Während Social-Media-Plattformen damit kämpfen, Algorithmen zu entwickeln, um die Flut an Fake News einzudämmen, hat sich die englische NGO The Ananas Foundation dafür entschieden, „echte“ Menschen dafür zu begeistern, eine besser informierte Bevölkerung zu schaffen – und sie entlohnen das auch.
Das Ganze funktioniert über eine Plattform, auf der vielfach falsch interpretierte Texte von Menschen verantwortungsvoll kommentiert und gedeutet werden. Extremisten soll so um eines ihrer gefährlichsten Tools genommen werden. Für ihre Beiträge werden Ananas-User mit der Ethereum-basierten Währung ‘Anacoins’ belohnt. Um Beiträge einzureichen, müssen die User einige Anacoins investieren, dieser Beitrag wird aber kompensiert, sobald andere User den Eintrag verifizieren. Die Cryptocoins können dann in andere Währungen getauscht werden; auf der ethischen Initial Coin Offering-Plattform Chainstarter entsprechen fünfzig Anacoins aktuell einem US-Dollar.
Die komplette Plattform wird mit Hilfe der Blockchain ermöglicht. Durch die dezentralisierte und autonome Natur dieser Technologie können die erstellten Daten nicht von einer zentralen Authorität kontrolliert oder besessen werden. Stattdessen wird die User-Community darin bestärkt, durch den Austausch von Wissen, Erfahrung und Einschätzungen ihre eigene Datenbank zu schaffen. Die Blockchain ermöglicht zudem, die Information ohne Zensur und den Eingriff von Drittparteien zuzuordnen und zu verifizieren.
Verteidigung der ‘objektiven Subjektivität’
Ananas hofft, dass das Projekt unzählige und diverse Communities zusammenbringt, die gemeinsam ihre fehlinterpretierten Texte zurückgewinnen. Das Projekt ist sehr ambitioniert, hat die NGO doch nicht weniger vor, als u.a. einen „lebendigen Online-Koran“ zu erstellen, den die Ananas-Community gemeinsam entwickelt.
Interessanterweise sieht die NGO Seriosität und Subjektivität nicht als gegensätzlich. Stattdessen ist für sie eine Vielfalt an Perspektiven zentral für ihre ‘objektive Subjektivität’-Philosophie. Auf die Inhalte kann jeder über eine frei verfügbare App zugreifen. Damit haben die Leser auch die Möglichkeit, Informationen nach verschiedenen Gruppen zu filtern. Als Ergebnis können sämtliche verschiedenen Perspektiven auf einen Text eingesehen werden, die innerhalb des durch die Cryptowährung unterstützten Prozesses verifiziert wurden. Extremistischen Ideologien soll so mit Meinungsvielfalt entgegen getreten werden.
Fake News zu bekämpfen ist nicht nur zu einer wichtigen Aufgabe für die Sozialen Medien geworden, sondern auch für viele NGOs, die fürchten, dass deren ungeprüfte Verbreitung zukünftige Erfolge hemmt. Gerade erst letzten Monat hat sich Joseph Khan, Chefredakteur der New York Times, auf dem Web Summit in Lissabon dazu geäußert, dass die Unparteilichkeit im Technologiebereich kritisch dabei sein könnte, die Schäden von Fake News einzudämmen.
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Dieser Artikel ist eine Übersetzung von Sarah-Indra Jungblut und erschien zuerst auf unserer englischsprachigen Seite.