Zu wissen, wie viel Energie ein Gebäude verbraucht, ist ein grundlegender Aspekt, um Ressourcen effizient zu verwalten und den CO2-Fußabdruck zu verringern. Ebenso wichtig ist es, zu wissen, wie viel Energie durch die Sanierung eines Gebäudes eingespart werden könnte – und wie viel diese kosten würde.
Der Zugang zu den entsprechenden Daten ist jedoch für viele Beteiligte eine Herausforderung. Stadtverwaltungen, Gebäudeeigentümer*innen und -verwaltungen, Umweltverbände, Forschungseinrichtungen, Bewohner*innen und Verbraucher*innen, Unternehmen und Investor*innen, Regierungs- und Aufsichtsbehörden, gemeinnützige und kommunale Organisationen – sie alle können von einer größeren Transparenz des Energieverbrauchs eines Gebäudes profitieren.
Als Antwort auf diese Herausforderung machen offene Datenprojekte wie der Berliner EnergieCheckpoint solche Informationen öffentlich zugänglich. Auf diese Weise sollen alle Beteiligten handlungsfähiger werden.
Was ist der EnergieCheckpoint?
Der EnergieCheckpoint ist eine prototypische Anwendung, die es ermöglicht, Daten zu visualisieren und einzelne Gebäude in Berlin zu erkunden. Die Nutzenden können den Energieverbrauch von Strom und Wärme, die Art der Wärmeversorgung und Informationen über das Einsparpotenzial einer Gebäudesanierung einsehen. Die Daten werden für alle öffentlichen Gebäude auf einer Karte dargestellt.
So zeigt die Karte zum Beispiel, wie viel Wärme und Strom die Volksbühne verbraucht, an welcher Stelle sie im Vergleich zu anderen öffentlichen Gebäuden steht (31 von 383), was eine Sanierung kosten würde (7.539.082 Euro) und wie hoch das Energieeinsparpotenzial (50 bis 60 Prozent) einer Sanierung wäre. Es wird sogar sichtbar, dass der derzeitige Energieverbrauch dem von 242 Wohnungen mit je fünf Personen entspricht.
Datengestützte Entscheidungen für eine effizientere Energienutzung
Leicht zugängliche Daten können die Beteiligten in die Lage versetzen, fundierte Entscheidungen über Energieeffizienz, Sanierungen und nachhaltige Praktiken zu treffen. Der Sanierungsfahrplan zum Beispiel dient den Bezirken und der Berliner Immobilienmanagement GmbH als strategisches Instrument für die Sanierungsplanung.
Darüber hinaus zeigen die Daten die Umweltauswirkungen der Entscheidungen von Gebäudeeigentümer*innen und Stadtverwaltungen und fördern so die Hoffnung auf ein verantwortungsvolles Handeln. Sie ermöglichen es zudem Forschenden, innovative Lösungen zu entwickeln und Fortschritte bei der Energieeffizienz zu erzielen. Da sich die Stadt Berlin verpflichtet hat, bis 2045 klimaneutral zu werden, sind Projekte wie der EnergieCheckpoint von entscheidender Bedeutung, um Verbesserungspotenziale zu identifizieren.
Die Macht der offenen Daten
Als Betreiber öffentlicher Gebäude ist die Berliner Immobilienmanagement GmbH ebenso wie die Bezirke verpflichtet, im Rahmen des Berliner Klimaschutz- und Energiewendegesetzes (EWG Bln) regelmäßig und vollständig über Energieverbrauchsdaten und Einsparmaßnahmen zu berichten. Die Anwendung EnergieCheckpoint basiert vollständig auf diesen offenen Daten.
Da die Informationen noch nicht als maschinenlesbare Daten auf dem Berliner Datenportal zur Verfügung stehen, gelten sie als eingeschränkt offen. Das EnergieCheckpoint-Projekt wandelt genau diese Daten in maschinenlesbare, offene Daten um. Die aktuelle Energieverbrauchsübersicht ist für das Jahr 2020 verfügbar, die Daten für den Sanierungsfahrplan sind auf dem Stand von Mai 2022.
Der EnergieCheckpoint ist ein Open-Source-Projekt und läuft unter einer MIT-Lizenz. Dementsprechend können sowohl die Idee als auch der Quellcode kostenfrei für die Umsetzung in anderen Städten genutzt, angepasst und weiterentwickelt werden.
Bürger*innen für Energieeffizienz begeistern
In einem anderen Projekt, der „Thermografiebefliegung“ in Münster, wurde die Energieeffizienz von Dächern und ganzen Gebäuden erfolgreich mit Hilfe von Wärmebildern bewertet. Zu diesem Zweck wurde die Stadt mit Wärmebildkameras überflogen und mehr als 25.000 Downloads von Wärmebildern zur Verfügung gestellt. Die Einbeziehung und Aufklärung der Hausbesitzer*innen hat im Anschluss zu einer Verdreifachung der Energieberatungen geführt.
Diese datengestützte Initiative ist ein Beispiel dafür, wie offene Daten und Digitalisierung Immobilieneigentümer*innen in die Lage versetzen können, Energieeinsparmöglichkeiten zu erkennen und zu realisieren. Der Erfolg des Projekts hat auch das Interesse anderer Gemeinden geweckt und unterstreicht das Potenzial datengestützter Lösungen zur Förderung von Nachhaltigkeitsbemühungen und zur Einsparung von Energie und letztendlich auch Geld.
Verbesserungen durch ausgefeiltere digitale Lösungen
Das EnergieCheckpoint-Projekt in Berlin geht einen wichtigen Schritt in Richtung Datentransparenz, allerdings sind noch Verbesserungen nötig. Die letzte Aktualisierung der Daten im Jahr 2020 wirft Fragen nach ihrer Relevanz und Anwendbarkeit in der aktuellen Energielandschaft auf. Die Nutzung intelligenter Technologien und des Internets der Dinge (IoT) zur Sammlung und Analyse von Echtzeitdaten könnte die Genauigkeit und Nützlichkeit der Informationen verbessern.
Gebäude sind ein CO2-Schwergewicht: Das Bauen, Wärmen, Kühlen und Entsorgen unserer Häuser hat einen Anteil von rund 40 Prozent an den CO2-Emissionen Deutschlands. Unsere Klimaziele erreichen wir nur, wenn diese Emissionen massiv gesenkt werden.
Wie aber gelingt die nachhaltige Transformation der Gebäude und welche Rolle spielen digitale Lösungen dabei? Das RESET-Greenbook gibt Antworten: Gebäudewende – Häuser und Quartiere intelligent transformieren
Gebäude sind ein CO2-Schwergewicht: Das Bauen, Wärmen, Kühlen und Entsorgen unserer Häuser hat einen Anteil von rund 40 Prozent an den CO2-Emissionen Deutschlands. Unsere Klimaziele erreichen wir nur, wenn diese Emissionen massiv gesenkt werden.
Wie aber gelingt die nachhaltige Transformation der Gebäude und welche Rolle spielen digitale Lösungen dabei? Das RESET-Greenbook gibt Antworten: Gebäudewende – Häuser und Quartiere intelligent transformieren
Darüber hinaus würde eine bessere Zugänglichkeit der Daten durch die Bereitstellung von Echtzeit- oder echtzeitnahen Informationen in maschinenlesbaren Formaten die Beteiligten in die Lage versetzen, sich an der dynamischen Datenaufnahme, -verarbeitung und -analyse zu beteiligen. Ein höherer Detailgrad könnte außerdem dazu beitragen, die Daten besser nutzbar zu machen, wobei stündliche oder tägliche Verbrauchsmuster tiefere Einblicke bieten würden.
Eine prädiktive Analytik – also die Analyse von historischen Daten für zukünftige Ereignisse – zur Vorhersage von Energieverbrauchstrends kann zu einer effektiveren Planung beitragen. Interaktive Tools, die es den Gemeindemitgliedern ermöglichen, die Daten zu erkunden, sich Ziele zu setzen und den Fortschritt zu verfolgen, können das Engagement der Gemeinde für Energiesparinitiativen fördern.
Letztendlich entscheidet über die Wirksamkeit des EnergieCheckpoint-Projekts, ob die Daten auch bei jenen ankommen, die die Veränderungen auf den Weg bringen können. Wichtig ist dafür, die Veröffentlichung der Daten mit Informationskampagnen zu kombinieren. In Münster hat sich gezeigt, dass diese Kombination Eigentümer*innen tatsächlich dazu anregt, aktiv zu werden. Doch dazu ist eine aktive Beteiligung der Städte und Kommunen nötig.
Dieser Artikel gehört zum Dossier „Gebäudewende – Häuser und Quartiere intelligent transformieren“. Das Dossier ist Teil der Projekt-Förderung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU), in deren Rahmen wir vier Dossiers zum Thema „Mission Klimaneutralität – Mit digitalen Lösungen die Transformation vorantreiben“ erstellen.