Woraus Bioplastik gewonnen wird? Den meisten von uns fallen dabei Rohstoffe aus Pflanzen wie Mais, Kartoffeln oder Zuckerrohr ein, aber giftige Stoffe bestimmt nicht. Doch kürzlich ist es Forschern der Murdoch University gelungen, aus giftigen Salzen einen hochwertigen, biologisch abbaubaren Kunststoff zu gewinnen. Die giftigen Salze nennen sich Oxalate und fallen bei der Aufbereitung von Bauxit zu Aluminium an. Bergbauunternehmen stellt dieses Abfallprodukt vor große Herausforderungen, da es bisher nicht weiter verwertbar war und als umweltschädlicher Stoff so gelagert werden muss, dass kein Zugang zum Grundwasser besteht.
Interessant für die Plastikherstellung macht die Oxalate ein Bestandteil: ihr Anteil an Kohlenstoff. Dieses Element ist Hauptbestandteil von Kunststoffen. Um den Kohlenstoff aus dem giftigen Salz zu lösen, greifen die Forscher auf kleine Helferlein zurück: Bakterien. Gefunden haben sie diese in der heimischen Kläranlage der Stadt Murdoch. Die speziellen Mikroorganismen produzieren Bioplastik, sobald sie mit Kohlenstoff gefüttert werden. Dabei zerlegen sie die Oxalat-Moleküle so weit, dass neben dem Kunststoff nur noch ungefährliche Materialien übrigbleiben.
Aus Sondermüll werden Lebensretter
Die Forscher wollen sich bei ihrer Entdeckung jedoch nicht in ihrer Nische der Oxalate verschanzen, sondern haben vor, auch andere Arten von Industrieabfällen zusammen mit ihren mikroskopisch kleinen Helfern unschädlich und anderweitig nutzbar zu machen. „Wir sind daran interessiert, eine Verwendung für Industrieabfälle zu finden, die Kohlenstoff enthalten und aktuell auf Halden lagern oder nur schwer verarbeitet werden können,“ so Dr. Laird, einer der australischen Forscher. „Wenn wir Kohlenstoff aus Abfällen upcyclen, können wir CO2-Emissionen einsparen und gleichzeitig etwas Nützliches herstellen.“
Eingesetzt werden soll das Bioplastik im 3D-Druck von Medizinprodukten wie Stents und Nahtmaterial. Aktuell ist das Team noch damit beschäftigt, die Bedingungen herauszufinden, unter denen die Bakterien optimal arbeiten und möglichst viel giftiges Material verarbeiten.
Unsere unbekannten Mitbewohner
Auch in anderen Bereichen werden bereits die transformierenden Verdauungsprozesse von Bakterien eingesetzt, z.B. in der Baubranche mit dem selbstheilenden „Biobeton“, bei der Beleuchtung von Städten, als Sensoren zur Messung der Wasserqualität oder auch als Plastikfresser. Den Trick mit den Bakterien haben sich die australischen Forscher übrigens bei Kollegen abgeschaut, die Kohlenstoff aus Lebensmittelabfällen gewinnen.
Wenn man bedenkt, dass nach heutigem Kenntnisstand die große Mehrheit (ca. 95 bis 99 Prozent) aller auf unserem Planeten existierenden Bakterienarten bisher nicht näher bekannt ist, scheinen da noch jede Menge neue Entdeckungen auf uns zuzukommen. Vielleicht lassen sich ja mit Hilfe der miskroskopisch kleinen Erbewohner noch weitere große Herausforderungen angehen…