In meiner Kindheit stand der Weihnachtsbaum immer solange im Wohnzimmer, bis er alle Nadeln verloren hatte. Das war meist kurz vor Ostern. Danach wurde er im Ofen verbrannt und zumindest noch energetisch genutzt. Bloß, wer hat heute noch einen Ofen, und daher fliegt der Weihnachtsbaum vielerorts kurz nach dem Fest auf die Straße und harrt dort seiner Abholung durch den städtischen Entsorger. Anschließend landet er dann auch in der Müllverbrennung oder manchmal im Zoo. Elefanten mögen Tannenbäume.
Daher ist der Weihnachtsbaum für ökologische Seelen oftmals wie viele kleine Nadelstiche. Welch Wahnsinn. Züchten, abhacken, Lametta drauf und Tschüss. Das muss doch auch anders gehen. Geht es. Das 2014 gegründete Startup HappyTree aus Düsseldorf vermietet Tannenbäume im Topf. Nach Ablauf der Mietdauer werden die Bäume wieder abgeholt und eingepflanzt.
Bist Du’s Tanneliese?
Hübsch an diesem Konzept ist, dass man auch im nächsten Jahr seinen Baum wieder leihen kann. Vorausgesetzt er passt nach einem Jahr erneutem Wachstum noch in die Wohnung.
Aktuell arbeitet HappyTree noch nicht deutschlandweit, aber viele Baumschulen bieten ebenfalls Tannenbäume zum Leihen an. Der Mietpreis beläuft sich je nach Anbieter und Baumgröße zwischen 40 und 80 Euro und es wird niemand dafür haftbar gemacht, falls der Baum die Weihnachtszeit nicht übersteht weil man das Gießen vergessen hat. Laut HappyTree haben ein Großteil der Bäume letztes Jahr jedoch durchgehalten.
Aber: Und jetzt kommt der Wermutstropfen, am nachhaltigsten ist es immer noch vollständig auf einen Weihnachtsbaum zu verzichten. Denn, auch wenn ein Großteil der Topf-Bäume anscheinend überlebt, stört der Aufenthalt in einer warmen Wohnung den Wachstumsprozess. Bei 22° denkt jeder Baum es sei Frühling und fängt an auszuschlagen. Wenn er dann Mitte Januar wieder ausgepflanzt wird, ist sein Schicksal eigentlich besiegelt.
Hier ein Interview mit den Gründern von HappyTree.