EWIK will Kenias informelle Siedlungen an der nachhaltigen Elektroschrott-Entsorgung beteiligen

Two EWIK employees gathering e-waste
© EWIK
Zwei EWIK-Mitarbeiter:innen sammeln Elektroschrott.

Das Startup EWIK nimmt sich Kenias rasant wachsenden Bergen an Elektroschrott an und bietet benachteiligten Gemeinschaften gleichzeitig die Möglichkeit, ein Einkommen zu erzielen.

Autor*in Joseph Maina:

Übersetzung Sarah-Indra Jungblut, 05.03.25

Elektronikgeräte sind weltweit zu unverzichtbaren Werkzeugen geworden – das moderne Kenia bildet da keine Ausnahme. Doch damit stellt sich dem Land genauso die damit verbundene Herausforderung, Elektroschrott nachhaltig zu entsorgen.

Das Startup E-waste Initiative Kenya (EWIK) hat das wachsende Problem erkannt und will ein umfassendes Management für Elektroschrott im Land bereitstellen. Die Dienstleistungen umfassen den gesamten Lebenszyklus von Elektroschrott, einschließlich Schulung, Sammlung, Verarbeitung und sicherer Entsorgung. Außerdem will EWIK die ökologische Nachhaltigkeit fördern und Jugendliche durch das Erlernen neuer Fähigkeiten stärken.

Die Probleme mit Elektroschrott sind bekannt

„In Kenia fallen jährlich über 65.000 Tonnen Elektroschrott an, aber weniger als 15 Prozent werden offiziell recycelt“, sagte der Gründer und Direktor von EWIK, Thuo Lawrence, gegenüber RESET. “Dies stellt ein erhebliches Umwelt- und Gesundheitsrisiko dar. Der größte Teil des Abfalls landet auf informellen Deponien oder wird verantwortungslos entsorgt. Das rasante Wachstum der Technologie und der zunehmende Verbrauch von Elektronik haben das Problem nur noch verschärft. Die Entsorgung von Elektroschrott ist damit zu einem kritischen Thema geworden.“ Laut Thuo war der Anstieg während und nach der COVID-19-Pandemie besonders ausgeprägt.

Die unangemessene Entsorgung von Elektroschrott führt zu einer toxischen Verschmutzung, bei der Schwermetalle wie Blei und Quecksilber Boden und Wasser verunreinigen. Dies schadet sowohl der Umwelt als auch der menschlichen Gesundheit. Vor allem die Gemeinden, die in der Nähe von Deponien leben, sind besonders gefährdet. Eine solche Entsorgung birgt zudem das zusätzliche Problem, dass auch viele wertvollen Ressourcen wahllos weggeworfen werden.

Thuo erklärt, dass Materialien wie Gold und Kupfer verloren gehen, wenn Elektroschrott entsorgt statt recycelt wird. Abgesehen vom Umweltfaktor werden dadurch auch wirtschaftliche Möglichkeiten der Rohstoffrückgewinnung behindert.

EWIK macht das Recycling von Elektroschrott einfach

EWIK bietet Sammelmöglichkeiten für Elektroschrott in verschiedenen Teilen des Landes. Dazu gehören die direkte Abholungen und kommunale Sammelmethoden. Das Unternehmen organisiert gelegentlich auch Sammelaktionen. Außerdem können Nutzer:innen den Elektroschrott über einen speziellen Kurier an Sammelstellen senden.

An EWIK employee works on a piece of e-waste
© EWIK

Das Recyclingprogramm von EWIK arbeitet eng mit Menschen aus sozial benachteiligten Gruppen zusammen. Sie beteiligen sich an der Trennung, dem Recycling, der Sammlung, dem Transport, der Behandlung und der Entsorgung von Elektroschrott. Dabei werden auch wertvolle recycelte Materialien zurückgewonnen.

Man könnte sich fragen, warum Kenia, das doch relativ wohlhabend ist und über einen hohen technologischen Standard verfügt, mit so großen Herausforderung bei der Entsorgung von Elektroschrott konfrontiert ist. Thuo macht dafür die unzureichende Durchsetzung bestehender Vorschriften verantwortlich. Dies, gepaart mit Kapazitätsengpässen und einem Mangel an öffentlichem Bewusstsein, hat das Problem noch verschärft.

„Es gibt zwar Richtlinien, aber sie werden nur unzureichend umgesetzt. Daher dominieren informelle Akteure den Sektor. Dies führt zu Lücken in den formellen Recyclinginitiativen und behindert den Fortschritt“, so Thuo. Zu den wichtigsten Richtlinien gehören die E-Waste-Vorschriften, die von der National Environment Management Agency (NEMA) durchgesetzt werden.

Trotz der Hürden hat EWIK durchgehalten. Das 2015 gegründete Unternehmen mit Sitz im Kiambu County, in der Nähe der Hauptstadt Nairobi, bietet über seine Netzwerke sichere Entsorgungsmöglichkeiten im ganzen Land an.

Im Rahmen seiner Mission schärft EWIK das Bewusstsein für die Auswirkungen von Elektroschrott auf die öffentliche Gesundheit und die Umwelt und schafft gleichzeitig Arbeitsplätze für Jugendliche, Frauen und Rentner. Das Unternehmen trägt auch dazu bei, die digitale Kluft zu überbrücken, indem es generalüberholte IKT-Geräte zu erschwinglichen Preisen anbietet.

„Unser oberstes Ziel ist es, eine Kreislaufwirtschaft zu etablieren, in der Elektroschrott durch einen nachhaltigen Kreislaufansatz effektiv verwaltet wird, Jugendliche und Frauen mit beschäftigungsfähigen Fähigkeiten ausgestattet werden und die Umwelt geschützt wird“, erklärte Thuo. “Wir machen Fortschritte, indem wir Bewusstsein schaffen, Einzelpersonen in unserer technischen Akademie für Elektroschrott ausbilden und die Infrastruktur entwickeln. Aber es sind mehr Zusammenarbeit und Investitionen erforderlich, um vollständige Nachhaltigkeit zu erreichen.“

EWIK team
© EWIK
Das Team von EWIK.

Eine Reise voller Hindernisse

Thuo hat im Gespräch mit RESET einige der Herausforderungen hervorgehoben, die die Mission von EWIK behindern. „Eine der größten Herausforderungen, vor der wir stehen, ist die begrenzte Finanzierung, um den Betrieb zu vergrößern und die Sensibilisierungsprogramme auszuweiten. Darüber hinaus mangelt es an sachkundigen Elektroschrott-Managern. In den Gemeinden gibt es auch Widerstand gegen Veränderungen, da die Gefahren von E-Müll nicht verstanden werden.“

EWIK räumt ein, dass es in Kenia nur wenige Kampagnen zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit für die Themen Elektroschrott und Abfallwirtschaft gibt. Auch der Prozess der Trennung von recycelten Materialien ist im Land weitgehend unterentwickelt. Um diese Lücken zu schließen, befähigt das Aufklärungs- und Bildungsprogramm von EWIK die Gemeinden, Siedlungsabfälle an der Quelle zu trennen und sich mit Aspekten der öffentlichen Gesundheit und der Umwelt auseinanderzusetzen.

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Das Unternehmen freut sich über das wachsende Engagement und Wohlwollen von Gemeinden und Interessengruppen im Land, während es seine Kampagnen ausweitet, um mehr Menschen zu erreichen. „Um die Elektroschrott-Krise anzugehen, haben wir Sensibilisierungskampagnen für die Gemeinschaft, Programme zum Aufbau von Fähigkeiten und die Einrichtung von Innovationszentren für den Kreislauf integriert. Diese Zentren fördern nachhaltige Praktiken im Umgang mit Elektroschrott, schaffen Beschäftigungsmöglichkeiten, fördern das Wirtschaftswachstum und schützen die Umwelt“, so Thuo.

Während Kenia mit der wachsenden Herausforderung des Elektroschrotts kämpft, beweist EWIK, dass Abfall mit dem richtigen Ansatz nicht nur ein Problem, sondern auch eine Chance ist. Um den Kreislauf wirklich zu schließen, sind jedoch eine breitere Zusammenarbeit und das Engagement von Entscheidungsträger:innen, Unternehmen und Gemeinden unerlässlich.

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