Gemeinsam gegen Klimawandel: EU ermöglicht „Climate Labs“ in Lateinamerika

In Lateinamerika ist die Landwirtschaft einer der am stärksten vom Klimawandel betroffenen Sektoren.

Ein neues EU-finanziertes Programm an Hochschulen Lateinamerikas bietet lokalen Akteuren die Möglichkeit, innovative Lösungen zu entwickeln, um sich an den Klimawandel anzupassen und ihn abzumildern.

Autor*in Katie Cashman:

Übersetzung Katie Cashman, 05.11.19

Jedes Jahr finanziert die Europäische Kommission im Rahmen des Programms Erasmus+ Aktivitäten in den Bereichen allgemeine und berufliche Bildung, Jugend und Sport. Einer der Schwerpunkte dieser Förderung liegt in der Unterstützung der Zusammenarbeit hinsichtlich der Innovation und dem Austausch bewährter Verfahren.

Durch die Finanzierung grenzübergreifender Wissensallianzen soll eine Vielzahl an Zielen erreicht werden:

  • Stärkung der Innovationskapazität Europas
  • Förderung der Innovation im Hochschulbereich und in der Wirtschaft
  • Entwicklung neuer, innovativer und multidisziplinärer Lehr- und Lernkonzepte
  • Förderung von Unternehmertum und unternehmerischer Fähigkeiten
  • Förderung von Austausch, Fluss und gemeinsamer Schaffung von Wissen

Ab 2020 sollen im Rahmen des Erasmus+-Stipendiums die Kapazitäten für angewandte Forschung und Innovation zur Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel in Lateinamerika durch ein neues Projekt namens „Climate Labs“ gestärkt werden. Das von der University of Caldas in Kolumbien koordinierte Projekt umfasst ein Netzwerk von zwölf weiteren Universitäten sowohl in der Region (einschließlich Brasilien, Kolumbien und Mexiko) als auch in Europa (einschließlich Spanien, Frankreich und Italien), mit Ashoka als nicht-akademischem Expertenpartner. Ziel des Projekts ist der Aufbau von interdisziplinären und Multi-Stakeholder-Labors, in denen neue Forschung und Innovation zum Klimawandel in den Regionen durchgeführt werden, in denen die Projektpartner ihren Sitz haben.

Obwohl Lateinamerika und die Karibik nur für relativ geringe Mengen an Treibhausgasemissionen verantwortlich sind – derzeit nur rund neun Prozent der weltweiten Emissionen – ist die Region sehr anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels. Die Region ist bereits heute von extremen Wetterphänomenen bedroht, selbst kleine Klimaveränderungen könnten verheerende Auswirkungen haben. Die niedrig gelegenen Inseln und langen Küstenlinien machen sie zudem besonders anfällig für den Anstieg des Meeresspiegels und Überschwemmungen. Zahlreiche Studien haben gezeigt, dass über 50 Prozent der Bevölkerung der Region an Orten mit „hohen oder extremen Risiken durch Klimaanfälligkeit“ leben. Zu diesen Risiken gehören Veränderungen der Ernte- und Erntezyklen, Schäden an der Infrastruktur sowie auch Todesopfer durch Naturkatastrophen.

Lateinamerika hat jedoch auch ein enormes Potenzial, sowohl an regionalen als auch an globalen Lösungen für den Klimawandel mitzuwirken: durch den Schutz und die Erneuerung seiner natürlichen Ressourcen wie seine Regenwälder, durch die Beschränkung der Entwaldung und die Wiederaufforstung dezimierter Wälder, durch die Verbesserung der Energieeffizienz und durch Investitionen in erneuerbare Energieprojekte.

Der Klimawandel bedroht die Landwirtschaft Lateinamerikas

Nicht nachhaltige Entwicklungsmuster und die daraus resultierenden Klimaveränderungen gefährden vor allem den Agrarsektor in Lateinamerika. Die kolumbianischen Projektteilnehmer nannten als einige der sich verschärfenden Herausforderungen für den Agrarsektor die Reduzierung von Bewässerungsquellen, die Verschlechterung des Bodens, den Verlust an organischer Substanz an den Hängen der Anden, Unterschiede in der Verteilung von Schädlingen und Krankheiten, den Anstieg von Produktionskosten und Ernteausfälle. Teilnehmer der mexikanischen Universität „Tec de Monterrey“ in der stark landwirtschaftlich geprägten Region Jalisco erklärten außerdem, dass es an Monitoring-Systemen für den CO2-Fußabdruck des Agrar- und Ernährungssektors mangelt. Die teilnehmenden Universitäten Brasilien hoffen, obwohl sie nicht aus derselben Region stammen und daher nicht mit den gleichen Problemen in der Landwirtschaft konfrontiert sind, ihre Beziehungen und Möglichkeiten zur Bewältigung anderer großer Probleme in Brasilien zu stärken, wie Luftverschmutzung und Naturkatastrophen, die durch extreme Wetterbedingungen verursacht werden.

Die Herausforderungen des Klimawandels und die möglichen Lösungen in jedem Land sind einzigartig und richten sich nach den lokalen Geografien und Institutionen. International zu arbeiten, kann den Akteuren jedoch wichtige Ressourcen für Innovationen verschaffen. Die Universitäten in diesem Projekt wollen ihre Kapazitäten zur Umsetzung von Forschung und Prototyping von Klimatechnologien und -lösungen erhöhen. Durch das Projekt wollen sie als wichtiges Bindeglied zwischen dem Lebensmittelsektor und der Regierung fungieren und die institutionellen Kapazitäten und die Klimaschutzkultur stärken.

Was ist ein Climate Lab?

Climate Labs sind Zentren für Multi-Stakeholder und interdisziplinäre Zusammenarbeit, um auf lokaler Ebene Klimaforschung umzusetzen und klimaschutzrelevante Innovationen zu etablieren. Innerhalb von drei Jahren will das Projekt Akademiker*innen, Studierende und Mitarbeitende in Lateinamerika zu „Changemaker“-Teams ausbilden. Ashoka prägte 1981 den Begriff Changemaker und hat seitdem eine globale Bewegung entwickelt, die zeigt, dass jeder Mensch, überall, Maßnahmen ergreifen kann, um ein soziales Problem in seiner Gemeinschaft zu lösen.

Bei der Implementierung der Climate Labs wird jede Universität ein Pilotprojekt durchführen, sich mit relevanten internationalen Netzwerken und anderen nationalen Institutionen verbinden, eine physische und virtuelle Laborinfrastruktur aufbauen und Strategien für die Nachhaltigkeit und Skalierbarkeit des Projekts entwickeln. Die Universitäten sind die Hauptakteure des Projekts, weil sie verschiedene Arten von ortsgebundener Forschung zur Anpassung und Minderung des Klimawandels kombinieren und auch zwischen Disziplinen und verschiedenen Gebieten mit ähnlichen Herausforderungen verbinden können. Schließlich zielt das Projekt darauf ab, starke und miteinander verbundene Innovations- und Anwendungsbereiche an den Universitäten aufzubauen, um die Kapazitäten und Strategien der Partnerländer zur Eindämmung und Anpassung an den Klimawandel zu stärken.

„Eine der Hauptkomponenten des Projekts ist es, das Potenzial von Universitätsnetzwerken zu bündeln, damit die Universitäten in gewisser Weise das Instrument oder der Kommunikationskanal für Lösungen zwischen Städten und Regionen sein können“, so Waldo Soto, Teil des Ashoka-Teams und Koordinator für das Climate Labs-Projekt. „Es besteht ein breiter Konsens darüber, dass effektive Lösungen für den Klimawandel von lokalen Gemeinschaften und Akteuren kommen können. Die nachhaltigste Antwort ist, die Kraft der Gemeinschaft zu aktivieren, indem man sich auf die lokale Ebene begibt, in das Alltagsleben eintritt und die Menschen dazu anregt, Lösungen zu finden.“

Für Organisationen, die sich für ein Erasmus+-Stipendium bewerben möchten, läuft die nächste Ausschreibung bis Februar 2020.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

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