Google ohne Internet

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Question Box

Informationen und Services können Leben retten und aus der Armut helfen. Wie aber gelangen sie zu Menschen fernab des WWW? Die Question Box liefert eine Lösung.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 09.03.16

Ein Fünftel der Weltbevölkerung, also 1,4 Milliarden Menschen, sind Analphabeten, ganz abgesehen von weiteren 20 Prozent, die nur in ihrer lokalen Sprache lesen können. Zudem existiert in vielen Regionen weltweit keine Verbindung ins World Wide Web und die Telefonkosten sind hoch; an wichtige Informationen über z.B. medizinische Versorgung, Wetterberichte oder Marktpreise von Rohstoffen ist nur schwer zu gelangen. Wie können diese Menschen erreicht werden?

Genau hier setzt die Question Box an, ein Projekt, das Rose Shuman als eine Initiative der Open Mind Company 2007 ins Leben rief. Die Idee dahinter: Die Lebenssituation vieler Menschen kann verbessert werden, wenn sie zur richtigen Zeit an die richtigen Informationen und Services gelangen. Geschieht ein Notfall, eine Katastrophe, der Ausbrach einer Plage ist es entscheidend zu wissen, was zu tun ist und wer helfen kann. Wie wäre es, wenn all diese Informationen auf Knopfdruck abrufbar sind? Und das nur wenige Schritte entfernt?

© Question Box

Voilá, hier ist die Question Box: An öffentlichen Telefonsäulen erhalten Menschen in entlegenen Regionen Informationen oder können Hilfe anfordern. Wie das Ganze funktioniert? Die frei zugänglichen Telefonsäulen sind über ein mobiles Signal mit einer Zentrale oder speziellen Mitarbeitern des Programms verbunden, der Anruf ist kostenfrei. Die Anlagen selbst brauchen wenig Strom, für den Betrieb reicht ein kleines Solarpanel aus.

Empowerment durch Wissen

Die Question Boxes sind bereits an verschiedenen Orten im Einsatz, z.B. in Liberia, wo Communities wichtige Informationen über den Ebolavirus erhielten. Gleichzeitig sammelte ein Call Center Hub in Monrovia eingehende Daten, um so Hilfsorganisationen wichtige Informationen über den Verlauf der Virusentwicklung bereitzustellen.

In Uganda wurden an acht fernab von Krankenhäusern liegenden Orten Question Boxes aufgestellt; die Mitglieder der Gemeinde können hierüber medizinische Notfälle durchgeben, worauf sich eine Motorrad-Ambulanz auf den Weg macht. Auch wird angedacht, das Programm auf Erste-Hilfe-Instruktionen via Telefonleitung auszuweiten.

Ebenfalls in Uganda sollen demnächst isolierte Fischer-Gemeinschaften mit der Question Box die Möglichkeit erhalten, sich über Ort, Kosten und Verfügbarkeit der nächsten medizinischen Einrichtungen zu informieren, bevor sie sich auf den weiten Weg machen. In Zusammenarbeit mit der Grameen Foundation wurden zudem Question Boxes in 40 Orten in Uganda als Hotlines für alle Fragen rund um die Landwirtschaft installiert. Hier können sich Bauern telefonisch an Mitarbeiter des Programms wenden, eine Google-Suche in den verschiedensten Dialekten ist inbegriffen. Dabei werden nicht nur hilfreiche Informationen weitergegeben und zwischen den Communities geteilt, sondern auch wichtige Daten über Schädlinge und Erkrankungen generiert.

Damit ermöglichen die Question Boxes die Verbreitung wichtiger Informationen im Rahmen bestimmter Programme, wie z.B. zu medizinischen Maßnahmen oder zur Verbesserung der wirtschaftlichen Situation. Mit ihnen können aber auch Daten gesammelt werden, um Situationen vor Ort besser einzuschätzen und Entwicklungs- und Nothilfemaßnahmen zu verbessern.

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