Eatapple: Ein Strohhalm aus Apfel

Strohhalme müssen nicht aus Plastik sein. Das Startup Eatapple modelliert z.B. Apfelsaftreste in Trinkhalme um.

Autor*in Felix Dunkl, 14.06.18

Übersetzung Felix Dunkl:

Selbst die EU kommt an der Problematik nicht mehr vorbei. Nach der Veröffentlichung der von den UN im Auftrag gegebenen Studie Single-Use Plastics. A Roadmap for Sustainability soll es 2050 mehr Plastik als Fische in den Meeren geben. Bereits jetzt landen jedes Jahr über acht Millionen Tonnen Plastik in den Weltmeeren. Insbesondere werden Wattestäbchen, Besteck, Teller, Luftballons und Trinkhalme am häufigsten an die Strände gespült. EIn Grund, warum die EU genau diese Produkte verbieten lassen will. Neben der EU haben es aber auch Initiativen wie #StopSucking, The Last Straw oder Last Plastic Straw auf Strohhalme aus Plastik abgesehen. Unter anderem werden Veranstaltungsorte aufgefordert auf Einweg-Strohalme zu verzichten (The Last Straw) oder Konsumenten wird die Absurdität der Nutzung eines einzelnen Plastiktrinkröhrchen vor Augen geführt, das sich kaum mehr abbauen lässt. 

Zwar beginnt die Geschichte der Strohhalm-Kultur schon bei den Sumerern in Mesopotamien im dritten Jahrtausend vor Christus, doch dürfte es äußerst unwahrscheinlich sein, dass Trinkröhrchen hier nur einmal genutzt wurden. Vielmehr sind sich Historiker einig, dass im Zweistromland mittels Schilfrohr oder gar aus purem Gold ungefiltertes Bier getrunken wurde und die entsprechenden Halme immer wieder verwendet wurden. Die Adaption aus Plastik kam erst in den 1960er Jahren auf und erfreute sich innerhalb kürzester Zeit enormer Beliebtheit. Im vergangenen Jahr wurden alleine in Europa rund 36 Milliarden Trinkhalme aus Plastik produziert – aber eben nach Gebrauch auch weggeschmissen. Dies entspricht einem Jahresverbrauch von 71 Strohhalmen pro EU-Bürger. 

Die Alternative zum Plastik

Diesen Zustand wollten auch drei Gründer aus Karlsruhe nicht länger hinnehmen. Was als Schnapsidee in einer Bar begann, entwickelte sich zu einem vielversprechenden Geschäftsmodell unter dem Namen Eatapple. Kurz nach dem Kneipenabend war die Idee bereits beim Patentamt in München eingetragen: Ein Strohalm, der nachhaltig und essbar und vor allem genießbar sein sollte. Als Material dienten Apfelfasern, die als Rückstand bei der Produktion von Apfelsaft übrig bleiben. Das sogenannte Apfeltrester wird vorwiegend als Futtermittel für Tiere verwendet, enthält aber viele wertvolle Inhaltsstoffe und verfügt über eine stabile Konsistenz. Zudem ist Apfeltrester in rauen Mengen vorhanden, rund 10.000 Tonnen bleiben jedes Jahr alleine in Deutschland als Rückstand übrig. Mittels einer von Hand betriebenen Nudelmaschine wurden die Röhrchen gepresst und ausgehöhlt. Dank einer erfolgreichen Crowdfounding-Kampagne kann nun eine erste kleine Serienproduktion starten. Am Deutschen Institut für Lebensmitteltechnik wird nun in größeren Mengen produziert, die Halme werden dabei mit einer automatischen Schnittmaschine in eine perfekte Form zerteilt.

Eine halbe Stunde kann der Strohhalm aus Apfelresten im Getränk sein, bevor er sich aufzulösen beginnt und den Apfelgeschmack ins Getränk abgibt. Laut den Gründern ist geschmacklich nur eine leichte Apfelnote bei klarem Mineralwasser herauszuschmecken. Darüber hinaus experimentieren die drei Gründer gerade an den Geschmacksrichtungen Erdbeere und Zitrone.     

Zwar ist die Idee eines nachhaltigen Strohhalms nicht unbedingt neu, aber in dieser Form noch nie dagewesen. Das Startup Halm produziert in Norddeutschland mehrfach wiedervendbare Trinkhalme aus Glas. Für rund 20 Euro bekommt der Kunde vier Halme sowie eine handgefertigte Bürste aus dem Erzgebirge. Und auch in der Konzerthalle Lübeck werden den Besuchern bereits essbare und geschmacksneutrale Röhrchen aus Roggenstroh gereicht. Doch vielleicht lässt sich mit Eatapple die alte Apfel-Weisheit nun auch auf Cocktails, Drinks oder Barbesuche anwenden: „An apple a day keeps the doctor away.“ 

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