Entrepreneurship Summit in Berlin: Unternehmer drücken die Schulbank

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Am Wochenende war der Entrepreneurship Summit in Berlin. Über 1500 Leute kamen im Henry Ford Bau der Freien Universität Berlin unter dem Motto "Discover your potential. Be an Entrepreneur!" zusammen, um über Entrepreneurship, Erfahrungen damit und Wege dahin, zu diskutieren, neue Ideen zu erhalten - und vielleicht sogar das ein oder andere neue Startup zu gründen. RESET war dabei.

Autor*in Sarah-Indra Jungblut, 16.10.14

Sehr enthusiastisch waren sie, viele der Teilnehmer des Entrepreneurship Summit. Enthusiastisch, Wege gefunden zu haben – oder mindestens kurz davor zu stehen – sich nicht nur selbst zu beschäftigen, sondern auch eine neue Lösung gefunden zu haben, die die Welt ein Stück besser macht. Aber vielleicht muss man das ja sein, wenn man bereit ist, seine gesamte Zeit, sein Geld und extrem viel Energie in ein Unternehmen zu stecken, das genauso Erfolg wie Misserfolg bringen kann.

Um sich auszutauschen, zu vernetzen und die ein oder andere Hilfestellung oder neue Idee zu bekommen haben die Teilnehmer bereitwillig auf den Klappstühlen der Hörsäle Platz genommen. Der Fokus des ersten Tages lag auf Ecological Entrepreneurship; wir waren mit RESET vor Ort.

Keynote Prof. Günter Faltin: Be an entrepreneur – Es gibt keine bessere Alternative!

Was einen Entrepreneur von einem Selbstständigen unterscheidet? Markantestes Merkmal eines Entrepreneurs ist die Motivation, etwas besser zu machen und kreativer zu sein, so Günter Faltin, Leiter des Arbeitsbereich Entrepreneurship an der FU Berlin, Unternehmensgründer der Teekampagne und Anstifter des Summits. Und dann die Überlegung, was eigentlich der Nutzer brauchen könnte, also Business plus Mehrwert. Daran anknüpfend auch Faltins Aufruf: Benutzen wir unseren Kopf! Aber: „Warten Sie nicht auf den genialen Einfall!“ Die richtige Frage ist die nach der richtigen bzw. einer besseren Lösung, nicht danach, was es noch nicht gibt.

Und hier kommt dann auch die Begeisterung ins Spiel, denn: „Bringen Sie ihr Ideenkind zur Welt!“ Angetrieben von der eigenen Begeisterung ist die Chance am größten zu vergessen, die Arbeitsstunden zu zählen und über Freizeit nachzudenken. Weil das ist klar: Die erfolgreiche Gründung eines eigenen Business braucht viel Energie. Faltins einfache Faustregel also: Mache etwas, was dir liegt, sei authentisch, dann wirst du gut!

Klar ist ökonomisches Denken auch für einen Entrepreneur zentral, denn am Ende soll ja nicht nur eine Idee umgesetzt sein, sondern auch ein Einkommen für einige Menschen entstehen. Doch gehen ökonomisches und ökologisches Denken im besten Fall Hand in Hand. Beispiele können hier Mehrfachnutzungen z.B. durch das Spiel mit Öffnungszeiten, Nutzungen und Gebäuden sein, Letzten Endes geht es darum, das besser zu nutzen, was schon da ist.

Also: „Take a different view of the world, be curious, learn, and free yourself of conventional rules!

Ralf Fücks: Intelligent Wachsen. Die grüne Revolution

Ralf Fücks, Vorstandsmitglied der Heinrich-Böll-Stiftung, bezog sich in seiner Keynote stark auf das Potential des Ecological Entrepreneurships, den Schwerpunkt des ersten Tages. Fücks nahm auf Faltin Bezug, der Entrepreneurship als kreative, sebstorganisierte Haltung begreift, die sich auf macht, Lösungen für Probleme zu finden und nicht abzuwarten, bis andere eingreifen. Daher sieht Fücks im Entrepreneurship großes Potential, Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu finden.

Denn: Konsumverzicht wird die Welt nicht retten. Aber wir sollten den Begriff des Wachstums überdenken. CO2 kann nicht allein dadurch reduziert werden, dass wir alle den Gürtel enger schnallen, sondern nur durch Innovationen. Und die sind längst nicht mehr ein Monopol westlicher Länder, sondern werden heute dank der Bildungsrevolution weltweit geschaffen. Fücks ist optimistisch, dass das auch ökologische Wachstumsweisen vorantreibt.

Nach Fücks geht es also in Zukunft darum, Krisen als Chance zu begreifen. Auch wenn es  ökologische Grenzen des Wachstums gibt, so gibt es keine Grenzen des menschlichen Wachstums und des Erfinderreichtums! Neben den zentralen Akteuren aus Politik und einer kritischen Zivilgesellschaft braucht es daher auch kreative Unternehmer, die neue Lösungen vorantreiben.

Gunter Pauli: The blue economy oder: Geht nicht gibt’s nicht!

Begründer der Blue Economy, Extrempositivist und Shooting Star des diesjährigen Summits Gunter Pauli trat mit einem Feuerwerk an Ideen auf die Bühne. Pauli ist unermüdlich: Er hat bereits 198 Projekte realisiert und diverse Unternehmen gegründet. Dabei immer im Fokus: Neue, andere, kreativere Wege zu gehen. Entrepreneure sind dazu da, um neue Spielregeln zu entwickeln unter dem Motto „Geht nicht? Einfach tun!“ Und dabei immer besser werden. Das zeigt zum Beispiel Paulis Engagement in der Brotvergabe für afrikanische Schulkinder: Hier wurde nicht, wie sonst üblich, über eine Ausschreibung die billigste Industriebäckerei in 600 km Entfernung mit qualitativ schlechtem Brot mit dem Auftrag betraut, sondern ein Netzwerk aus 6000 kleinen Bäckereien aus dem nahen Umkreis.

Wo Pauli seine Ideen hernimmt? Aus der Natur, denn die „Natur hat Lösungen“ und lehrt uns, einen Mehrwert aus dem zu schaffen, was wir haben. Beispiele aus seinen Projekten sind die Herstellung verschiedenster Produkte aus Disteln, aus Stein produziertes Papier oder T-Shirt aus PET-Flaschen und Kaffeesatz. „Der richtige Unternehmer sieht, was er hat!

Wir sollen sofort aufhören zu sagen, dass es keine Lösung gibt, so Pauli. Und hat jeden aufgefordert den Saal zu verlassen, so er an seinen Ideen zweifle. Eine sehr leidenschaftliche Rede hat Pauli gehalten. Dem Publikum hat´s gefallen, es gab tosenden Beifall.

Und sonst?

In den Workshops wurden dann einzelne Aspekte des Entrepreneurships diskutiert, u.a. Definition, Potential und Legitimation des Social Entrepreneurships, Möglichkeiten der Förderung, Crowdfunding, Hilfen bei Gründung und Marketing und vieles mehr.

An Gründeraktionismus jedenfalls hat es nicht gefehlt. Immer wieder gab es den Aufruf, Mut zu haben, anders zu denken, Lösungen zu suchen – und dran zu bleiben. Und natürlich wurde auch live auf der Bühne gegründet.

Du willst mehr erfahren? Alle Keynotes und Workshops lassen sich hier anschauen: https://www.entrepreneurship.de/summit/videos-vom-entrepreneurship-summit-2014/

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Be an entrepreneur! Entrepreneurship Summit, 11. und 12. Oktober/ Berlin

Von der Idee bis zum Business Modell - beim Entrepreneurship Summit lernst du Methoden des Idea-Development kennen, kannst dich in Impulsgruppen, Vorträgen, Workshops und Panel Discussions von erfolgreichen Gründern inspirieren lassen und mit anderen Entrepreneurs austauschen. RESET ist als Medienpartner dabei!

Mach dich auf den Weg zum Social Entrepreneur oder Ecopreneur

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