Bei humanitären Hilfseinsätzen in Katastrophengebieten wird eine Vielzahl von Dingen benötigt. Es bedarf an Lebensmitteln und Unterkünften und die Betroffenen müssen mit den elementarsten Dingen versorgt werden, die verloren wurden. Doch durch die Auswirkungen der Katastrophe kann der Einsatz humanitärer Hilfe erheblich erschwert sein. So sind manche Regionen schwer zugänglich und vielerorts ist die Stromversorgung unterbrochen. Ohne Energieversorgung sind Krankenhäuser und andere Versorgungsstellen jedoch nur bedingt einsatzbereit. Auch eine schnelle Organisation der Hilfe ist ohne Strom oft sehr viel schwieriger zu bewerkstelligen. Doch die Arbeit humanitärer Hilfe fängt nach der Grundversorgung nach einer Katastrophe eigentlich erst an, viele betroffene Gemeinden sind meist noch lange in einer vulnerablen Position. Um die nötige Energie für elementare Bedürfnisse wie Unterkunft und Gesundheitsversorgung bereitzustellen, werden häufig Dieselgeneratoren verwendet. Diese Vorgehensweise ist weder nachhaltig noch besonders günstig oder gut für die Gesundheit.
Um Standorte schnell und einfach mit Strom zu versorgen, hat der US-Amerikaner Angelo Campus das Startup BoxPower gegründet. Und wie der Name schon andeutet, kommt der Strom aus einer Box – genauer gesagt aus einem für die Seefracht üblichen Container. Darin befindet sich alles, was für die Off-Grid-Stromerzeugung nötig ist: Photovoltaik-Panele, Wechselrichter, Schaltkasten und Batterien. Innerhalb von fünf Stunden kann das System montiert werden. Mehrere Systeme können miteinander verbunden werden, um höhere Energiebedarfe zu decken. Ein Container kann fünf bis sechs Haushalte mit Energie versorgen. Außerdem verfügt das Ganze über ein intelligentes Energiemanagementsystem, das es ermöglicht, die Energiespeicherung an zukünftige meteorologische Bedingungen anzupassen und so die Energieerzeugung und -speicherung zu maximieren.
Währende seines Studiums an der Princeton University schloss sich Angelo Campus einem Forschungsteam an, das schnell einsetzbare erneuerbare Energiesysteme für die Katastrophenhilfe und die Elektrifizierung des ländlichen Raums entwarf. Aus diesem Projekt entstand später BoxPower. Campus schrieb seine Abschlussarbeit über Energie-Ungerechtigkeit in Reservaten der amerikanischen Navajo-Nation, in denen mehr als 25 Prozent der Bevölkerung keinen Zugang zum Stromnetz haben. Aus dieser Erfahrung heraus entstand die Idee, netzferne Standorte mit sauberer, erschwinglicher Energie zu versorgen – und das alles in der Größe eines Frachtcontainers. Und die Einsatzmöglichkeiten sind dabei vielseitig: Von solchen Containern können nicht nur Gemeinden profitieren, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind; auch eine landwirtschaftliche Nutzung in abgelegenen Gegenden oder sogar eine Stromversorgung von Festivals und Events sind damit möglich. Die Transportmöglichkeit und die im Grunde schon fertige Außenhülle durch die Container machen die Systeme aber auch interessant für die humanitäre Hilfe. Als 2017 der Hurricane Maria in der Karibik wütete, wurde BoxPower in Puerto Rico eingesetzt. Somit konnte eine Gemeinde, die acht Monate lang durch die Zerstörung vom Stromnetz getrennt war, wieder mit Energie versorgt werden.