Immer mehr Energie stammt aus sauberen, erneuerbaren Quellen. Noch immer besteht hier allerdings die Herausforderung, effektive Wege zur Gewinnung und Speicherung der unbeständigen Wind-, Sonnen- oder Wasserkraft zu finden – und um die Energie mit möglichst wenig Verlust freisetzen zu können, wenn sie gebraucht wird. Gravitricity, ein junges Unternehmen aus Edinburgh, hat hierfür eine Lösung entwickelt, die nicht nur sehr einfach ist, sondern zugleich neue Jobs für ehemalige Bergbaugemeinden schaffen könnte.
Die Technologie der Schotten basiert auf einem simplen Prinzip: Das Anheben und Absenken eines schweren Gewichts in ein tiefes Loch in der Erde ermöglicht es, elektrische Energie dann aufzunehmen und abzugeben, wenn sie erzeugt bzw. benötigt wird.
„Gravitricity nutzt ein schweres Gewicht, bis zu 2.000 Tonnen, das in einem tiefen Schaft hängt und über Kabel an Seilwinden befestigt ist“, so Charlie Blair, Geschäftsführer des Unternehmens, gegenüber Mining Technology. „Es ist ganz einfach: Was nach oben kommt, muss auch wieder nach unten.“
Alles, was dazu benötigt wird, ist ein zylindrisches Gewicht, ein System aus Seilen und Winden zum Heben und Senken des Gewichts – und ein tiefes Loch in der Erde. Und das prädestiniert alte Bergwerke geradezu dafür. Die Geschwindigkeit, mit der das Gewicht angehoben oder abgesenkt wird, kontrolliert zugleich das Speichern bzw. Freiwerden der Energie.
„Wenn es beispielsweise an einem windigen Tag überschüssige Windenergie gibt, wird das Gewicht bis zur Schachtöffnung hochgezogen, um Energie zu erzeugen“, erklärt Blair. „Nach Bedarf kann es in weniger als einer Sekunde herabgelassen werden. Die Winden werden dabei zu Generatoren und setzen, entweder sehr schnell oder auch langsamer, Energie frei – je nachdem, was gebraucht wird.“
Ein zweites Leben für alte Bergwerke
Nach Angaben von Gravitricity kann das System bis zu 20 MW Strom erzeugen, bei einer Ausgabedauer zwischen 15 Minuten und acht Stunden. Die Technologie soll eine Lebensdauer von 50 Jahren haben und eine Effizienz von 80 bis 90 Prozent erreichen. Und da eine bereits vorhandene Infrastruktur wie stillgelegte Bergwerkschächte genutzt wird, ist das Ganze auch kosteneffizient. Im Gegensatz zu anderen Speicherlösungen für erneuerbare Energie wie z.B. Lithium-Ionen-Batterien, gibt es nicht das Problem der Entsorgung oder Zersetzung. Und nicht zuletzt könnte die Implementierung der Technologie in stillgelegten Bergwerken auch für neue Investitionen und Jobs in ehemaligen Bergbaugemeinden sorgen.
Gerade konnte sich das schottische Startup von Innovate UK, der staatlichen Innovationsagentur, die Summe von 650.000 Pfund sichern, um seine Forschungsarbeiten fortzusetzen. Seit Januar dieses Jahres arbeitet Gravitricity an der Entwicklung eines Subsystems; der Prototyp soll ab 2019/20 in einer stillgelegten Mine in Großbritannien getestet werden.
Du kannst dir den Pitch von Gravitricity hier im Video anschauen:
Dieser Artikel ist eine Übersezung von Lydia Skrabania; das Original erschien auf unserer englischen Seite.