Indonesien hat ein Müllproblem. Der Inselstaat befindet sich auf Platz zwei der Länder, die den meisten Plastikabfall in die Weltmeere befördern. Insgesamt hat Indonesien im Jahr 2015 rund 64 Millionen Tonnen Müll produziert, aber kein funktionierendes Abfall-Management. Und ein großer Teil der Abfälle landet eben einfach in der Natur oder auf den stetig wachsenden Müllkippen in den Städten. Dieses enorme Umweltproblem hat natürlich auch Auswirkungen auf die Gesundheit der dort lebenden Menschen.
Auf der anderen Seite haben viele Millionen Indonesier aufgrund ihrer schlechten finanziellen Verhältnisse keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung. Zwar wurde in Indonesien 2014 die sogenannte „Universal Health Coverage“ eingeführt – das System ist jedoch noch weit davon entfernt, tatsächlich alle Menschen zu erreichen.
Das Programm „Garbage Clinical Insurance“ (GCI) will beide Probleme gleichzeitig angehen: Wer eine medizinische Behandlung benötigt, kann diese mit Müll bezahlen. Die Initiative adressiert zum einen Müllsammler, die zu wenig Geld verdienen, um sich einen Arzt oder Medizin leisten zu können. Zum anderen soll durch GCI auch insgesamt das Bewusstsein der Indonesier dafür gestärkt werden, dass Abfall durchaus einen Wert hat.
„Wir ändern die Wahrnehmung und die Gewohnheiten der Leute bezüglich des Mülls“, sagt Gamal Albinsaid, der Initiator des GCI-Programms. „Der Wert des Mülls steigt in ihren Augen, wenn sie sehen, dass sie mit einem besseren Abfall-Management Gesundheitsleistungen erhalten können.“
Gesundheitsversorgung für 68 Cent im Monat
Der Müll, den die Leute zum GCI-Projekt bringen, wird gewogen, nach organischen und recycelbaren Abfällen sortiert und sein Wert geschätzt. Für Müll im Wert von 10.000 Indonesischen Rupiah, umgerechnet etwa 68 Euro-Cent, erhalten Teilnehmer des Programms einen Monat lang Zugang zu medizinischer Versorgung, beispielsweise ärztliche Beratung oder Laboruntersuchungen.
Der gesammelte Müll wird von der GCI-Initiative an Abfallunternehmen weiterverkauft. Aus organischen Bestandteilen werden beispielsweise Kompost oder Dünger, nicht-organische Stoffe werden recycelt oder durch Upcycling zu neuen Produkten verarbeitet. In mehreren Kliniken in Malang, einer der größten Städte Javas, läuft das Projekt inzwischen. Projekt-Initiator Gamal Albinsaid hat die Hoffnung, dass seine bereits 2010 gestartete Initiative noch größere Wellen schlagen wird:
„Ich bin sicher, die Vorteile dieses Programms werden noch viel mehr Menschen dazu anregen, es anzunehmen.“
In diesem Video erklärt Albinsaid das Konzept seiner Garbage Clinical Insurance: