Wingsails: Flügelsegel für eine grünere Schifffahrt

Das spanische Unternehmen Bound4blue hat ein Segel entwickelt, dass die Emissionen von Frachtschiffen drastisch reduziert.

Autor Tristan Rayner:

Übersetzung Tristan Rayner, 26.08.19

Die globale Frachtindustrie verursacht laut IMO (International Maritime Organisation) einen jährlichen Kohlenstoffausstoß von mehr als einer Milliarde Tonnen; das entspricht ungefähr zwei Dritteln des globalen Gesamtausstoßes. Viele Schiffe fahren zudem mit billigem Schiffsdiesel, was neben Kohlenstoffausstoß auch Schwefel- und Stickstoffoxidemissionen zur Folge hat. Die Emissionsproblematik der Industrieschiffe ist nach wie vor nicht Teil internationaler Klimadiskussionen, und das, obwohl die Industrie ökonomischere Lösungen grundsätzlich begrüßt – etwa 80 Prozent der Transportkosten entfallen bei Schiffen auf den Kraftstoffverbrauch.

Dabei gibt es sie schon längst, die Lösungen und Ideen, die den Treibstoffverbrauch drastisch reduzieren: High-Tech-Drehsegel zum Antrieb von Schiffen auf See oder Drachen, die in hundert Meter Höhe über dem Schiff als Segel zum Einsatz kommen. Einige solcher Lösungen haben bereits in einem Hintergrundartikel vorgestellt: Nachhaltige Konzepte für Containerschiffe

Auch die spanische Firma Bound4blue hat ein interessantes Konzept entwickelt: Der Einsatz ihrer „Wingsails“ soll sowohl Kraftstoffverbrauch als auch Schadstoffemissionen von Schiffen um bis zu 40 Prozent reduzieren können. Diese besonderesn Segel ähneln Flugzeugflügeln und werden am Oberdeck der Schiffe angebracht. Durch diese Anbringung wird das  Be- und Entladen in keiner Weise beeinflusst, auch das Ladevolumen wird nicht reduziert. Außerdem sind die Flügelsegel, die bei allen Schiffsgrößen nachgerüstet werden können, für unterschiedliche Wetterbedigungen optimiert: Bei rauen Wellen und starken Winden fahren die Segel automatisch ein, bei günstigen Bedingungen drehen sich die Segel automatisch in Windrichtung, um den ankommenden Wind zu nutzen.

Derzeit befindet sich das Konzept in der Entwicklungsphase und wird an drei Schiffen getestet – einem 20 Meter langen Fischerboot, einem Handelsschiff und einem Massengutfrachter. Bound4blue-Mitbegründerin Cristina Aleixendri Muñoz zeigt sich zuversichtlich: Bis 2025 hofft sie auf „mehr als 100 Projekte pro Jahr“.

Fünf Jahre Amortisationszeit veranschlagt das Unternehmen für die Investition in ihr Flügelsegel, einen Festpreis könne sie bis hierhin noch nicht nennen. Wenn es allerdings wirklich bei der angekündigten 40-Prozent-Verbesserung bleibt, dürfte eine Innovation, die sowohl Schadstoffemissionen als auch Kraftstoffkosten senkt, bald von vielen Reedern genutzt werden.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Thorge Jans. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.

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