Erstaunliches aus dem Global Terrorism Index

Der "Kampf gegen den Terror" wurde fast schon zu einer Beschwörungsformel, da entfachten die Gewalttaten in Paris, Beirut and Baghdad erneut die Diskussion um Terror und mögliche Gegenmaßnahmen. In dieser Diskussion wird oft auf Grundlage von "gefühlten Wahrheiten" argumentiert. Grund genug, sich die Zahlen des kürzlich erschienenden "Global Terrorism Index" genauer anzuschauen.

Autor*in Marius Hasenheit, 01.12.15

Nicht wenige Menschen in der sogenannten westlichen Welt halten sich selber für das Hauptziel von Terrorakten. Jedoch werden die meisten Terroranschläge im Irak, Afghanistan, Nigeria sowie Pakistan und Syrien verübt. Das Aufrechnen von Opfern mag ethisch bedenklich sein, dennoch hinterfragten nicht wenige die Solidarität mit Paris, während Terroranschläge in Kenia vergleichsweise unbeachtet blieben. Mag dieser Unterschied aufgrund einer gewissen Nähe erkärbar sein, hilft dennoch eine globale Perspektive, um eine vermeintliche Terrorgefahr angemessen einzuschätzen.

Licensed under: All Rights reserved Summe der Toten durch Terror – weltweit

Zusammengerechnet hat sich die Anzahl der durch Terrorakte Getöteten, von 3.329 Opfern im Jahr 2000 auf 32.658 Todesopfer im letzten Jahr 2014, verneunfacht. Der stärkste Anstieg vollzog sich von 2013 auf 2014 mit einer Rate von 80 Prozent. In dieser Jahresspanne hat sich gleichzeitig die Anzahl der Länder, die mehr als 500 Terrortote zu beklagen haben, mehr als verdoppelt. Hinzugekommen sind nämlich Somalia, die Ukraine, der Jemen, Südsudan, die Zentralafrikanische Republik und Kamerun. Global betrachtet ist die Zunahme der Gewalt ohne Frage erschreckend.

Gleichzeitig wäre allgemeine Terrorangst in westlichen Ländern wenig begründet. Statistisch gesehen ist es in Europa wahrscheinlicher, durch eine Pilzvergiftung zu sterben, als durch einen Terrorakt. Im Gegenteil: Die Änderung von Verhaltensweisen aufgrund von Terrorangst kann sogar zu mehr Toten führen. So stiegen beispielsweise im Jahr nach dem 11. September 2001 viele Amerikaner vom Flugzeug auf das Auto um. So erhöhte sich nicht nur das Staurisiko, sondern auch die Anzahl der Verkehrstoten. In diesem Zeitraum gab es etwa 1.600 mehr unfallbedingte Todesfälle auf US-amerikanischen Straßen als es statistisch zu erwarten gewesen wäre.

Für die Terrorakte im Westen sind laut dem Global Terrorism Index seit 2006 zu 70 Prozent Einzeltäter, sogenannte Einsamer-Wolf-Terroristen, verantwortlich. Obwohl islamistisch-motivierte Anschläge die Debatte in der Öffentlichkeit dominieren, haben 80 Prozent dieser Täter jedoch einen rechtsradikalen, nationalistischen, regierungsfeindlichen oder andersartig politisch-extremistischen Hintergrund.

Wer sich einen Überblick über den Index verschaffen möchte, kann auf eine interaktive Karte zurückgreifen. Je roter ein Land dort eingefärbt ist, desto höher ist die Auswirkung des Terrors dort. Diese  Terrorauswirkung wird mittels der Anzahl der Terroropfer (Verletzte und Tote) und Attentate sowie terrorinduzierten Schaden berechnet.

Die Gründe für Terror

Das Londoner Institute for Economics and Peace erstellte nicht nur diesen Index, sondern korrelierte die Daten auch mit einer Reihe anderer Faktoren, um etwas über die Wurzeln von Terror aussagen zu können. Dabei konnten die Statistiker bei den reicheren OECD-Ländern eine positive Korrelation zwischen Terrorismusintensität und sozio-ökonomischer Faktoren wie Jugendarbeitslosigkeit, Vertrauen in die Presse, Glauben an die Demokratie, Drogenkriminalität und Einstellung zu Migration, feststellen. Diese Faktoren sind damit mit großer Wahrscheinlichkeit zu einem hohen Anteil verantwortlich für die Radikalisierung und Motivation der „Einsamer-Wolf-Täter“. In den nicht-OECD-Ländern spielen hingegen eher inner- und zwischenstaatliche Konflikte, Korruption und eine schwache Wirtschaft eine wichtige Rolle.

Drones and Satellites for Good – Drohnen auf Friedensmission

Im Februar 2015 veröffentlichte die UN einen Friedensreport. Inhalt: Für friedenssichernde Maßnahmen sollen zukünftige neue Technologien wie etwa Drohnen eingesetzt werden. Im Bericht heißt es, dass vor allem der Einsatz von Drohnen, den Friedenstruppen eine effizientere Überwachung und Vorhersage von Konflikten und Katastrophen ermögliche. Wie genau Drohnen im Kampf für den Frieden helfen könnten, haben wir für unser RESET-Spezial Drones and Satellites for Good recherchiert.

Krieg und Frieden – ein Informationsportal

Nicht nur in Syrien herrscht Krieg. Auch viele afrikanische Länder, Pakistan oder Venezuela sind von Gewaltkonflikten betroffene Gebiete. Millionen von Menschen sind auf der Flucht und leben in Zeltstädten unter elenden Bedingungen. Andernorts verdienen sich Staaten eine goldene Nase durch Waffenhandel. Wo welcher Konflikt herrscht, von welchen Ländern diese mit Waffen unterstützt werden - darüber herrscht oft nur gefährliches Halbwissen. Das "Informationsportal Krieg und Frieden" bietet die andere Hälfte Wissen.

Waffenhandel

Weltweit sterben jährlich etwa 740.000 Menschen an den direkten und indirekten Folgen von Waffengewalt. Abseits vom Licht der Öffentlichkeit werden ganz offiziell Jahr für Jahr Waffenverkäufe im Wert von etwa 45-60 Milliarden US-Dollar bewilligt. Die Tatsache, dass der Handel mit Rüstungsgütern und Waffen in vielen Ländern dieser Erde zu schwer wiegenden Verletzungen der Menschenrechte und des humanitären Völkerrechts beiträgt, findet indes nur wenig Beachtung. Ist der Waffenhandel außer Kontrolle?