Festival-Müll: Mehrweg statt Einweg

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© Nana Yuriko

Jedes Jahr freue mich auf die schönste aller Jahreszeiten. Ich liebe den Sommer! Für mich gibt es nichts Schöneres, als barfuss oder mit Flip-Flops draußen in der Natur zu sein zu können. Und als geselliger Mensch genieße ich auch gemeinsame Grill-Abende mit Freunden - oder auch Mal ein Tänzchen an frischer Luft auf Open-Air-Festivals. Aber mein letztes Festivalerlebnis hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack.

Autor*in RESET , 11.07.11

Es fällt mir zunehmend schwerer, die unendlichen Müllberge zu ertragen, die das Feiervolk hinterlässt. Das Gelände, wo sich nur wenige Tage vor dem Festival Spitzwegerich, Schafgarbe und Klee die Wiese teilten, gleicht einem Schlachtfeld. Der Boden ist übersät mit zerbröckelten Plastikgabeln, Zigarettenstummeln, Einweggrills, Einwegzeltgerippen, zermatschten Flyern, zerborstenen Bierflaschen, unendlich viel Plastikmüll und Lebensmittelresten. Die knapp 100.000 Festivalgäste als Spiegel unserer Wegwerfgesellschaft zeigen mir, dass Hedonismus und Bewusstsein hierzulande scheinbar noch nicht zueinander gefunden haben. Oder liegt es in der Verantwortung der Veranstalter solcher Großveranstaltungen, an das Umweltbewusstsein der Gäste zu appellieren?

Laut der Grünen Liga Berlin e. V. können alle Einfluss auf das Abfallaufkommen nehmen – Besucher, Händler, Veranstalter, aber auch Politik und Verwaltung. Gemeinsam mit der Berliner Stadtreinigung und Senatsumweltverwaltung möchte die Grüne Liga in den kommenden zwei Jahren das Müllaufkommen auf Großveranstaltungen wie dem Berlin-Marathon und dem Karneval der Kulturen analysieren, um einen Leitfaden zur Müllreduzierung zu erarbeiten. Gefördert wird das Projekt mit Mitteln aus dem Förderfond Trennstadt Berlin der Stiftung Naturschutz Berlin.

Jährlich fallen bei Großveranstaltungen auf Berliner Straßen 1600 Tonnen Partymüll an – pro Gast entspricht das etwa 386,3 Gramm Abfall. Die Lösung des Müllproblems liegt auf der Hand: „Mehrweg statt Einweg“ ist das Mantra der Grünen Liga. Ideal ist ein einheitliches Pfandsystem, welches nicht nur Becher und Teller, sondern auch Besteck einschließt. Auch auf portionierten Ketchup, Senf oder Zucker sollte verzichtet werden. Und auf dem Festivalgelände sollte ein Verbot für Werbeflyer und Glasflaschen gelten. Darüber hinaus können große Mülltonnen mit einer gut lesbaren und mehrsprachigen Beschriftung helfen, dass der Abfall getrennt wird. Auch Bars und Händler können Müll ohne erheblichen Mehraufwand trennen, schließlich schaffen es ja auch Tresenkräfte, Flaschen in die richtigen Kisten einzusortieren. Und wenn die Essensstände in Zukunft ihren organischen Restmüll sammeln, könnten die Veranstalter die großen Mengen Biomasse sogar nutzen, um wertvollen Kompost zu generieren – zur Verbesserung des Bodens auf dem Festivalgelände oder als zusätzliche Einnahmequelle.

Das abfallfreie Großveranstaltungen möglich sind, zeigt uns das Burning Man Festival in Nevada/USA. Mittlerweile treffen sich etwa 100.000 Gäste pro Jahr in Black Rock Wüste, um ein temporäres Utopia zu gestalten, feiern und zu leben. Die Veranstalter setzen auf Partizipation statt bloßem Konsum – und so gilt die Regel „Leave no trace“ („Hinterlasse keine Spuren“). Jeder einzelne Gast nimmt seinen Müll wieder nach Hause und keine einzige Kippe landet auf dem Boden des ehemaligen Salzsees. Eine schöne Utopie – oder werde ich im kommenden Jahr auch hierzulande nach dem Festival barfuss über die Wiesen tanzen können?

Worauf Du bei der sommerlichen Feierei achten kannst, um das ganze in weniger Müll enden zu lassen, findest Du auch hier: https://reset.to/act/partys-und-feste-feiern-aber-natuerlich

 

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