Green Touring: Wie können Konzerte umweltverträglicher werden?

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Quelle: Berlin Music Week

Diese Frage geistert schon länger durch die Musikwirtschaft – bisher jedoch ohne durchschlagenden Erfolg. Die GO Group, eine unabhängige Ideenschmiede der Musik- und Eventindustrie, will das ändern. Anlässlich ihres Workshops „Green Touring“ im Rahmen der Berlin Music Week 2013 brachte sie Konzertmacher zusammen und diskutierte smarte Tourkonzepte.

Autor*in RESET , 13.09.13

Eines wurde schnell klar: Wirklich „grüne“ Tourneen gibt es bisher kaum – abgesehen von einer Handvoll Ausnahmen wie Jack Johnson und Radiohead, die im Zweifelsfall lieber Auftritte absagen als Kompromisse beim Umweltschutz einzugehen. Doch warum ziehen nicht mehr Musiker nach? Weil der Umweltschutz nicht allein in Künstlerhand liegt, so ein Fazit der Veranstaltung. Tourneen haben eine lange Lieferkette – vom Musiker und seinem Management über internationale und regionale Promoter bis hin zu örtlichen Veranstaltern, Zulieferern – und natürlich den Fans. Die Verantwortung für Natur und Umwelt wurde bisher oft von einem zum anderen geschoben, meist mit dem Hinweis auf zusätzliche Kosten.

Mit diesem Vorurteil räumte der Workshop gründlich auf. So wurde errechnet, dass durch effizientere Beladung von Trucks, gute Routenplanung und Verzicht auf prestigeträchtige Großflotten nicht nur tausende Liter Diesel und tonnenweise Emissionen eingespart werden können, sondern auch bares Geld. Auch die Umrüstung der Veranstaltungsorte zu mehr Energieeffizienz, wie sie etwa der Green Club Index oder der Clubmob Berlin vorantreiben, bringt nicht nur eine bessere Ökobilanz, sondern auch vollere Kassen: bis zu 8.000 Euro pro Club und Jahr, die in das Programm fließen könnten. Weitere Ausgaben und Treibhausgase erübrigen sich durch eine konsequente Nutzung von LED-Scheinwerfern, Energie-Coachings und die Messung des tatsächlichen Strombedarfs. Oft liegt dieser nämlich weit unter den Schätzungen und kann anstatt aus rußenden Dieselaggregaten aus dem lokalen Netz gespeist werden. Perfekt, wenn das auch noch Energie aus erneuerbaren Quellen liefert. Der Einsatz lokaler Crews und saisonaler Caterings aus der Region vermindert weitere Kosten – und unterstützt nebenbei auch noch die örtliche Wirtschaft.

Die Überzeugungsarbeit geht langsam voran, denn noch gilt der grüne Faktor vielfach als zu „unsexy“ für eine Branche, deren Kernziele Spaß und Unterhaltung sind. Dass beides hervorragend zusammen passt, zeigen hingegen Vorreiter wie die o2 World Hamburg, die schon heute auf 100% erneuerbare Energien, recyceltes Regenwasser für die Toilettenspülung und eine innovative Wärmepumpe setzt, die den Jahresverbrauch von rund 50 Einfamilienhäusern einspart. Zeit wird es, denn auch für die Musikindustrie gilt das Ziel „20-20-20“ des Europäische Rates: Bis 2020 sollen Treibhausgasemissionen um 20% sinken, der Anteil an erneuerbaren Energien auf und die Energieeffizienz um jeweils 20% steigen. Bleibt zu hoffen, dass eine im Kern innovative Branche hier nicht anderen Wirtschaftszweigen hinterherhinkt.

Weitere Infos:

GO Group: http://go-group.org/

Green Club Index: http://www.greenclubindex.de/

Clubmob Berlin: http://www.clubmob.de/

Green Music Initiative: http://www.greenmusicinitiative.de/

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