Wissenschaftler wollen Wilderer mit künstlichen Rhinozeros-Hörnern verwirren

Die Nachfrage von Rhinozeros-Horn in der traditionellen chinesischen Medizin ist stark gestiegen.

Rhinozerosse werden wegen ihrer Hörner gewildert, die am Schwarzmarkt zu extrem hohen Preisen gehandelt werden. Kann eine Überschwemmung dieses Marktes mit Hörnern zum Schutz der bedrohten Tiere beitragen?

Autor Mark Newton:

Übersetzung Mark Newton, 18.11.19

Ein britisch-chinesisches Forschungsteam arbeitet an der Entwicklung künstliche Nashornhörner, um die illegale Wilderei und den Verkauf der echten Exemplare zu unterbinden. Es wird gehofft, dass die Fälschungen den Schwarzmarkthandel „verwirren“ und schließlich die Nachfrage der Hörner in Ländern wie China senken werden.

Das Team von der britischen Oxford University und der chinesischen Fudan University untersuchte eine Vielzahl von Substanzen, mit denen künstliche, aber überzeugende Nashornhörner hergestellt werden könnten. Die Hörner von Rhinozerossen sind, im Gegensatz zu Kuhhörnern oder Hufen, im Prinzip Büschel aus dicht zusammengedrängten Haaren, die dann mit von den Tieren abgegebenen Sekreten zusammengeklebt werden. Ihre besondere Beschaffenheit birgt daher Probleme bei der Herstellung glaubwürdiger Fälschungen.

Wie man die Natur imitiert

Das Zoologen-Team aus Oxford und Shanghai war sich bei der Suche nach einem geeigneten Material zur Herstellung ihrer Imitationen im Klaren darüber, dass dieses biologischer Herkunft sein müsste, um überhaupt eine Chance zu haben, den Schwarzmarkt zu täuschen. Letztendlich erwiesen sich Rossschwanzhaare als das ideale Material dafür, da diese zum einen etwa so groß sind wie Nashornhaare, zum anderen aber auch einen ähnlichen evolutionären Hintergrund haben, der sie überzeugender erscheinen lässt.

Allerdings sind sie nicht identisch, da das Rosshaar eine schuppige äußere Schicht aufweist, die bei Hörnern von Rhinozerossen nicht vorhanden ist. Um dies zu umgehen, wusch das Forschungsteam die Schuppen mit einer Lithiumbromid-Substanz weg, wodurch sie den Nashornhaaren ähnlicher wurden und gleichzeitig die Haftfähigkeit verbessert wurde. Die Haare wurden dann dicht gepackt und mit einem speziellen Klebstoff verklebt, bevor sie im Ofen ausgehärtet wurden. Schließlich wird das Endprodukt poliert, um den Glanz nachzuahmen, den Rhinozerosse normalerweise durch das Reiben ihrer Hörner an Bäumen erreichen.

Es gab bereits frühere Versuche, die Hörner von Nashörnern künstlich herzustellen, aber wie Professor Fritz Vollrath vom Department of Zoology der University of Oxford der BBC erklärte, ist diese neue Methode zudem erschwinglich: „Unseren Untersuchungen nach ist es ziemlich einfach und günstig, ein biologisch inspiriertes hornförmiges Material herzustellen, das den extrem teuren Nasenhaarbüschel des Nashorns nachahmt.“ Er hofft, dass die Fälschungen dazu genutzt werden können, um die Preise nach unten zu drücken, die Nachfrage zu reduzieren und so zur Erhaltung des Nashorns beizutragen.

Laut der Organisation Save The Rhino International wurden 2018 in ganz Afrika 892 Nashörner wegen ihrer Hörner gewildert. Obwohl die Quote der Wilderei damit gegenüber dem Vorjahr um zwanzig Prozent zurückgegangen ist, ist sie für den Erhalt einer gesunden Population wildert nach wie vor viel zu hoch und liegt weit über den etwa 60 60 Nashörnern, die im Jahr 2006 gewildert wurden.

Ein Großteil dieses Anstiegs ist auf die wachsende Nachfrage nach in asiatischen Märkten zurückzuführen, insbesondere in China. Dort behauptet der Markt für traditionelle Medizin, dass das Horn eines Rhinozeros aphrodisierend wirken soll.

Zweifel am Konzept

Trotz der guten Absichten des Forschungsteams gibt es für dessen Vorgehensweise nicht nur Befürworter. Vor allem Save The Rhino International befürchtet, dass gefälschte Rhinozeros-Hörner den Preis für das echte Produkt nur noch erhöhen werden, was ihren illegalen Handel für Wilderer und Schmuggler am Ende noch lukrativer machen könnte.

Darüber hinaus glaubt der stellvertretende Direktor der Organisation, John Taylor, dass es äußerst schwierig wäre, Schwarzmarkthändler langfristig zu täuschen, zumal Rhinozeros-Horn normalerweise für den Transport und Verkauf zu einem Pulver gemahlen wird. Auch das Einbringen des gefälschten Produkts in den Markt könnte mit Schwierigkeiten verbunden sein. Die Schmuggelnetzwerke werden immer ausgeklügelter und nutzen eine Vielzahl von Methoden, um das gewilderte Horn in nationale Märkte zu schmuggeln, einschließlich geheimer Verpackungen (wie oben zu sehen). Ohne fundierte Kenntnisse dieser Praktiken und Zusammenhänge könnte ein künstliches Horn leicht identifiziert werden.

Letztendlich, so das Fazit von Taylor, sind nur Anti-Wilderei-Maßnahmen auf der einen Seite und eine Verringerung der Nachfrage auf der anderen Seite wirksame Mittel zur Verhinderung der Wilderei.

Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien zuerst auf unserer englischen Seite.

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