Rund 2,4 Milliarden Menschen weltweit haben keinen Zugang zu sicheren und hygienischen Sanitäranlagen. Wenn kein Abwassersystem vorhanden ist, zum Beispiel in Flüchtlingslagern oder in städtischen Slums, kann ein einfacher Toilettengang bereits zur großen Herausforderung werden.
Die Benutzung von Toiletten an solchen Orten birgt nicht nur das Risiko, sich mit Harnwegserkrankungen anzustecken. Insbesondere Frauen und Mädchen setzen sich der Gefahr aus, Opfer von Gewalt zu werden, wenn sie nachts weite, schlecht beleuchtete Wege zu abgelegenen Toiletteneinrichtungen zurücklegen müssen.
Wenn es jedoch gar keine sanitären Anlagen gibt, ist offene Defäkation die einzige Möglichkeit. Derzeit ist dies für einen von sieben Menschen weltweit leider Praxis – das sind mehr als 900 Millionen Menschen. Cholera, Typhus, Hepatitis und Durchfall sind nur einige der Krankheiten, die über menschliche Ausscheidungen übertragen werden. Geschätzt sterben etwa 800 Kinder täglich aufgrund von Durchfallerkrankungen.
Aber wie könnte eine nachhaltige Lösung an netzfernen Orten wie Flüchtlingslagern oder Katastrophengebieten aussehen, wo es kein Zugang zu Wasser und keine Sanitär- und Abwasserinfrastruktur gibt?
Ein Verdunstungssystem für die Toilette
Change:WATER Labs hat in Zusammenarbeit mit der Harvard University und dem MIT sowie im Dialog mit Industrie-Experten aus dem Bereich der Sanitär- und Abwasserbehandlung und Hilfsorganisationen eine Lösung entwickelt: ein evaporatives Toilettensystem. Es ist kostengünstig, kompakt und benötigt weder Sanitär- und Abwasserkanäle noch Zugang zu Wasser.
Die wasserlose Toilette sammelt Fäkalien in einem abnehmbaren und austauschbaren Beutel, der aus einer nicht porösen Polymermembran besteht. Der Beutel saugt wie ein Schwamm den flüssigen Anteil auf (95 Prozent der Fäkalien sind flüssig) und verdampft diesen anschließend. Somit bleiben lediglich fünf Prozent der trockenen Feststoffe zurück. Diese können einfach von der Müllabfuhr oder einem Abwasserservice eingesammelt werden. Durch die Kompaktheit des Systems müssen die Abholungen jedoch nicht so häufig durchgeführt werden und das Transportvolumen ist zugleich 95 Prozent geringer.
Diese Technologie funktioniert am besten in trockenem und heißem Klima. Orte wie das Zaatari-Camp im Mittleren Osten sind damit also ideal. Oxfam und Unicef haben bereits ihr Interesse geäußert, die Lösung an ähnlichen Orten einsetzen zu wollen.
Die Verdunstungs-Toiletten haben ein großes Potenzial: Ihre Installation in den Haushalten kann dabei helfen, Gewalt gegenüber Frauen und Mädchen zu verringern, die Ansteckung mit Krankheiten zu verhindern – und trägt dazu bei, der einfachen wie selbstverständlichen Handlung des Toilettengangs Würde zu geben.
Aktuell führt Change:WATER Labs Pilot-Feldtests seiner Verdunstungstechnologie durch, Mitte 2018 soll die Lösung gelauncht werden. Das Projekt ist für die Hult Prize Challenge 2017 nominiert, bei der es darum geht, nachhaltige und skalierbare Lösungen für die vielfältigen Herausforderungen zu finden, mit denen Geflüchtete konfrontiert sind.
Hier kannst du dir ansehen, wie CEO Diana Yousef die wasserlose Toilette vor der Hult Prize Foundation pitcht:
Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Lydia Skrabania. Das Original erschien auf unserer englischsprachigen Seite.