Immer wieder Mikroplastik: Die meist mikroskopisch kleinen Plastikteile befinden sich in Zahncremes, Shampoos oder Kosmetika und verschmutzen die Meere so täglich mit einem Equivalent von 12 Millionen Plastiktüten. Eine bisher wenig beachtete Mikroplastikquelle steht in nahezu jeder Wohnung: Die Waschmaschine. Oder eigentlich: Die Wäsche darin. Denn beim Waschen von Textilien mit Plastikanteil – beispielsweise Polyester – lösen sich für das Auge nahezu unsichtbare Plastikteile aus der Wäsche und gelangen in das Abwasser. Ironischerweise ist das besonders bei Outdoor-Funktionskleidung, wie Fleece-Jacken oder Windbreakern, aber auch Socken der Fall. Forscher der University of California schätzen, dass in einer Stadt wie Berlin auf diese Weise täglich die Plastikmenge von etwa 540.000 Plastiktüten in das Abwasser gelangt. Für das Team des Berliner Startups Guppy Friend eine klare Handlungsaufforderung: Eine Lösung musste her! Sie entwickelten einen zu 100 Prozent recyclebaren Waschsack, der die Mikroplastikpartikel beim Waschen auffängt. Die im Sack verbleibende Plastikwolle kann dann ganz einfach herausgenommen und in den Mülleimer geschmissen werden.
Waschsack aus Liebe zur Natur
Oliver Spies und Alexander Nolte, die Gründer von Guppy Friend, sind selbst sehr naturverbunden und leidenschaftliche Surfer. Als sie vor wenigen Jahren feststellten, dass ihre eigene Kleidung zur Plastikverschmutzung der Meere beiträgt, fingen sie sofort an, nach einer Lösung für das Problem zu suchen – die Geburtsstunde des Guppy Friend. Der 70 mal 50 Zentimeter große Waschsack besteht aus recycelbaren Polymerfäden, die so eng miteinander verwoben werden, dass selbst kleinste Plastikteilchen nicht hindurch passen, sondern von dem Sack gefiltert werden. Synthetikkleidung wird also einfach in den Sack gesteckt und kann dann ganz normal gewaschen werden. Meist dauert es mehrere Wäschen, bis die Rückstände im Beutel entfernt werden müssen.
Nolte und Spieß wissen, dass die Lösung des Problems eigentlich wäre, komplett auf Kleidung aus Kunststoff zu verzichten. Da dieses Ziel jedoch noch in weiter Ferne liegt, wollen sie ihre Technologie vorerst so vielen Menschen wie möglich zugänglich machen. Per Kickstarter-Kampagne haben sie Ende letzten Jahres erfolgreich 28.000 Euro eingesammelt, mit deren Hilfe eine Großproduktion der Säcke angestoßen werden kann. Ein Sack wird etwa 30 Euro kosten. Das klingt viel, trägt aber Guppy Friends Vorsatz der nachhaltigen Unternehmensführung Rechnung, denn allein die Einrichtung einer Webmaschine für 2,5 Meter breiten Guppy-Friend-Stoff dauert etwa fünf Wochen, da 62.500 Fäden von Hand eingefädelt werden müssen. Zeit, die fair bezahlt werden soll und auch das abbaubare Material der Waschbeutel fordert seinen Preis.
Mit einem Teil des Erlöses aus ihren Waschsäcken wollen die Gründer außerdem eine „Zero Plastic School“ gründen, um das Bewusstsein für das Problem in die Masse zu tragen und den gänzlichen Verzicht auf Plastik in der Kleidung zu fördern.