Mit Recycling-Materialien und dem Weglassen von Ladegeräten versuchen Smartphone-Hersteller wie Apple, Samsung und Xiaomi nachhaltiger zu werden. Nicht selten wird ihnen diesbezüglich Greenwashing vorgeworfen, da die Nachhaltigkeit sowohl bei der Produktion als auch bei der Konstruktion der Geräte nicht konsequent genug umgesetzt wird. Wie Handys tatsächlich nachhaltiger werden, zeigen hingegen Hersteller wie Shiftphone oder Fairphone. Denn deren Handys lassen sich aufgrund ihrer modularen Bauweise ganz ohne Expertise und möglichen Folgeschäden reparieren.
Der Hersteller Fairphone hat für sein neuestes Modell kürzlich eine Auszeichnung für eine besonders gute Reparierbarkeit erhalten. Diese stammt von iFixit, einem Unternehmen, das sich auf die Reparatur von Technik und insbesondere von Smartphones spezialisiert hat.
Obwohl Fairphone die fünfte Generation ihrer Smartphones noch modularer gestalten konnte, stört uns eine Eigenschaft des neuesten Modelles. Aber wie funktionieren modulare Smartphones überhaupt?
So funktionieren modulare Smartphones
Um kompaktere Smartphones zu bauen und die Produktionskosten zu senken, verlöten und verkleben die meisten Handyhersteller die benötigten Komponenten. Im Schadensfall ist es daher recht aufwendig, empfindliche Teile wie den Akku, die Kamera oder das Display auszutauschen. Bei Herstellern wie Samsung, Xiaomi oder Apple müssen Reparaturen daher kostenintensiv und unter einem gewissen Risiko durch Expert*innen durchgeführt werden.
Dank eines modularen Designs ist das beim Fairphone 5 anders. Wie iFixit in ihrer Analyse bestätigen, lassen sich die meisten Teile ohne Fachkenntnisse ganz selbstständig austauschen. Hierzu müssen Verbraucher*innen lediglich die Rückseite des Handys mit ein wenig Muskelkraft abnehmen und die defekten Komponenten abschrauben.
Da Fairphone sowohl Anleitungen als auch Ersatzteile zur Verfügung stellt, lässt sich das Fairphone 5 besonders effizient reparieren. In der fünften Generation konnte Fairphone die Modularität noch einmal verbessern, da sich nun auch die Komponenten der Kamera einzeln austauschen lassen. Beim Vorgänger, dem Fairphone 4, musste hingegen das gesamte Kameramodul ausgewechselt werden.
Volle Punktzahl dank längerer Software-Updates
Die maximale Punktzahl im iFixit-Test erreichte das neueste Fairphone aber letztendlich durch ein verbessertes Update-Versprechen. Denn Fairphone gibt an, das 2023 erschienene Smartphone acht Jahre lang mit Sicherheitsupdates versorgen zu wollen. Innerhalb dieses Zeitraumes sollen zudem fünf Android-Versionen unterstützt werden, die dem Handy neue Funktionen und eine verbesserte Performance bringen können.
Mit einer verbesserten Update-Gewährleistung werben seit einigen Jahren auch weitere Hersteller. Im Vergleich dazu ist Fairphone mit acht Jahren an Sicherheitsupdates aber besonders konsequent. Dabei erreicht das Unternehmen fast das Ideal eines Smartphones, das sich ohne einen Totalschaden 10 Jahre lang nutzen ließe. Dieses Vorhaben verfolgt die Kampagne „10-year-smartphone“, an die sich neben Fairphone auch der Refurbished-Marktplatz Back Market beteiligt.
Gleichzeitig erfüllt das Fairphone 5 dadurch bereits die neuen Auflagen, welche die EU Ende 2024 einführen wird. Diese werden Handyherstellern vorschreiben, dass neue Geräte nach der Veröffentlichung mindestens fünf Jahre lang mit Funktions- und Sicherheitsupdates versorgt werden müssen.
Abwärtskompatibilität als nächstes Ziel
Auch wenn das Fairphone 5 im Vergleich zu vielen Fast-Technology-Modellen deutlich nachhaltiger ist, sehen wir einen Aspekt des Smartphones kritisch. Denn iFixit bewerten in ihrer Analyse lediglich die Reparierbarkeit des neuen Modelles. Das Fairphone 5 erschien allerdings gerade einmal zwei Jahre nach seinem Vorgänger, dem Fairphone 4 – und dessen Hardware ist nicht mit den neuen Komponenten kompatibel.
Auf die Frage, warum in so kurzer Zeit zwei Gerätegenerationen erschienen sind, teilte uns Fairphone mit, dass es „nicht das Ziel der neuen Fairphone-Generation“ sei, Kaufwünsche zu generieren. Man wolle also keineswegs, „dass Kunden ihr funktionierendes Fairphone 4 gegen ein Fairphone 5 eintauschen.“ Daher werde das Fairphone 4 neben dem Fairphone 5 auch weiterhin verkauft.
Die fünfte Generation habe Fairphone stattdessen entwickelt, um eine noch bessere Reparierbarkeit zu realisieren. Dabei habe sich der Hersteller „ aus verschiedenen Gründen für ein deutlich anderes internes Layout als beim Fairphone 4 entschieden“. Eben um auch die einzelnen Komponenten der Handykamera modular gestalten zu können.
Zukünftig plant Fairphone jedoch, eine „größere Rückwärtskompatibilität von einem Modell zum nächsten“ zu realisieren. Allerdings sieht der Hersteller darin auch die Gefahr, dass Kund*innen funktionierende Module gegen leistungsstärkere Komponenten austauschen. Dadurch könnte wiederum Elektroschrott entstehen, was Fairphone natürlich vermeiden will.
„Das Fairphone 5“, so der Hersteller weiterhin, „ist ein Gerät für Kunden, die im Jahr 2023 ein neues Telefon benötigen, das noch viele Jahre lang relevant bleiben wird“. Und das scheint mit einer längeren Update-Garantie und einer verbesserten Modularität durchaus gelungen zu sein.