Fast die Hälfte der Weltbevölkerung ist inzwischen online ist. Das heißt: Jeden Tag suchen und recherchieren Milliarden von Menschen im Internet. Allein beim Suchmaschinengiganten Google gibt es im Schnitt mehr als 40.000 Suchanfragen pro Sekunde. Das entspricht 3,5 Milliarden Suchanfragen pro Tag und 1,2 Billionen pro Jahr – oh, und außerdem 40 Prozent der CO2-Bilanz des Internets… Was, wenn dieses menschliche Streben nach Wissen direkt genutzt und in eine positive Wirkung umgesetzt werden könnte?
Gexsi (die Abkürzung steht für „Global Exchange for Social Investment“) ist eine Suchmaschine der besonderen Art: ein Social Business, das einen Teil seiner Gewinne in die Unterstützung von Projekten einbringt, die daran arbeiten, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Jeder Klick auf einen gesponserten Link in den Suchergebnissen generiert einen kleinen Geldbetrag – im Durchschnitt etwa einen halben Cent pro Suche. Das mag nicht nach viel klingen, aber mit den Millionen von Klicks, die zur Verfügung stehen, bedeutet das ein enormes Potenzial, um signifikante Wirkung zu erzielen.
Die soziale Suchmaschine unterstützt alle zwei Wochen ein anderes Projekt oder Initiative. Das entsprechende Projekt wird während dieser Zeit auf der Website vorgestellt. Die Nutzer erfahren so, was sie mit ihren Klicks unterstützen, warum das Projekt ausgewählt wurde und wie es funktioniert. Gleichzeitig wird dem jeweiligen Projekt zu mehr medialer Reichweite verholfen.
Der zweiwöchentliche Wechsel anstelle eines längerfristigen Fokus‘ auf ein bestimmtes Projekt sei eine bewusste Entscheidung, so Gexsi-CEO Andreas Renner gegenüber RESET. „Auf diese Weise können wir flexibel bleiben und verschiedene Projekte unterstützen, wenn sie es am meisten brauchen und so die größtmögliche Wirkung erzielen.“
Anschub für junge Social Startups
Um von Gexsi unterstützt werden zu können, müssen Projekte nachweisen, dass sie dazu beitragen, mindestens eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung der Vereinten Nationen zu erreichen. Konventionelle, etablierte Organisationen wie Unicef oder Oxfam sind dabei nicht das Hauptziel. „Gexsi sammelt keine Spenden für wohltätige Zwecke, sondern uns geht es um finanzielle Unterstützung für Sozialunternehmer, für Projekte und Initiativen, die außerhalb des Mainstreams liegen“, erklärt Renner, der auch die Waldmenschen eG gegründet hat,
Die ausgewählten Projekte haben einen starken Fokus auf frische, innovative und skalierbare Ideen, die das Potenzial für eine nachhaltige, langfristige Wirkung haben. Das Konzept sozialer Investments und „Hilfe zur Selbsthilfe“ werden groß geschrieben. So wird beispielsweise eher ein Sozialunternehmen unterstützt, das Dörfer in Afrika langfristig mit Trinkwasser zu erschwinglichen Preisen versorgt, statt z.B. den Bau von Brunnen durch Spenden fortlaufend neu zu finanzieren.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Fundraising-Websites kann jeder bei Gexsi teilhaben – die Nutzer müssen nichts dafür zahlen. Die meisten von uns nutzen das Internet ohnehin ständig für Suchanfragen, man muss also nicht einmal sein Verhalten anpassen. Alles, was es braucht, ist ein Wechsel der genutzten Suchmaschine: Gexsi ist als Ad-on für den Browser (Google Chrome, Firefox oder Safari) verfügbar und wird damit zur Standardwahl bei Suchanfragen. Man kann Gexsi.com auch einfach als Startseite beim PC oder Smartphone einstellen.
Gexsi vs. Ecosia?
Ähnlich wie bei der Baumpflanz-Suchmaschine Ecosia stammen die Suchergebnisse bei Gexsi von Bing, der Microsoft-Suchmaschine, die nach Google weltweit am zweithäufigsten genutzt wird. Zwei Suchmaschinen, die Positives erreichen wollen – könnten sich Gexsi und Ecosia nicht zusammenschließen, um eine größere Wirkung zu erzielen? „Der Markt ist riesig“, sagt Andreas Renner. „Es gibt genug Platz für mehr Menschen, die Gutes tun wollen. Wir wollen nicht mit Ecosia konkurrieren, sondern ein zusätzliches Angebot schaffen.“
Transparenz ist hier der Schlüssel. Die Website verfolgt die Anzahl der Suchanfragen, die man durchführt, und somit den eigenen Impact. Der Nutzer erhält einen Überblick darüber, wie viel Geld zusammen gekommen ist und wie die verschiedenen Projekte unterstützt wurden. Da Gexsi ein junges Projekt ist, sind die Zahlen derzeit noch recht übersichtlich. Es gab aber bereits einige spannende Kooperationen, darunter mit dem Social Startup ConflictFood, das fair gehandelte Produkte aus Konfliktgebieten vertreibt, und der App ReplacePlastic, mit der Verbraucher Hersteller dazu bringen können, unnötige Plastikverpackungen zu überdenken.
Gexsi hat aufgrund seines Hintergrunds im Bereich Social Business ein starkes Netzwerk von Partnern, das bei der Suche nach neuen Projekten unterstützt. Nichtsdestotrotz freut sich das Team über Feedback von Nutzern, insbesondere über Tipps zu weiteren Projekten und Initiativen, die es mit ihrer Plattform unterstützen kann. Du kannst das Team per E-Mail erreichen.