Über 30.000 Kilometer befahrbare Wasserstraßen gibt es in Deutschland, zudem knapp 2.500 Küstenkilometer. Laut einer Statistik vom Bundesministerium für Verkehr sind in Deutschland etwa 750.000 Sportboote angemeldet, die dort verkehren. Hinzu kommen Hausboote, Jetskis, motorisieret Flöße oder andere außergewöhnliche Wassersportgeräte, die in der Studie nicht aufgeführt wurden. Im Sommer bei Sonnenschein über Seen oder Flüsse mit einem Motorboot schippern – für viele Menschen ist das eine Traumvorstellung. Doch unter dem Massenbetrieb auf Seen und Flüssen leidet vor allem die Natur. Der Geräuschpegel der Motoren verschreckt Vögel und Fische, der Wellenschlag lässt Ufer erodieren und immer häufiger werden Tiere, wie etwa der Fischotter, Opfer der Schiffsschrauben.
In der Schiffahrt wird zwar bereits viel Geld in die Entwicklung neuer Antriebstechnologien gesteckt und so gibt es z.B. in der Containerschifffahrt inzwischen innovative nachhaltige Konzepte, die CO2-Emissionen reduzieren und die Umwelt schonen; doch vor allem bei kleineren Booten und im Freizeitbereich werden selbst für die neusten Fahrzeuge oft alte Technologien für den Antrieb genutzt, nach wie vor kommen hier vor allem Dieselmotoren zum Einsatz.
Ein Team junger Ingenieure will das mit dem Startup Humphry und einem innovativen E-Antrieb ändern. Die drei Gründer, selbst Wassersportfans, haben ein auf Brennstoffzellen basierendes, modulares Antriebssystem entwickelt, den Humphry Drive. Der Brennstoffzellen-Batteriehybrid soll nicht nur doppelt so energieeffizient sein wie konventionelle Motoren, sondern auch vollständig emissions- und lärmfrei. Auch gegenüber elektromobilen Batteriesystemen soll das System Vorteile bieten, u.a. eine achtmal so große Reichweite und eine wesentlich schnellere Betankung. Das System soll sich für kleine Yachten und Arbeitsboote bis hin zu Stadtschiffen mit einer Kapazität von über 100 Passagieren eignen, auch sollen Boote mit konventionellen Motoren nachgerüstet werden können. Nach eigenen Angaben kann der Antrieb von Humphry zudem in Hinsicht auf Leistung und Kosten mit denen von Dieselmotoren mithalten.
Aktuell wird der erste Prototyp entwickelt, damit dieser im Wasser getestet werden kann. Bleibt also zu hoffen, dass das von der TU Berlin als auch von der Beuth Hochschule unterstützte Projekt im praktischen Test überzeugen kann.