Wie kann die Erde mit ihrer stetig wachsenden Bevölkerung ernährt werden? Die Sicherstellung der Versorgung mit ausreichend und guter Nahrung aller Menschen ist eine der großen Herausforderungen, mit denen wir in Zukunft konfrontiert sein werden. Die immer weiter steigende Nachfrage, insbesondere nach tierischem Eiweiß, hat schon jetzt massive negative Auswirkungen auf die Umwelt: die Viehzucht trägt zur globalen Erwärmung bei und ist eine der Hauptursachen für Entwaldung, Landverödung, Wasserverschmutzung und Desertifikation auf der ganzen Welt; ganz zu schweigen von den Auswirkungen der Fleischproduktion auf die öffentliche Gesundheit und den Tierschutz. Gibt es eine technologische Lösung für unseren wachsenden, bedrohlichen Appetit auf Fleisch?
Die Idee, Fleisch „ohne Tier“ zu erzeugen, existiert schon seit einiger Zeit und ist einer der weltweit gefragtesten Bereiche für Investitionen und technologischen Fortschritt. Was vor einigen Jahren noch wie Science-Fiction klang, ist bereits Realität geworden. Mehrere Startups „züchten“ im Labor Fleisch aus tierischen Zellen. Andere, wie die beiden kalifornischen Startups Impossible Food und Beyond Meat, sind mit ihren pflanzenbasierten Burgern, die wie Fleisch schmecken sollen, längst in den Supermarktregalen und bei Fast-Food-Ketten vertreten – und damit enorm erfolgreich.
Zugleich sind 3D-Drucktechnologien, die bereits andere Bereiche umgekrempelt haben, auch in der Nahrungsindustrie angekommen – und sollen eine völlig neue Kategorie von „fleischlosem Fleisch“ hervorbringen. Denn der 3D-Druck ermöglicht es, die einzigartige Textur von echtem Fleisch zu simulieren. Die Herstellung einer fleischähnlichen Wurst, eines Burger-Patty oder einer Frikadelle ist die eine Sache, die Herstellung eines Pflanzensteaks, das sich anfühlt, aussieht und schmeckt, als wäre es ein „richtiges“ Steak, eine ganz andere.
Das Startup Novameat aus Barcelona hat eine Technologie für den 3D-Druck eines Steaks auf pflanzlicher Basis entwickelt, das die Textur, das Aussehen, die Nährwerte und die sensorischen Eigenschaften von faserigem Tierfleisch nachahmen soll. Der Gründer des Unternehmens, Giuseppe Scionti, sagte in einer Pressemitteilung:
„Bei der Erforschung der Regeneration von tierischem Gewebe durch Biodrucktechnologien für biomedizinische und veterinärmedizinische Anwendungen habe ich einen Weg gefunden, wie man durch Bio-Hacking die Struktur der nativen 3D-Matrix mit verschiedenen pflanzlichen Proteinen so strukturieren kann, dass eine Textur wie bei Fleisch entsteht.“
Seine Erfindung ist vollständig pflanzlich, hergestellt aus Proteinpulver, das zu einer Paste verarbeitet und dann auf eine Druckplatte aufgetragen wird. Investoren scheinen an den Erfolg zu glauben, denn vor kurzem erhielt das Startup erhielt eine Finanzierung von New Crop Capital, das auch Hauptinvestor anderer pflanzlicher Lebensmittellösungen ist. Wie hoch die Summe dabei war, ist allerdings nicht bekannt.
Ein weiteres Unternehmen, das daran arbeitet, 3D-gedrucktes Fleisch herzustellen, ist Redefine Meat. Das israelische Startup arbeitet an einer Technologie, die eine Fleischalternative aus pflanzlichen Eiweißquellen, Fett und Wasser herstellen soll. Auch hier verleiht der 3D-Druck den Produkten (u.a. Steaks und Braten) eine realistische Fleischtextur. Das Unternehmen plant, seine 3D-„Fleischdruckmaschine“ und das dazugehörige Protein ab 2020 an Fleischunternehmen zu verkaufen, die die Produkte drucken und an Einzelhandelsgeschäfte und Restaurants vertreiben sollen. Derzeit konzentriert sich das Unternehmen auf Rindfleisch, plant aber, sein Angebot u.a. um Thunfisch und Schweinefleisch zu erweitern. Redefine Meat behauptet, dass sein pflanzliches 3D-Fleisch eine um 95 Prozent geringere Umweltbelastung aufweist als tierisches Fleisch, zudem cholesterinfrei und kostengünstiger ist.
Die wichtigste Frage ist wahrscheinlich: Werden die Menschen das gedruckte Fleisch essen? Um „eingefleischte Fleischesser“ zu bekehren, müssten solche Alternativprodukte wahrscheinlich ziemlich überzeugend aussehen und schmecken. Wahrscheinlich ist, dass die Produkte „Flexitarianer“ oder Menschen ansprechen, die bewusst versuchen, ihren Fleischkonsum zu reduzieren – allerdings nicht ganz darauf verzichten wollen.
Aber ganz egal, wie authentisch es tatsächlich ist – pflanzliches 3D-Fleisch kann den Planeten am Ende nicht allein ernähren. Was wir unbedingt brauchen, ist ein zunehmendes Bewusstsein und eine Debatte darüber, wie wir die Nachhaltigkeit in der gesamten Landwirtschaft und Nahrungsmittelproduktion verbessern können, einschließlich der Förderung der Vielfalt landwirtschaftlicher Kulturen, der Erforschung alternativer Ansätze wie der vertikalen Landwirtschaft und die Reduzierung von unnötiger Lebensmittelverschwendung.
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original wurde zuerst auf unserer englischsprachigen Seite veröffentlicht.