Wer ein Haus besitzt, hat diverse Möglichkeiten, sich weitgehend unabhängig vom Stromanbieter zu machen. Zum Beispiel lässt sich mit einer Erdwärmesonde der eigene Strom erzeugen. Und wer in Küstennähe oder im Gebirge, also in Gegenden mit viel Wind wohnt, kann sich eine Kleinwindkraftanlage in den Garten stellen. Am gängigsten aber sind Photovoltaik-Anlagen, mit denen Sonnenenergie zur Stromerzeugung genutzt werden kann.
Was aber, wenn man nicht im Eigenheim mit Garten und Co wohnt? Auch da gibt es Möglichkeiten, eigenen, nachhaltigen Strom zu produzieren – wenn auch nicht in dem Ausmaß, wie es bei Hausbesitzern machbar ist. Immerhin: Etwa fünf Prozent sollen Besitzer von sogenannten Mini-Solarkraftanlagen einsparen können. Solche Solarmodule können auf dem Balkon oder auf der Terrasse angebracht und direkt über einen Stecker mit dem Stromnetz verbunden werden.
Das Model „Simon“, das von Greenpeace Energy und der oekostrom GmbH vertrieben wird, ist so ein Mini-Solarkraftwerk. Das Gerät kann die maximale Leistung von 150 Watt erreichen, wobei laut oekostrom GmbH der Strom in der eigenen Sphäre verbraucht wird, da er sich immer den kürzesten Weg sucht und von der Außensteckdose über die hauseigenen Stromleitungen direkt in die einzelnen Elektrogeräte wie Kühlschrank, Fernseher, Ladegeräte oder Computer fließt.
Netzbetreiber gegen den Solarstrom vom Balkon
Bisher war es für deutsche Haushalte allerdings nicht immer einfach, so ein kleines Solarkraftwerk auf dem Balkon aufzustellen, denn oft blockierten die Netzbetreiber, wie auch der Dortmunder Netzriese Westnetz, den Betrieb. Begründet wurde dies damit, dass die Sicherheit des Stromnetzes durch das Mini-Solarmodul gefährdet würde. In einem Verfahren im vergangenen Herbst musste Westnetz jedoch einräumen, dass durch eine Inbetriebnahme von Simon eine „schädliche oder störende Rückwirkung auf [das] Elektrizitätsversorgungsnetz nicht erkennbar“ sei.
Und nun wird es für deutsche Mieter noch einfacher, eine Mini-Solarkraftanlage auf dem Balkon zu installieren: Westnetz bestätigte kürzlich, dass für eine Inbetriebnahme lediglich die Kontaktdaten des Anlagenbetreibers, der Standort der geplanten Erzeugungsanlage und die technischen Daten zur Erzeugungsanlage übermittelt werden müssten. Damit wird der Aufwand, der zuvor nötig war, von Westnetz erheblich reduziert. Greenpeace Energy geht davon aus, dass dieser Fall aus NRW für Kunden aus ganz Deutschland als Argument gegenüber ihren eigenen Netzbetreibern vorbebracht werden könne: „Diese müssen sich allesamt endlich bewegen.“
Zwar haben die Mini-Solarkraftanlagen einen vergleichsweise kleinen Impact, nichtsdestoweniger tragen sie zur dezentralen Stromgewinnung bei und sind damit ein weiterer Schritt in Richtung Energiewende. Und wer ein anderes Argument als Nachhaltigkeit braucht – Kosten lassen sich damit eben auch einsparen.