Umweltzone, horizontale Gärten und Feinstaubplakette – es gibt bereits viele Initiativen, die die schlechte Luftqualität in Städten verbessern sollen. Ein besonders gesundheitsgefährdender Schadstoff in der städtischen Atemluft ist Stickstoffoxid, der unter Einwirkung von starker Sonne den wichtigsten Ausgangstoff für den sogenannten „Sommersmog“ darstellt. Stickoxide entstehen bei Verbrennungsprozessen, von beispielsweise Öl, Kohle oder Abfällen.
Im städtischen Raum ist die Hauptquelle für die hohe Stickoxidbelastung der Straßenverkehr. Die oben genannten Maßnahmen zum Eindämmen der Luftverschmutzung zeigen bisher nur mäßige Erfolge: Laut dem Bundesumweltamt wurden deutschlandweit an rund 60 Prozent aller verkehrsnahen Luftmessgeräte die zulässigen Stickoxidwerte von durchschnittlichen 40 µg/m³ (Mikrogramm/Kubikmeter) überschritten. Die genaue Auswertung der Luftqualität deutscher Ballungsräume findet sich auf der Seite des Bundesumweltamtes.
Ein innovativer Betonzusatzstoff soll jetzt helfen, die Luftqualität in Städten zu verbessern. „Photoment“ basiert auf Titandioxid und verwandelt mit Hilfe von Sonnenstrahlen Stickoxide in Nitrate um. Diese spült der nächste Regen in die Kanalisation. Die Mengen sind so gering, dass sie keine Gefahr für die Gesundheit darstellen. Ein weiterer Clou: Das Material reagiert auch auf Kunstlicht und könnte so also auch in Lagerhallen oder Tunneln eingesetzt werden.
Photoment für saubere Luft und saubere Gehsteige
Entwickelt wurde Photoment von der STEAG Power Minerals GmbH. Die Idee für den Baustoff ist der Kreativität eines Mitarbeiters zu verdanken, dem auffiel, dass Titandioxide sich mit Flugasche verbinden lassen. Bei der anschließenden Forschung im Labor entstand dann der photokatalytisch aktive Beton-Zusatzbaustoff.
Dass Photoment tatsächlich sein Versprechen hält, das bestätigte ein Feldversuch der Technischen Universität Berlin, bei welchem 1 500 Photoment-Pflastersteine auf ihre Wirkung geprüft wurden. Nach den Berechnungen der Hochschule reinigt ein Pflasterstein mehr als einen Kubikmeter Luft in der Stunde. Laut Hersteller kann Photoment so den Anteil der Stickoxide in der Luft um bis zu 12 Prozent verringern. Die photokatalytische Wirkung hat noch einen weiteren Vorteil: Auf dem Beton entsteht eine superhydrophile Oberfläche. Regen- und Tauwasser unterspülen Schmutzpartikel und verhindern das Wachstum von Moosen, Pilzen und Algen. Das selbstreinigende Pflaster bleibt daher länger sauber als seine herkömmlichen Pendants. Der Baustoff kann jedem beliebigen Zementgemisch beigefügt werden und daher nicht nur in Böden, sondern auch Hauswänden oder sonstigen Betonbauwerken eingesetzt werden.
Luftreinigender Beton ist in einer Welt, in der Beton als Baustoff bisher nicht wegzudenken ist, ein probates Mittel, um die Lebensqualität in Städten zu steigern und Schadstoffe zu vermindern. Als alleinige Lösung im Kampf gegen schlechte Luft in städtischen Ballungsräumen wird Photoment allerdings wohl kaum ausreichen – eine nachhaltige Stadtgestaltung mit weniger Verkehr und mehr Grünflächen sollte das übergeordnete Ziel sein.
Mehr Informationen zu Photoment liefert das firmeneigene Produktvideo auf Youtube: