Schätzungsweise 110 Millionen Landminen sind in 60 Ländern weltweit unter der Erde verborgen – das sind 110 Millionen tickende Zeitbomben. Nach Angaben von CARE finden sich die meisten Landminen in Afghanistan, Angola, Kambodscha, Irak und Laos. Die gefährlichen Hinterlassenschaften von Kriegen bedrohen nicht nur die Sicherheit von Menschen, sondern auch ihre Ansprüche auf Land. Gebiete wieder von Landminen zu befreien ist sehr mühselig; nach wie vor ist es sehr aufwändig, die Minen unter der Erde überhaupt zu finden und die Entschärfung braucht größte Sorgfalt. Manchmal dauert es Jahre, bis Gebiete wieder sicher betreten werden können.
Die niederländische Mine Kafon Foundation entwickelt aktuell eine kostengünstige Methode, um Landminen zu finden und entschärfen, ohne das dabei Menschen ihr Leben aufs Spiel setzen müssen.
Es begann mit einem Steppenläufer
Die erste Generation Minendetektoren von Mine Kafon sind große, kugelförmige Objekte, die wie Tumbleweed geformt sind. Tumbleweed bzw. Bodenroller oder auch Steppenläufer genannt, sind Pflanzen, die sich als Ganzes oder teilweise, z.B. in Form von Früchten und Samen, rollend oder rutschend vom Wind auf der Bodenoberfläche entlang treiben lassen und so weiter verbreiten. Mine Kafon hat sich diese Fortbewegungsstrategie zum Vorbild genommen und Objekte entwickelt, die aus 70 Beinen aus Bambus und Gummi bestehen, in deren Mitte sich ein GPS-System befindet, um Landminen ausfindig zu machen, zu kartieren und zu entschärfen. Sie sind leicht genug, um vom Wind angetrieben zu werden, aber schwer genug, um Landminen, über die sie rollen, auszulösen. Jede Einheit kann mehrere Explosionen überstehen und kostet weniger als 40 Dollar.
Der Kopf hinter dem Projekt ist der afghanische Designer Massoud Hassani. 2011, während seinem Studium an der Design Academy Eindhoven, kam ihm zum ersten Mal die Idee, dieses Design für die Landminendetektoren zu nutzen.
Mine Kafon | Callum Cooper from Focus Forward Films on Vimeo.
Mit dem genialen Design hat das Projekt schon einige Preise eingeheimst und wurde auf der Design Week in Mailand und im New Yorker Museum of Modern Art präsentiert. Aber im Museum zu landen ist nicht das Ziel von Mine Kafon. Das Team hat viele Jahre Forschung, Entwicklung und Praxistests betrieben, um das besondere Tumbleweed einsatzfähig zu machen. Außerdem hat sich das Mine Kafon-Konzept weiterentwickelt und hat sich jetzt von einer bodennahen Applikation in die Lüfte erhoben – Hassani und sein Bruder Mahmud experimentieren gerade mit einem Drohnen-Prototyp, der aus der Luft Gebiete nach Landminen abscannen, sie entdecken und entschärfen kann. Jede Einheit kostet aktuell ca. 1000 Dollar.
Um die Drohen umsetzen zu können hat das Team 2016 eine Kickstarter-Kampagne gestartet. Mine Kafon Foundation hat dabei sein Fundingziel von 70 000 Dollar in nur 10 Tagen erreicht – jetzt wurde das Ziel ausgeweitet, damit das Team Wasserstoffzellen in den Drohnen testen kann.
Mehr Infos zum Projekt und Spendenmöglichkeiten findest du auf der Webseite der Mine Kafon Foundation.