Der Absatz von Elektrofahrzeugen boomt – dank finanzieller Anreize, der besseren Umweltverträglichkeit und einer wachsenden Akzeptanz der Technologie. Laut einiger Prognosen wird der Absatz, der im Jahr 2018 noch bei rund zwei Millionen E-Autos liegt, bis 2025 auf 11 Millionen verkaufte Fahrzeuge steigen. Und bis 2030 sollen es sogar 30 Millionen sein, denn es wird erwartet, dass sie dann günstiger sind als Benziner und Diesel-Fahrzeuge.
Wer ein E-Auto fährt, belastet die Umwelt zwar deutlich weniger, aber für die Produktion der Fahrzeuge und vor allem für die Herstellung der Lithium-Ionen-Batterien, mit denen sie betrieben werden, werden seltene Mineralien wie Kobalt benötigt, das nachweislich unter gefährlichen und unethischen Bedingungen abgebaut wird – teilweise ist dabei auch Kinderarbeit im Spiel. Die gleichen Mineralien stecken übrigens auch in Smartphones und anderen Elektronikgeräten. Mehr zur Ökobilanz der E-Mobilität hier.
Das britische Unternehmen Circulor hat nun ein Blockchain-basiertes System entwickelt, mit dem Mineralien von der Mine bis zum End-Hersteller zurückverfolgt werden können, um so ihre Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Der Schwerpunkt von Circulor liegt dabei auf dem Elektrofahrzeug- sowie auf dem Unterhaltungselektronikmarkt. „Die technische Herausforderung besteht darin, die Herkunft zu beweisen, wenn sich das Material vom abgebauten Erz im Verlauf verschiedener Prozesse verändert, um am Ende in das fertige Auto, Telefon oder den Computer integriert zu werden“, sagte Douglas Johnson-Poensgen, CEO und Gründer von Circulor, gegenüber RESET.
Wie funktioniert das Circulor-System?
Hinter der Lösung von Circulor steckt eine Distributed Ledger Technology (DLT), eine Blockchain, die die Daten aller Mineralien aufzeichnet, die in das System gelangen. Die Abbauunternehmen verwenden eine mobile App, um die Rohstoffe auf der Circulor-Plattform zu registrieren. Dabei wird ein eigenes Protokoll verwendet, um die Daten zu verifizieren und über eine Kette von Smart Contracts Tests durchzuführen, bevor sie Teil der Blockchain werden; es wird also überprüft, ob der Prozess in einer akkreditierten Einrichtung zum erwarteten Zeitpunkt, für die erwartete Dauer und in einer Weise stattgefunden hat, die der angegebenen Betriebskapazität der Anlage entspricht.
Circulor verwendet noch weitere Tools, um sicherzustellen, dass die eingegebenen Daten korrekt sind. Festgehalten werden soll, wo, wann und von wem ein Material (mit der jeweiligen Zusammensetzung) protokolliert wurde. „Dies wird durch ein Sorgfaltspflicht- und Inspektionsprogramm vor Ort unterstützt, um Betrug zu erschweren. Wir arbeiten auch daran eine Luftbildauswertung zu integrieren, um zu beurteilen, ob der angegebene Minenstandort tatsächlich die Menge an Material produziert, wie behauptet wird“, so Johnson-Poensgen.
Zu den Kunden des Unternehmens gehört der Automobilhersteller BMW, der nachweisen will, dass in seinen Fahrzeugen Kobalt verwendet wird, das nicht aus Konfliktgebieten stammt und sozial und ökologisch verantwortungsvoll abgebaut wurde. Außerdem hat Circulor kürzlich ein Pilotprojekt in Ruanda gestartet, woher der größte Teil des weltweit genutzten Tantals stammt; die Förderunternehmen dieses Metalls sollen das Tantal markieren und nachverfolgen können, während es sich durch die Lieferkette bewegt. Die Plattform soll dabei nicht nur den Verbrauchern helfen zu erkennen, woher die Materialien der gekauften Produkten stammen, sondern auch den Zugang zu nicht-ethisch hergestellten Materialien durch die Lieferkette erschweren; und nicht zuletzt will man so „die Kosten für die Bergarbeiter, die derzeit einen unverhältnismäßig hohen Anteil an der Einhaltung der Compliance tragen, drastisch senken“.
Neben Circulor nehmen sich derzeit viele Unternehmen dem wachsenden Wunsch der Verbraucher an, zu erfahren, woher die jeweiligen Konsumgüter stammen – ob Mineralien, Lebensmittel, Kleidung oder Kaffee. Sollen die Umweltvorteile von Elektrofahrzeugen wirklich wirken, müssen wir die dafür aufgewendeten Rohstoffe kennen und sicherstellen, dass diese den Nachhaltigkeitsstandards entsprechen. Johnson-Poensgen jedenfalls ist sich sicher: „Auto- und Elektronikhersteller wissen, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis dieses Thema für die breite Masse relevant wird – und sie brauchen bis dahin eine Lösung.“
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.