Vor zwei Jahren hatten wir bereits über die Pläne berichtet, nun ist es endlich soweit: Die weltweit ersten im Personenverkehr genutzten Züge auf Basis von Brennstoffzellentechnologie sind in den Betrieb gegangen. Die zwei Züge der Alstom-Marke „Coradia iLint“ sind seit Montag für die Eisenbahnen und Verkehrsbetriebe Elbe-Weser (evb), im Einsatz und befördern Fahrgäste auf der knapp 100 Kilometer langen Strecke zwischen Cuxhaven, Bremerhaven, Bremervörde und Buxtehude. Dabei ersetzen die Züge die vorher eingesetzten klimaschädlichen Dieselloks.
Was ist das Besondere an Brennstoffzellen-Antrieb?
Der Antrieb mit einer Brennstoffzelle erfolgt gänzlich emissionsfrei. Im inneren der Zelle reagiert Wasserstoff mit Sauerstoff, der aus der Umgebungsluft zugeführt wird. Bei dieser chemischen Reaktion entsteht elektrische Energie – das einzige Nebenprodukt ist Wasser sowie Wasserdampf. Die in den Brennstoffzellen erzeugte Energie für den Antrieb der Züge genutzt. Überschüssiger Strom lädt zudem die ebenfalls im Zug vorhandenen Akkus auf, um Reserveenergie zur Verfügung zu haben.
Als zusätzliche Energiequelle wird zudem die kinetische Energie beim Bremsvorgang in elektrische Energie umgewandelt und ebenso den Batterien zugeführt. Bis 2021 sollen 14 Wasserstoffzüge im Einsatz sein und langfristig alle verbliebenen Dieselloks der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachsen ersetzen.
„Wenn es gelingt, die Einsatztauglichkeit der Brennstoffzellentechnologie im täglichen Betrieb nachzuweisen, werden wir die Weichen dafür stellen, dass der Schienenverkehr in Zukunft weitestgehend klimafreundlich und emissionsfrei betrieben werden kann“, erklärt Niedersachsens Verkehrsminister Bernd Althusmann (CDU) über die Pilotwirkung des Projektes.
Bisher werden deutschlandweit auf fast allen Routen, die nicht an das Netzwerk von elektrischen Oberleitungen angeschlossen sind, Dieselloks für den Personen- und Güterverkehr eingesetzt. Nachhaltige Alternativen für den Schienenverkehr sind nicht nur ein gutes Verkaufsargument der Bahn gegenüber der Automobilindustrie, sie werden auch im Hinblick auf konkurrierende Hersteller aus China immer wichtiger um wettbewerbsfähig zu bleiben.
Zudem bestätigte erst kürzlich eine Analyse des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung, dass durch den Klimawandel bedingte Extremwetterereignisse verheerende Auswirkungen auf die Infrastruktur und die Nutzungsmöglichkeigen des Schienenverkehrs haben und haben werden. Es ist daher nur konsequent, dass auch die Betreiber des Schienenverkehrs zum Schutz des Klimas beitragen, statt durch die Verbrennung von Diesel den CO2-Fußabdruck der Bahn zu verschlechtern.
Das würde durch die Ausbreitung der Brennstoffzelle als Antrieb für Züge durchaus gelingen. Damit die Energie aus der Brennstoffzelle jedoch tatsächlich als emissionsfrei durchgehen kann, muss auch der eingesetzte Wasserstoff emissionsarm generiert werden. Bisher wird Wasserstoff hauptsächlich über die sogenannte Dampfreformierung aus Erdgas gewonnen und basiert somit ebenfalls aus einem fossilen Rohstoff. Es gibt jedoch auch die Möglichkeit, Wasserstoff über die Elektrolyse aus Wasser zu generieren – dabei ist jedoch relativ viel Strom notwendig. Wirklich nachhaltig wird die Brennstoffzellentechnologie für die Verkehrswende auf und abseits der Schiene erst dann, wenn der deutsche Strommix erneuerbar wird – oder die Elektrolyse-Anlagen beispielsweise an bestehende erneuerbare Energieparks angekoppelt werden.