat?

Die Überlebenschancen in Bezug auf die Kaufwilligkeit der Verbraucher sind definitiv gestiegen. Man kann schon länger beobachten, dass grüne und soziale Themen im Trend liegen. Der nachhaltige Aspekt muss allerdings sehr deutlich kommuniziert werden. Es gibt viele Produkte und Projekte in dem Bereich, die noch wenig Beachtung finden, eben weil es hier an der Kommunikation mangelt.

Gleichzeitig gibt es natürlich auch Startups, die finanzielle Vorteile bei ihren Produkten und Dienstleistungen bieten. Bettervest ist hier ein positives Beispiel.

Wie können sich kleine Startups gegenüber großen, etablierten Unternehmen durchsetzen?

Große Unternehmen sind oft enorm langsam in ihren Entscheidungsprozessen. Hier sind Startups klar im Vorteil. Die Teams sind dynamischer und agiler und Entscheidungen können aufgrund kurzer Prozesse viel schneller getroffen werden.

Ergeben sich Konflikte aus der Situation, gleichzeitig marktwirtschaftlich funktionieren zu müssen und ein soziales/ ökologisches Ziel zu haben? Welche sind das?

Das kommt immer ganz auf das Produkt oder die Dienstleistung an. Sprechen wir beispielsweise von einem nachhaltigen Produkt, welches erst durch seine aufwendige Produktionsweise „grün“ ist, dann resultiert daraus oft ein höherer Verkaufspreis. Dadurch erfüllt es zwar soziale und ökologische Ziele, durch den hohen Preis ist es aber unter Umständen nicht marktwirtschaftlich genug.

Was muss getan werden auf politischer und marktwirtschaftlicher Seite, damit Startups langfristig überleben und sich entwickeln können?

Wichtig ist es für Startups, politische Sprachrohre zu haben. Mit dem Bundesverband Deutsche Startups existiert das für die typischen Startups schon länger. Im Bereich Social Entrepreneurship ist endlich mit der neu gegründeten Fachgruppe SEND nun auch eine Interessensvertretung für Social Startups in Deutschland entstanden, die sich hier ebenfalls politisch engagieren kann.

Marktwirtschaftlich tut sich hier im Vergleich zu den letzten Jahren einiges. Durch viele Hubs, Labs und unterstützende Institutionen ist auch für nachhaltige Startups ein breites Netz an Support entstanden.

Danke für das Interview!

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