Wie soll man die über viele Jahre hinweg durch Kriege und Konflikte entstandene Zerstörung beseitigen und sein Zuhause, seine Nachbarschaft oder gar die ganze Stadt wieder aufbauen, wenn die politische Instabilität es unmöglich macht, die dafür nötigen Ressourcen zu erhalten? Zerstörung, Armut und hohe Arbeitslosenzahlen sind noch immer allgegenwärtig für die in Gaza lebenden Menschen – ob wir aktuell in den Nachrichten davon lesen oder nicht. Die politische Unsicherheit und die Jahrzehnte andauernde Blockade des Gazastreifens verhindern, dass die Bevölkerung ihre Häuser und Städte wieder aufbauen können und führen dazu, dass die Menschen dort in einer ständigen Ungewissheit leben.
Nicht nur fehlt es an Ressourcen und Baumaterialien – hinzu kommt, dass die dortige Kohleindustrie extrem umweltschädlich ist. Die als Nebenprodukt anfallende Asche – mehr als 600 Millionen Tonnen im Jahr – hat katastrophale Folgen für die Umwelt und für die lokale Wasserversorgung. Da die Asche als nicht verwertbares Abfallprodukt angesehen wird, wird sie üblicherweise unter Tage gelagert – was zur Verseuchung des Bodens und zur Verschmutzung des Grundwassers führt.
Zwei Frauen machen das „Unverwertbare“ verwertbar
Zwei Frauen aus Gaza, Majid al-Mashrawi and Rawan Abdellatif, haben eine Lösung gefunden, wie man das Materialproblem angehen und zugleich die durch die Asche verursachte Umweltbelastung reduzieren kann. Die beiden haben einen leichten, feuerbeständigen Betonstein entwickelt – mit Asche als wesentlichem Bestandteil. Der Baustoff hat eine schwammartige Textur und eine grüne Farbe – weshalb seine Erfinderinnen ihn Greencake getauft haben – „grüner Kuchen“.
Zur Herstellung des Baustoffs benötigt man keinen teuren und unerreichbaren Zement oder Sand. Greencake besteht neben der Kohlenasche aus Bauschutt – in Gaza gibt es von beidem zuhauf. Das von Majid und Rawan entwickelte Baumaterial kann einfach und schnell lokal hergestellt werden. Die Greencake-Steine sind zudem günstig – sie kosten nur etwa halb so viel wie herkömmliche. Auf diese Weise wird die lokale Umwelt gestärkt und es werden Arbeitsplätze in der Gegend geschaffen.
Greencake ist nicht nur eine clevere Lösung für ein schwieriges Problem; das Projekt ist zugleich Beweis für den Mut und die Entschlossenheit der zwei Frauen, die unzählige Herausforderungen bestanden haben, um ihre Idee in die Tat umzusetzen und sich erfolgreich als Ingenieurinnen und Geschäftsfrauen in dem sonst männlich dominierten Baugewerbe behaupten konnten.
Die Initiative gehört zu den Finalisten des Index Award 2017. Hier kannst du dir ein Video über Greencake ansehen:
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.