Für einen guten Zweck: Greater Change revolutioniert Kleingeldspenden in der digitalen Gesellschaft

Greater Change digitalisiert Mikrospenden an Obdachlose

Der digitale Geldfluss verdrängt zunehmend die Notwendigkeit für Bargeld. Das ist schlecht für die, deren Lebensgrundlage das übrige Kleingeld anderer Menschen ist. Greater Change holt Mikrospenden ins digitale Zeitalter.

Autor*in Laura Wagener, 11.10.18

Übersetzung Laura Wagener:

Eine zu niedrige Rente, Job verloren, Wohnung verloren, nicht den richtigen Pass für ein Arbeitsvisum und vieles mehr – es gibt die unterschiedlichsten Gründe dafür, warum Menschen auf die Almosen ihrer Mitmenschen zum Überleben angewiesen sind. Nicht überall ist das Sozialsystem so ausgebaut wie in Deutschland und selbst hier leben nach Schätzungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe über 860.000 Menschen ohne ein Dach über dem Kopf.

Ein weiteres Problem ist (hier in Deutschland sicher noch (!) etwas weniger präsent als beispielsweise in den USA), dass der Zahlungsverkehr sich zunehmend digitalisiert und langfristig immer weniger Menschen Bargeld mit sich führen werden. Demnach wird es immer seltener vorkommen, dass Passanten einem Obdachlosen im Vorbeigehen ihr Hosentaschen-Kleingeld schenken.

Das Projekt „Greater Change“ von der englischen NGO Aspire Oxford soll diese Probleme lösen. Greater Change erlaubt es Besitzern von Smartphones, Obdachlosen kontaktlos Geld zukommen zu lassen und nachzuvollziehen, in welchen Zweck ihr Geld genau geflossen ist. Das Projekt will nicht nur kurzfristig konkrete körperliche Bedürfnisse abdecken, sondern den Obdachlosen auch einen roten Faden zurück in ein Leben mit Arbeit und eigenem Zuhause an die Hand geben.

Wie funktioniert Greater Change? 

Greater Change stattet Obdachlose, die von Sozialarbeitern für das Projekt vorgeschlagen wurden, zunächst mit einem digitalen Profil innerhalb der Greater Change Datenbank aus. Dort wird gemeinsam mit einem Betreuer erarbeitet, für welche Anschaffungen die Spenden verwendet werden sollen. Das Spektrum reicht von Zahnbürste über Reisepass bis hin zur Kaution für eine eigene Wohnung. Im Anschluss erhält das Greater Change-Mitglied eine Karte mit einem QR-Code, die mit seinem digitalen Profil verlinkt ist.

Für Spender gibt es zwei Möglichkeiten, den bei Greater Change registrierten Obdachlosen eine Spende zukommen zu lassen: Per App, indem sie den QR-Code des betreffenden Menschen einscannen und direkt eine Spende veranlassen, oder per Spende auf der Webseite. In jedem Fall wird das Geld den vorher abgestimmten Zwecken zugeordnet. Der Obdachlose selbst braucht zunächst weder Handy noch eigenes Bankkonto – sein Konto bei Greater Change wird von einem Sozialarbeiter betreut, der sicherstellt, dass das Geld den designierten Zwecken zugutekommt.

Das von der Oxford Universität unterstützte Projekt befindet sich derzeit noch in der Pilotphase und ist daher vorerst nur auf die Stadt Oxford ausgelegt. Nach einiger Lernphase soll das Konzept dann ausgeweitet werden.

Greater Change schlägt drei Fliegen mit einer Klappe

Auch wenn es zunächst bevormundend scheinen mag, dass das über Greater Change gespendete Geld nicht direkt den Obdachlosen zur Verfügung steht, sondern über Sozialarbeiter verwaltet wird: Über diesen Schritt erreicht das Projekt den langanhaltenden Kontakt zu seinen Mitgliedern und kann Menschen in Not sinnvoll und planvoll bei ihrem Weg zurück in die Selbstständigkeit begleiten. Zudem wird sichergestellt, dass das Geld nachhaltig investiert wird und die Sorge von Spendern, möglicher Weise „Berufsbettler“ zu unterstützen, wird entkräftet.

Greater Change versteht sich als begleitendes Programm zur Abhilfe von Not, welches jedoch nicht staatliche Programme zur Unterstützung von Menschen in Not ersetzen soll. Für Menschen, die andere Personen in Not gerne direkt unterstützen möchten, ist es eine sehr transparente und konkrete Möglichkeit zu helfen. Da das gespendete Geld tatsächlich in einen sinnvollen Zweck investiert wird, könnte außerdem das Spendenvolumen höher ausfallen als die 50 Cent, die dem Bettler in der U-Bahn in den Pappbecher geworfen werden. Durch die zusätzliche Begleitung eines Sozialarbeiters könnte das Projekt tatsächlich einigen Obdachlosen dabei helfen, die Straße hinter sich zu lassen. Die Erfahrungsberichte auf der Webseite des Projektes legen dies zumindest nahe.

Wir dürfen gespannt sein, ob sich Greater Change über Oxford hinaus bewährt. Für die Obdachlosen in Deutschland wäre es sicherlich eine Chance.  
 

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