Der globale Klimawandel geht uns alle etwas an. Die Bewältigung der Auswirkungen der von Menschen verursachten Emissionen wird eine der größten – wenn nicht sogar die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts. Ein wichtiger Punkt in diesem Themenkomplex ist der Verkehr. In Deutschland sind etwa 18 Prozent der CO2-Emissionen auf den Verkehr zurückzuführen. Das macht den Sektor zum drittgrößten Verursacher von Treibhausgasen. Deshalb ist die Verkehrswende ein entscheidender Faktor, wenn es um die Reduktion von CO2-Emissionen und das Erreichen der Klimaziele geht. Ansätze dafür gibt es viele: Elektromobilität, eine fahrradfreundlichere Gestaltung der Städte oder kostenloser Nahverkehr sind nur ein paar Aspekte.
Ein weiterer Schritt, um vor allem Städte zu entlasten, ist die vermehrte Nutzung von Lastenrädern anstelle von Autos oder anderen motorisierten Fahrzeugen. Neben der Einsparung an CO2-Emissionen haben Lastenräder im urbanen Raum viele weitere Vorteile. Sie produzieren weniger Lärm und nehmen weniger Platz in Anspruch. In größeren Städten Deutschlands gibt es schon einige Initiativen und Unternehmen, die Transport- und Lastenräder in den Fokus stellen. Das Berliner Unternehmen Velogista nutzt beispielsweise elektrifizierte Lastenräder, um Lieferautos in der Innenstadt zu ersetzen. Doch auch für den privaten Gebrauch können die Räder den PKW ersetzen, da Einkäufe und andere Besorgungen gut damit erledigt werden können. Dazu muss nicht jede*r ein solches Gefährt besitzen, um den bestmöglichen Nutzen zu erzielen. In Berlin zum Beispiel ist es durch eine Initiative der ADFC möglich kostenlos Lastenräder auszuleihen. Die Prinzipien der Sharing Economy lassen sich vor allem in Städten gut anwenden.
Doch was ist mit kleineren Städten und Kommunen? Das Pilotprojekt “Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen”, kurz: TINK, hat dies seit Sommer 2016 in zwei Städten getestet.
In den Pilot-Städten Konstanz und Norderstedt wurde ein öffentliches Transportrad-Mietsystem aufgebaut, das es erlaubt, Informationen über die Beliebtheit der öffentlichen Räder zu sammeln. Diese Erfahrungen sollen es dann ermöglichen, das Konzept auch auf andere Kommunen zu übertragen. Beide Städte wurden mit jeweils 24 Transporträdern an mindestens 12 Standorten ausgestattet. Die Räder können mittels Internet, App, per Telefon und in Norderstedt auch an Terminals gemietet werden. In Konstanz kommen statt Terminals Bordcomputer an jedem Rad zum Einsatz, die das Fahrradschloss nach Eingabe eines Codes oder mit RFID-Chips öffnen. Dabei werden zwei verschiedene Rädertypen angeboten: Ein zweirädriges Transportrad mit Platz für zwei Getränkekisten und ein dreirädriges Transportrad mit Platz für vier Getränkekisten. Über 5.000 Menschen haben sich in den beiden Städten für den Service angemeldet, was in 20.000 Ausleihen und 40.000 Nutzungsstunden in zwei Jahren resultierte. Das Projekt wurde wissenschaftlich begleitet und kommt zu dem Schluss, dass 50 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer mit der Ausleihe des Transportrades eine Autofahrt ersetzen. Das positive Ergebnis lässt hoffen, dass weitere Kommunen diesen Schritt wagen und Fahrräder und Lastenräder gegenüber Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor priorisieren.