Einen sinnvollen Beitrag könnten die Roller vor allem bei der Überbrückung der berühmten ersten bzw. letzten Meile leisten. Gemeint ist damit der Weg von der Haustür zu Bus oder Bahn, bzw. von der Station zum letztendlichen Zielort. Oft führt dieser kurze Weg dazu, dass sich viele doch dafür entscheiden ins Auto zu steigen, statt öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen. Den Weg zu Fuß zurückzulegen können oder wollen viele Menschen nicht, ein Fahrrad in der Bahn zu transportieren ist umständlich und teuer. Elektro-Roller haben durchaus Potenzial, zu einer Lösung dieses Problems beizutragen.
Verschiedene Studien bewerten den ökologischen Wert der Scooter als positiv. Das Mobility-Tech-Unternehmen Wunder Mobility aus Hamburg und die Unternehmensberatung Boston Consulting ziehen zum Beispiel das Fazit: Die Roller haben das Potenzial, den Stadtverkehr zu entlasten und können einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Mobilität leisten.
Ähnliche Erkenntnisse wurden aus einem dreimonatigen Pilot-Projekt der Stadt Portland gewonnen: Die Befragung der Nutzer ergab, dass 34 Prozent der Einwohner und 48 Prozent der Besucher der Stadt einen Scooter anstelle eines eigenen Autos oder eines Taxis bzw. Mitfahrdienstes wie Uber benutzten.
Umweltentlastung oder Spielerei?
Sind Elektro-Roller also ein Beitrag für eine effektive Umweltentlastung? Ganz so einfach ist es leider nicht. Entscheidend für die Umweltbilanz ist vor allem, ob die Nutzenden wirklich das Auto stehen lassen oder ob sie nur zum Spaß damit umherfahren und so sogar zusätzlichen Verkehr produzieren – und damit auch mehr CO2-Emissionen auf das Konto der Mobilität gehen. Direkt ersetzen werden sie gerade in Berlin wohl vor allem Wege, die sonst zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückgelegt worden wären. Ebenso ist an vielen Orten die Infrastruktur völlig ungeeignet: Berlin ist noch immer zum Großteil für Autofahrer ausgelegt. Doch immer mehr Menschen steigen um auf Rad und andere zwei- und dreirädrige Gefährte – damit wird der sowieso schon begrenzte Platz für klimabewusst Reisende immer knapper. Damit sind, einmal mehr, statt Parkplätzen, neuen Autobahnen und mehrspurigen Straßen bessere Fahrradwege gefragt, die genug Platz bieten, um auch von Rollern genutzt werden zu können.
Problematisch ist auch die Produktion der Gefährte. Die Leihroller werden fast ausschließlich in China gefertigt, oft unter Einsatz von Energie aus Kohlekraftwerken. Die Herstellung der Akkus ist sehr energieintensiv und das Recycling bisher schwierig. Ausschlaggebend ist daher die Lebensdauer der Geräte. Erfahrungen aus anderen Städten zeigen jedoch, dass diese aufgrund geringer Qualität und teils mutwilliger Zerstörung nicht besonders lang ist. Teilweise bleiben „Roller-Leichen“ auch einfach liegen und vermüllen die Stadt. Zusätzlich müssen ganze Flotten an Autos rund um die Uhr durch die Stadt fahren, um Akkus zu laden und kaputte Geräte einzusammeln. Besonders ökologisch sinnvoll ist das nicht. Die Akkus der Roller werden außerdem nicht explizit mit grünem Strom geladen, sondern mit dem allgemeinen deutschen Strommix. Ein großer Teil davon basiert nach wie vor auf fossilen Energieträgern.
Die Frage, wie umweltfreundlich die leisen Flitzer wirklich sind, lässt sich also nicht so leicht beantworten. Klar ist, dass die Roller nur dann tatsächlich Verkehr und Umwelt entlasten, wenn sie ein CO2-intensives Fortbewegungsmittel ersetzen, also zum Beispiel das Auto stehen bleibt und dafür die nächste U-Bahn-Station angesteuert wird. Gleichzeitig hängt die Ökobilanz der Scooter auch stark mit der Energiewende und der Entwicklung von ressourcensparenden und recyclingfähigen Batterien ab. Ein eigener verantwortungsvoller Umgang mit dem neuen Sharing-Angebot kann jedoch ein Anfang sein.